Wenn es um Doping geht, sind viele Sportler nicht um eine kuriose Ausrede verlegen (Bildquelle: Flickr/Marco Verch Professional Photographer/CC BY 2.0)

Doping: Die 10 kreativsten und dämlichsten Ausreden der Sport-Stars

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Europameisterschaft, Wimbledon und bald die Olympiade in Tokio! Diesen Sommer sind alle Augen auf den Sport gerichtet. Zuschauer auf der ganzen Welt werden die Höchstleistungen der besten Sport-Stars mitverfolgen. Doch nicht immer sind diese ausschließlich die Frucht harten Trainings.

Doping ist seit jeher ein Problem in so ziemlich jeder Sportart, doch die Behörden und Ligen sind auf Zack: Den SportlerInnen von heute wird es fast unmöglich gemacht, unbemerkt zu dopen. Somit bekommt man auch nicht mehr so viele kuriose Erklärungen und Ausreden der ertappten Athleten zu hören.

Wir haben daher das Netz nach den kuriosesten, kreativsten und gleichzeitig dämlichsten Ausreden aller Zeiten durchstöbert. Bei den Ergebnissen kann man sich ein Schmunzeln kaum verkneifen.  

1. Recherche für ein Buch über Doping

Radsportler Mario De Clercq

Die Welt wartet gespannt auf das Doping-Buch von Radsportler Mario De Clercq (Bildquelle: Wikimedia/Paul Hermans/CC BY-SA 3.0)

Der Radsport hat schon einige Doping-Geschichten hervorgebracht. Während Radrennsportler wie Jan Ulrich und Lance Armstrong vermutlich für die größten Doping-Skandale gesorgt haben, geht der Preis für die beste Doping-Ausrede an den Belgier Mario De Clercq. 2003 wurde der mittlerweile 55-Jährige mit Wachstumshormonen, dazu passenden Trainingsplänen und Notizen über gemessene Hämatokritwerte in seinem Blut erwischt.

Seine Reaktion? Er stelle Recherchen zum Thema Doping an, die er benötige, um einen Roman zu schreiben. Glauben wollte man ihm das nicht so recht, er wurde für zwei Jahre gesperrt. Auf das Buch warten wir noch heute.

2. Das Hotel hat die Tasse nicht richtig abgespült

Im Fußball kommen vergleichsweise selten Doping-Skandale ans Licht, doch auch in diesem Sport hat man schon die ein oder andere unglaubliche Geschichte gehört.

Der ehemalige Bayern München Kicker und Bundesligist Paolo Guerrero, der seit 2004 das eigene Nationalteam in Peru unterstützt, machte 2017 Doping-Schlagzeilen. Bei einer Zufallskontrolle vor einem Freundschaftsspiel gegen Argentinien wurde er positiv auf die Abbauprodukte von Kokain getestet. Guerrero hatte dafür eine völlig logische Erklärung:

Ich habe im Hotel aus einer Tasse getrunken, in der im Vorfeld wohl Kokatee serviert wurde. Die haben die Tasse nicht gespült und mir einfach neuen Tee eingeschüttet. So wurde mein Getränk verunreinigt.

Die Unschuldsmiene nahm ihm die FIFA jedoch nicht ab, weswegen der peruanische Top-Stürmer auf seine Teilnahme an der WM 2018 verzichten musste.

3. Mama hat mir Bonbons aus Peru geschenkt

Kokablätter Coca

Waren die Bonbons aus Peru in Kokablätter eingewickelt? (Bildquelle: Wikimedia/Darina/CC BY-SA 3.0)

Peru wird im negativen Sinne oft mit der Droge Kokain in Verbindung gebracht. Scheinbar schleicht sich das weiße Pulverchen im südamerikanischen Staat überall hinein.

Glaubt man dem italienischen Radprofi Gilberto Simoni, der 2004 ebenfalls positiv auf Kokainmetaboliten getestet wurde, dann sollte man in Peru besser keine Bonbons lutschen.

Der heute 49-Jährige behauptete damals, seine Mutter habe ihm Bonbons aus Peru zugeschickt, die in Kokablätter eingewickelt gewesen seien. Ob ihm von den vielen Tüten Bonbons, die er hätte essen müssen, um positiv auf Kokain getestet zu werden, nicht schlecht geworden ist, ist eine andere Frage.  

