Traditionell wird Russisches Roulette mit einem Revolver und einer von sechs befüllten Kammern gespielt (Bildquelle: Pixabay)

Russisches Roulette – Alles über das gefährlichste „Glücksspiel“ der Welt

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Beim Glücksspiel kann man gewinnen, oder auch alles verlieren. Doch was ist, wenn nicht Geld der Wetteinsatz ist, sondern das eigene Leben? Die Rede ist vom Russischen Roulette (oder auch Russisch Roulette), dem wohl gefährlichsten „Glücksspiel“ der Welt.

Es gibt wohl kaum jemanden, der den Begriff Russisches Roulette noch nie gehört hat. In der Alltagssprache ist der Ausdruck oft Synonym für sehr riskante Unternehmungen, die einen Einsatz fordern, der den möglichen Ausgang schlicht nicht wert ist.  

Doch woher stammt das Russische Roulette Spiel und was hat Russland eigentlich damit zu tun? Wir verraten Ihnen alles über die mutmaßlichen Ursprünge, die „Gewinnchancen“ und vieles mehr.  

Mehrere Theorien über den Ursprung des Spiels

Tatsächlich ist der Ursprung des Spiels bis heute unbekannt. In der Literatur tauchte der Ausdruck erstmals im 20. Jahrhundert auf, das Konzept jedoch schon ein Jahrhundert früher, und, wie der Name schon sagt, drehen sich die Geschichten immer um tollkühne (oder sagen wir lieber lebensmüde?) Russen.  

Soldaten der russischen Zar-Armee Czar Nicholas II

Die mutmaßlichen Ursprünge des Spiels liegen im russischen Zarenreich (Bildquelle: romanovempire/CC0)

Eine gängige Theorie über den Ursprung des Russischen Roulettes geht bis in das Zarenreich und damit bis ins 16. Jahrhundert zurück. So soll die damalige Armee der Zaren das Spiel als einen Trick vorgeführt haben, um Zuschauer zu beeindrucken.

Einer anderen Theorie nach sollen russische Gefängniswärter zur eigenen Unterhaltung Häftlinge zum Spielen des Spiels gezwungen und dabei untereinander über den Ausgang gewettet haben.

Wieder andere glauben, dass die russische Polizei das Spiel als eine Art Foltermethode genutzt hat, um Gefangene unter Druck zu setzen und zum Reden zu bringen.

Deutlich höhere „Gewinnchancen“ als beim Glücksspiel

Ein Großteil der Menschen würde ein Angebot zum Mitspielen beim Russischen Roulette sicherlich dankend ablehnen. Abgesehen davon, dass man außer dem eigenen Überleben und einer gehörigen Portion Adrenalin nichts „gewinnen“ kann, sind die Chancen auf einen ungewollten Suizid ziemlich unattraktiv.

Die „Gewinnchancen“, hier im negativen Sinne zu verstehen, hängen von der Art der Schusswaffe und der Menge der Ladung ab. Bei einschüssigen Pistolen liegen die Chancen bei 50/50, denn hier kommt es schlicht darauf an, ob die jeweilige Pistole geladen ist oder nicht.

Revolver Pistolen Munition Kugeln Patronen

Wer das Spiel mit einschüssigen Pistolen statt Revolvern spielt verringert seine Überlebenschancen deutlich (Bildquelle: Publicdomainpictures/CC0)

In der klassischen Variante des Russischen Roulettes, sowohl in der Fiktion als auch im realen Leben, werden jedoch Revolver genutzt. Bei diesen befindet sich hinter dem Lauf eine drehbare Trommel mit meist sechs Kammern, die mit jeweils einer Patrone befüllt werden können.

„Traditionell“ wird für das Russische Roulette Spiel eine von sechs Kammern befüllt. Die Trommel wird dann gedreht, sodass der Spieler nicht weiß, wo genau sich die Kugel befindet. Die Chancen, in der ersten Runde abzufeuern, liegen demnach bei eins zu sechs, also 16,6 %.

[Zum Vergleich: Beim echten Glücksspiel Roulette liegen die Chancen, auf die eine richtige Zahl zu tippen bei 2,63 %.]

Roulette Kessel

Wer beim Roulette nur auf die Farbe setzt hat samt Hausvorteil Gewinnchancen von 47,37 % (Bildquelle: Pixabay)

Ohne erneutes aktives Drehen der Trommel springt diese eine Kammer weiter. Die Patrone ist nun in einer der fünf verbleibenden Kammern, die „Schuss-Chancen“ liegen daher bei 20 %. Ist bis hierhin immer noch nichts passiert, bleiben vier Kammern und damit eine Wahrscheinlichkeit von 25 %.

