Freitag, 19. April 2024

In Wales hat ein Großteil der Minderjährigen Glücksspiel Erfahrung

Spielautomaten

Eine in dieser Woche in Wales veröffentlichte Studie zeigt, wie weit das Glücksspiel unter den walisischen Minderjährigen verbreitet ist. Demnach haben mehr als 40 % der 11- bis 16-Jährigen bereits erste Erfahrungen mit dem Glücksspiel gemacht.

Hauptbestandteil der von der Universität Cardiff initiierten Studie war eine Umfrage unter 103.971 Minderjährigen aus Wales. 41 % von ihnen gaben an, im letzten Jahr gespielt zu haben. Zusätzliche Sorge bereitet den Forschern, dass über ein Siebtel von ihnen erklärte, sich nach dem Spiel schon einmal schlecht gefühlt zu haben.

Die jetzt vorgestellten Ergebnisse decken sich mit Erkenntnissen der britischen Glücksspielaufsicht. Diese hatte im Rahmen einer Studie zum Glücksspiel junger Briten [Seite auf Englisch] im letzten Jahr festgestellt, dass rund 39 % der 11- bis 16-Jährigen bereits mit eigenem Geld gespielt habe. Die Studie zeigte gleichzeitig, dass den Jugendlichen die Problematik durchaus bewusst sei: 59 % von ihnen erklärten, dass Glücksspiele gefährlich seien.

Am populärsten sind nach Erkenntnissen der Studie Spielautomaten und Rubbellose. Demnach hätten im letzten Jahr 4,6 % an Slots gespielt und 2,9 % Rubbellose gekauft. Auch private Spiele im Freundeskreis oder Lotto seien beliebt. Zudem gaben immerhin 1,2 % der Minderjährigen an, innerhalb der letzten zwölf Monate in einem Wettbüro Geld gesetzt zu haben.

Jungen spielen mehr als Mädchen

Im Rahmen der Studie wurde eine vertiefte Befragung von 37.363 Minderjährigen durchgeführt, die weitere Erkenntnisse über die persönlichen Eigenschaften der jungen Spieler ermöglichte.

Demzufolge seien es hauptsächlich Jungen und Personen mit Migrationshintergrund, die überproportional oft mit dem Glücksspiel in Kontakt kämen. So spielte mit 49 % knapp die Hälfte der Jungen, während es bei den Mädchen lediglich 38 % seien. Zudem läge der Anteil der Jugendlichen mit Migrationshintergrund (48 %) über dem der Befragten mit kaukasischem Hintergrund (40 %).

Die Umfrage förderte darüber hinaus zu Tage, dass gerade Kinder im Alter von elf und zwölf Jahren angaben, im letzten Jahr ein- oder mehrmals gespielt zu haben: Bei ihnen lag der Anteil bei 49 % und damit weit über den durchschnittlichen 41 % aller Teilnehmer.

In der Erklärung der Universität zu dem Thema heißt es:

Angesichts der Tatsache, dass unter denen, die im letzten Jahr gespielt haben, die 2007 Geborenen im Vergleich zu höheren Jahrgängen einen größeren Anteil einnehmen, könnten weitere Untersuchungen über die Art von Spielverhalten und Alter lohnenswert sein.

Bezogen auf die Befindlichkeit der Befragten kommen die Forscher zu dem Ergebnis, dass vor allem Menschen empfänglich für das Glücksspiel seien, die ein Gefühl des „Nicht-Dazugehörens“ zu sozialen Gruppen in sich trügen. Dies beziehe sich sowohl auf das schulische Umfeld als auch auf die Herkunft.

Mitglieder dieser Gruppe würden sich nach dem Glücksspiel darüber hinaus besonders häufig schlecht fühlen: Bei ihnen läge der Anteil um das Drei- bis Vierfache über dem Durchschnitt.

Der Autor der Studie, Professor G.J. Melendez-Torres, erklärte:

Unsere Erkenntnisse demonstrieren, wie wichtig es ist, junge Menschen und Eltern über die potentiellen Schäden des Glücksspiels zu informieren und Verhaltensempfehlungen für Schulen und den Bildungssektor zu unterstützen, um das Bewusstsein für diese Problematik zu steigern.

Facebooks Algorithmen kommen zu ähnlichem Ergebnis

Die Ergebnisse der Studie bestätigen, was die Algorithmen von Facebook längst herausgefunden haben: Facebooks Software fügte nach Recherchen der britischen Tageszeitung The Guardian und dem staatlichen dänischen Fernsehen 740.000 minderjährigen Nutzern automatisch ein Interesse am Glücksspiel zu den persönlichen Vorlieben hinzu.

Facebooks Algorithmen nahmen die Ergänzungen dabei nicht wahllos vor, sondern bewerteten das potentielle Interesse anhand der von den Nutzern abgesetzten Posts und Interaktionen. Das Verhalten des Social Media-Giganten wurde scharf kritisiert; insbesondere, weil der Konzern darüber hinaus 940.000 Minderjährigen ein Interesse an alkoholischen Getränken zuschrieb. Facebook betonte jedoch, dass das Unternehmen die Schaltung von Werbung für Alkohol oder Glücksspiel keinesfalls zulasse.

Die Erkenntnisse der Algorithmen zeigen allerdings deutlich, wie verbreitet das Glücksspiel in der Altersklasse der jugendlichen Nutzer bereits ist. Dies verleiht den Ergebnissen der Studie aus Wales zusätzliches Gewicht.