4. Mamas Medizin ist in die Nudeln gefallen

In Italien scheinen immer die Mütter die Schuld zu tragen. Auch die italienische Tennisspielerin Sara Errani übergab die Verantwortung an ihre liebe Mamma ab, nachdem sie 2017 positiv auf die verbotene Substanz Letrozol getestet wurde.

In diesem Fall soll das Krebsmedikament Femara, welches ihre Mutter habe nehmen müssen, einfach so beim Kochen mit in den Topf gefallen sein. Das passiere wohl öfter, da Mamma das Medikament direkt in dem Schrank über dem Herd lagere.

Tortellini Nudeln Pasta Basilikum Tomaten

Positiver Drogentest? Die Tortellini waren Schuld! (Bildquelle: Pixabay)

Um der ganzen Welt zu zeigen, wie plausibel ihre Erklärung doch ist, stellte Errani das Malheur sogar in einem Video an ihre Fans nach. Tatsächlich akzeptierte sogar der Internationale Tennis-Verband ihre Erklärung und reduzierte ihre Sperre auf zwei Monate. Mamma soll sich seitdem ein neues Plätzchen für ihre Tabletten gesucht haben.

5. Das Blut meines unsichtbaren Zwillings

Bei der wirklich sehr abstrusen Doping-Ausrede des US-Radrennprofis Tyler Hamilton fragt man sich, welche Drogen er noch so genommen haben könnte. Der heute 50-Jährige war im Rahmen der Olympischen Spiele 2004 zweimal durch eine Doping-Kontrolle gefallen. Der Radsportler soll Fremdblutdoping begangen haben.

Das Fremdblutdoping gilt als eine besonders gefährliche Form des Dopings. Über Transfusionen wird das Blut eines anderen Menschen, der die gleiche Blutgruppe und den gleichen Rhesusfaktor hat, in den eigenen Blutkreislauf eingeführt. Die Idee dahinter ist, dass die Hämoglobinkonzentration und damit das Volumen der roten Blutkörperchen erhöht wird. Auf diese Weise kann das Blut mehr Sauerstoff aufnehmen und transportieren, was die körperliche Leistung erhöht.

Doch woher kam das fremde Blut in Tyler Hamiltons Blutbahnen? Ganz einfach: Als der kleine Tyler noch im Bauch seiner Mutter war, hatte er einen Zwilling. Dieser starb jedoch als Fötus und wurde von Tyler absorbiert. Seitdem trägt Tyler auch das Blut seines Zwillings in sich. Während es dieses Phänomen in der Medizin durchaus gibt, gestand Hamilton Jahre später ein, dass dies damals eine sehr „schamlose Lüge“ gewesen sei.

6. Asthma-Spray explodiert

Die deutsche Mountainbikerin Yvonne Kraft ist aus ihrer Doping-Geschichte recht glimpflich herausgekommen. 2007 wurde die Sportlerin positiv auf ein Asthma-Mittel getestet, welches auf der Liste verbotener Substanzen steht. Ihre Erklärung schien damals zumindest den Radsportverband UCI überzeugt zu haben. Das Spray mit dem Namen Fenoterol habe ihrer Mutter gehört.

Asthma-Sptray Hand

Hat die deutsche Mountainbikerin das Spray nur aus Versehen eingeatmet? (Bildquelle: Publicdomainpictures/CC0 Creative Commons)

Eines Tages sei es dieser nicht gelungen, das Spray zu öffnen. Kraft habe daraufhin helfen wollen und habe die Dose kräftig auf den Tisch geschlagen. Diese habe dann jedoch eine ganze Wolke des Mittels freigesetzt. Die Sportlerin sei daher nicht umhergekommen, ungewollt eine ordentliche Portion zu inhalieren. Glaubwürdig genug für den Verband, erhielt Kraft keine Sperre, sondern lediglich eine Verwarnung.

7. Der Masseur hat es in meinen Körper geknetet

Justin Gatlin

Justin Gatlin beschuldigte seinen Masseur eines fiesen Doping-Angriffes (Bildquelle: snl.no/Av Fernando Frazão/Agência Brasil/CC BY 3.0 NO)

Eher weniger glaubwürdig hören sich hingegen die Geschichten des Leichtathleten Justin Gatlin an. Nachdem er 2001 bereits positiv auf Amphetamine getestet worden war, die angeblich aus der ADHS-Medizin stammten, die er seit seiner Kindheit nehmen müsse, wurde er 2006 mit erhöhten Testosteron-Werten erwischt. Die Schuld dafür gab er seinem Masseur.