Bei nur noch drei Kammern bleibt eine mathematische Wahrscheinlichkeit von 33,3 % bei nur zwei Kammern eine Chance von 50 %. Wer die sechste Runde dann auch noch spielt, begeht praktisch wissentlich Suizid.

Das Spiel wird meist zu zweit gespielt. Um den Spielern in jeder Runde dieselben Überlebenschancen zu gewähren, müsste die Trommel nach jedem Abdrücken neu gedreht werden.

Bekannte Spieler und Opfer des Russischen Roulette Spiels

In der Geschichte gibt es zahlreiche reale Fälle, in denen Russisch Roulette Spieler für Schlagzeilen gesorgt haben. In vielen Fällen endete ihr Glücksspiel tödlich. Manche wiederum hatten mehr Glück, so zum Beispiel der berühmte muslimische Afroamerikaner und Menschenrechtler „Malcom X“.

Während seiner früheren „Karriere“ als Einbrecher soll er seine Mittäter beim Russischen Roulette davon überzeugt haben, keine Angst vor dem Tod zu haben, schrieb er später in seiner Autobiografie. Allerdings gestand er ein, genau gewusst zu haben, in welcher Kammer sich die Patrone befunden habe.  

Malcolm X Martin Luther King

Malcolm X (rechts im Bild) soll mit gefaketem Russisch Roulette seinen Mut bewiesen haben (Bildquelle: Flickr/pingnews/Public Domain Mark 1.0)

Ein regelrechter Skandal hatte sich hingegen im Jahr 1973 in der US-amerikanischen Großstadt Dallas zugetragen. Ein Polizist soll in einem Verhör von zwei Minderjährigen, die sich des Einbruchs schuldig gemacht hatten, Russisches Roulette gegen die beiden gespielt haben.

Abwechselnd soll er den Lauf an die Köpfe der beiden gehalten und abgedrückt haben. Das jüngere Kind, ein mexikanisch-amerikanischer Junge im Alter von nur 12 Jahren, soll er auf diese Weise getötet haben.

Drei Jahre später, im Jahre 1976, schrieb der finnische Magier Aimo Leikas Russisch-Roulette-Geschichte. Er führte das Spiel als einen Stunt vor, den er bereits seit einem Jahr performte. Am 10. September des Jahres ging der Stunt schief und er erschoss sich vor anwesendem Publikum.

Ebenfalls verkalkuliert hatte sich im Jahr 1984 der US-amerikanische Schauspieler Jon-Erik Hexum. Aus Langeweile zwischen den Filmszenen soll er mit einem mit Platzpatronen geladenen .44 Magnum Revolver gespielt haben. Die potenzielle Zerstörungskraft der Patronen scheint er dabei unterschätzt zu haben.

Der Aufprall der Kugel brach seinen Schädel, wodurch eine massive Hirnblutung entstand. Im Beverly Hills Medical Center wurde er kurz darauf für gehirntot erklärt.

Bei Magiern, die ihre Zuschauerschaft in Atem halten wollen, ist Russisches Roulette als Stunt sehr beliebt. Der britische Zauberkünstler und Mentalist Derren Brown führte einen derartigen Trick im Live-TV vor und sorgte damit für einen großen Aufschrei in den Medien. Hier das Video zum Stunt [in englischer Sprache].

Um die sichtlich geschockten Fernsehzuschauer zu beruhigen, bestätigte die Polizei zwei Tage später in einem offiziellen Statement, über den Stunt informiert gewesen und versichert worden zu sein, dass es sich nicht um echte Patronen gehandelt habe.

Der wohl jüngste sehr publike Fall eines Russisch Roulette Spiels ist der des MMA Kämpfers Ivan „JP“ Cole. 2016 berichteten internationale Medien, dass sich der Sportstar beim Russischen Roulette selbst erschossen haben soll. Seine Frau erklärte gegenüber der Öffentlichkeit, dass es sich um ein schreckliches Versehen infolge einer dummen Entscheidung gehandelt habe.

Studien gehen dem „typischen“ Spieler auf den Grund

Angesichts des erstaunlich weit verbreiteten Vorkommens von Russisch Roulette Partien beschäftigt das Thema auch die Forschung. Mittlerweile gibt es daher zahlreiche Studien zum Thema, in denen erörtert wird, welche Arten von Mensch sich zu dem überaus riskanten Spiel verleiten lassen.