Dieser soll das Hormon auf magische Weise bei einer Massage durch die Haut in seinen Blutkreislauf gebracht haben. Zum möglichen Motiv des fiesen Masseurs hatte Gatlin leider keine Story auf Lager.

8. Zu viel Sex mit der eigenen Frau

Wegen erhöhter Testosteronwerte machte sich auch US-Sprinter Dennis Mitchell 1998 bei den Anti-Doping-Behörden einen Namen. Sollte seine Erklärung keine faule Ausrede darstellen, kann man ihm die körperliche Höchstleistung nur schwer verübeln, denn der Grund für seinen auffälligen Hormonhaushalt soll die reine Liebe und Hingabe zur eigenen Frau gewesen sein.

In der Nacht vor seinem positiven Test habe er ganze viermal Sex mit seiner Frau Damu Cherry-Mitchell gehabt. Schließlich sei es ihr Geburtstag gewesen und er habe sie ausgiebig verwöhnen wollen.

 

 
 
 
 
 
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Den Leichtathletik-Weltverband konnte der heute 55-Jährige damals nicht überzeugen. Viermal Sex in einer Nacht schien den älteren (und vielleicht aus der Übung gekommenen?) Herren im Vorstand doch zu unglaubwürdig. Mitchell erhielt daher eine Sperre von zwei Jahren. Tatsächlich enttarnte der Sprinter selbst seine Erklärung Jahre später als Lüge. Letztendlich gestand er ein, Wachstumshormone injiziert bekommen zu haben.

9. Steroide in der Sonnenkreme

Therese Johaug

Wollte sich die Norwegerin nur vor einem Sonnenbrand schützen? (Bild: Flickr/ Redningsselskapet/CC BY-NC-SA 2.0)

Die Karriere der norwegischen Ski-Langläuferin Therese Johaug erhielt 2016 einen heftigen Dämpfer. Bei einer Doping-Kontrolle wurde sie positiv auf das androgene und leistungssteigernde Steroid Clostebol getestet.

Doch die siebenmalige Ski-Weltmeisterin und Olympiasiegerin beharrte darauf, die Substanz nicht absichtlich eingenommen zu haben. Vielmehr habe sie einen Sonnenbrand auf ihren Lippen behandeln wollen und das Clostebol sei wohl in der Sonnencreme enthalten gewesen.

Obwohl Sonnenbrände in Skigebieten nicht ungewöhnlich sind, glaubte die Anti-Doping-Behörde Norwegens ihr nicht und sperrte die Sportlerin für 18 Monate.

10. Jemand hat mir die Zahnpasta manipuliert

Ein Klassiker unter den Doping-Geschichten, der in unserer Liste natürlich nicht fehlen darf, ist die sogenannte „Zahnpastaaffäre“ rund um die deutsche Olympia-Legende Dieter Baumann. Sieben Jahre nach seinem spektakulären Olympia-Auftritt 1992 wurde der Leichtathlet positiv auf das anabole Steroid Norandrostendion getestet.

Nachdem Baumann sich perplex über dessen Herkunft zeigte, fand man heraus, dass die Zahnpasta schuld gewesen sein soll. Jemand musste Baumann das Mittel in die Tube gemischt haben.

Der deutsche Doping-Experte Werner Franke bezeichnete die Erklärung damals als plausibel, der Deutsche Leichtathletik-Verband sprach Baumann daher frei. Der internationale Leichtathletik-Verband sperrte ihn dennoch für 15 Monate. Ob Baumann seine Zahnpaste wohl seither besser bewacht? Hier können Sie sich noch einmal die ganze Geschichte anhören:

Ob die diesjährigen Sport-Events frische und ebenso kuriose Doping-Skandale und -Stories hervorbringen werden, bleibt fraglich.

Die Doping-Ausreden der Vergangenheit haben in jedem Fall gezeigt, dass viele SportlerInnen nicht nur im (wenn auch unfairen) Wettbewerb etwas drauf haben, sondern es ihnen auch nicht an Kreativität mangelt, wenn es darum geht, sich aus der Affäre zu ziehen.

Hätten Sie den Sport-Stars geglaubt?

 

Quellen:

  • https://www.dw.com/de
  • https://www.zeit.de
  • https://www.wired.com
  • https://www.cyclingnews.com
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Sonja Çeven
Sonja Çeven

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