Laut einer Studie des Psychiaters David A.Fishbain et al. aus dem Jahr 1987 unterscheiden sich Russisch Roulette Opfer deutlich von „normalen“ Suizidopfern. Die untersuchten Spieler, die mit tödlichem Ausgang am Russischen Roulette teilgenommen hätten, seien weniger häufig in ihren Schlafzimmern oder morgens verstorben, was bei anderen Suizidfällen durch Erschießen sehr gängig sei.

Auch hätten sie keine Nachricht an Hinterbliebene hinterlassen und seien allgemein deutlich seltener depressiv gewesen. Stattdessen sei bei ihnen das Vorkommen von Alkohol- und Drogenmissbrauchs deutlich erhöht gewesen.

Kokain Pulver Totenkopf Rasierklinge Waage

Studien bringen Russisches Roulette mit Drogenkonsum in Verbindung (Bildquelle: PxHere/CC0)

Eine Studie aus dem Jahr 2008, durchgeführt von den US-amerikanischen Universitätsprofessoren Steven Stack und Ira Wasserman, hingegen solle herausfinden, inwieweit Geschlecht, Alter, Herkunft und Familienstatus eine Rolle spielen. In ihrer Studie identifizierten sie den „typischen Russisch Roulette Spieler“ als männlich, jung, unverheiratet und afroamerikanischer Abstammung.

Eine ähnliche Untersuchung führte auch die US-Forensikerin Kim A. Collins durch. In ihrer Studie untersuchte sie Russisch Roulette Opfer zwischen 13 und 19 Jahren. Ihren Ergebnissen zufolge sind genau 50 % der umgekommenen Spieler afroamerikanischer Herkunft. Unabhängig der ethnischen Abstammung spielten jedoch vor allem Alkohol- und Drogenkonsum eine Rolle, so das Ergebnis der Studie.

Ungefährlichere Varianten des Spiels

Das Wissen, dass Russisches Roulette eher kein cleverer Zeitvertreib ist, scheinen glücklicherweise die meisten Menschen zu teilen. Viele, die das Spiel reizvoll finden, aber doch gern mit Garantie überleben wollen, haben sich über die Zeit ungefährlichere Varianten des Spiels ausgedacht.

In der russischen Stadt Perm beispielsweise wird Russisch Roulette mit nicht tödlichen Elektroschock-Pistolen gespielt. Die Spielweise bleibt dabei die gleiche, nur statt dem sicheren Tod kommen Spieler im schlimmsten Fall mit Ohnmacht, im Glücksfall nur mit einem sehr unangenehmen Elektroschock davon.

Auch gibt es Variationen mit Farbpatronen, wobei auch hier äußerste Vorsicht wallten sollte, da auch diese sehr unangenehme Verletzungen verursachen können. Deutlich weniger riskant ist da beispielsweise das „Russisch Roulette Trinkspiel“, bei dem fünf Shotgläser mit Wasser und eines mit Vodka gefüllt werden. In den meisten Fällen sollten Spieler das Spiel mit nichts Schlimmerem als einem Kater überstehen.

Paintball Farbpistole

Russisches Roulette mit Farbpatronen dürfte um einiges sicherer sein (Bildquelle: Pixabay)

Auch für Facebook gibt es seit einigen Jahren eine Russisch Roulette App, die als Witz gedacht ist. Wer sich die App herunterlädt, riskiert zu 16,6 %, dass sein Account permanent gelöscht wird.

Was die Abwandlung des Killer-Spiels anbelangt, sind der Vielfalt und Kreativität im Grunde keine Grenzen gesetzt. Um Verletzungen oder gar ein ungeplantes Ableben zu vermeiden, sind Versionen wie das Facebook Russisch Roulette oder ähnliche jedoch klar vorzuziehen.

Russisches Roulette in der klassischen Literatur

Wer sich nicht selber am Spiel oder dessen Abwandlungen beteiligen möchte, der kann sich der Thematik folgenlos in Literatur, Film oder Musik hingeben. Wie bereits eingangs erwähnt, wurde das Spiel unter seinem heutigen Namen erstmals im 20. Jahrhundert in der Literatur erwähnt.

Das Konzept tauchte jedoch schon ein Jahrhundert früher in der Literatur auf. So beschreibt der russische Autor Mikhail Lermontov in seinem 1840 veröffentlichten und heute als klassisch geltenden Roman „Ein Held unserer Zeit“, wie zwei Soldaten der Zar-Armee das Spiel spielen, um das Schicksal herauszufordern. Die beiden spielen das Spiel jedoch mit einer Ein-Schuss-Pistole und somit einem 50/50-Risiko.

Der Name „Russisches Roulette“ wird heute jedoch dem in der Schweiz geborenen und in den USA bekannt gewordenen Autor Georges Arthur Surdez zugeschrieben. In seiner 1937 unter dem Namen „Russian Roulette“ veröffentlichten Kurzgeschichte lässt er zwei russische Offiziere das Spiel spielen, allerdings mit fünf gefüllten und nur einer leeren Revolverkammer.

Russisches Roulette als beliebtes Film-Extra  

Auch in den letzten Jahrzehnten wurde das Russische Roulette immer wieder von der Unterhaltungsindustrie thematisiert. Das 1987 erschienene Kriegsdrama „Die durch die Hölle gehen“ [Originaltitel: Deer Hunter] beinhaltet eine Filmszene, in der südvietnamesische und US-amerikanische Soldaten in Gefangenschaft zum Russisch Roulette gezwungen werden.

Ihre Kidnapper, Mitglieder der Nationalen Front für die Befreiung Südvietnams, wetten miteinander, wer das Spiel überleben und wer sterben wird. Nach Erscheinen des Films sollen mehrere Teenager nach Nachahmung des Spiels tot aufgefunden worden sein, weshalb die Macher beschuldigt wurden, die Jugend zu gefährlichen Aktionen inspiriert zu haben.

 

Eine bekannte Russisch Roulette Szene findet sich auch in dem Film Starsky & Hutch aus dem Jahr 2004. In der Kriminalkomödie spielt Starsky (gespielt von Ben Stiller) ein vermeintlich gefaktes Russisch Roulette Spiel, ohne zu wissen, dass die Waffe tatsächlich geladen ist.

Ebenfalls für Spannung bei den Zuschauern sorgte eine Russisch Roulette Szene in der 2005 erschienenen Kriminalkomödie „Kiss Kiss, Bang Bang“. In dem Film wird der Sicherheitswachmann einer Klinik von dem Kleinkriminellen Harry Lockhart (gespielt von Robert Downey Jr.) zum Russisch Roulette gezwungen.

Auch in dem 2013 erschienenen Comedy-Actionfilm „2 Guns“ mit Denzel Washington in einer der Hauptrollen kommt das Spiel Russisch Roulette vor. In dem Film droht der korrupte CIA-Agent Earl (gespielt von Bill Paxton) dem DEA-Agenten Robert „Bobby“ Trench (Denzel Washington) mit einer Partie Russisches Roulette, für das er selbst erklärt eine Vorliebe hat.

Songs über und mit Russisch Roulette

Auch an der Musikwelt ist das Russische Roulette als Thema nicht vorbeigegangen. Gleich mehrere Songs tragen das Spiel sogar direkt als Titel, mal im wörtlichen, mal im übertragenen Sinn. 2009 brachte beispielsweise Rihanna ein Lied mit dem Titel „Russian Roulette“ heraus.

Weniger bekannt, aber auf Spotify ebenfalls beliebt, ist auch das Lied „Russian Roulette der Band Tungevaag, Raaban, Charlie Who? Im Refrain des Songs heißt es:

Holt die Pistolen heraus, wir lieben die Gefahr. Eins, zwei, drei, drück den Abzug. Eine Kugel verbleibt in der Kammer. Lasst uns Russisches Roulette spielen.

Eher etwas für den speziellen Musikgeschmack, aber auch im K-Pop ist das Thema Russisches Roulette angekommen. Relativ bekannt ist der Song „Russian Roulette“ von der koreanischen Girl-Group Red Velvet. Dem Lied, welches 2016 herauskam, ist immerhin eine eigene Wikipedia-Seite gewidmet. Vor allem in Japan soll der Titel gut angekommen sein.

Natürlich gibt es viele viele weitere Beispiele für die Erwähnung des Russischen Roulette Spiels in der Film- und Musik-Szene. Dass von dem Spiel eine gewisse Faszination ausgeht, ist dabei nicht zu leugnen. Am besten ist es aber, wenn das Spiel reine Fiktion bleibt und in Filmen oder Liedern für Unterhaltung sorgt.

 

Quellen:

  • https://www.backtothemovies.com/
  • https://www.rbth.com/
  • https://www.imdb.com/
  • https://www.youtube.com/
  • https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/
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Sonja Çeven
Sonja Çeven

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