Bingo ist auf der ganzen Welt beliebt. Doch wo nimmt das Spiel seinen Ursprung? (Bildquelle: Wikimedia/Edwin Torres/CC BY 2.0)

Bingo! – Der zeitlose Glücksspiel-Klassiker unter der Lupe

icon clock Lesedauer: 6 Min
Reaktionen: 784
  • 👍 114
  • 😃 111
  • 😍 112
  • 😮 447

Bingo zählt ohne Frage zu den bekanntesten (Glücks-)Spielen der Welt und bringt seit Jahrhunderten die Menschen zusammen. Von der Universität bis zum Seniorenheim – das beliebte Zahlenspiel sorgt überall für Unterhaltung und Freude.

Doch woher kommt Bingo eigentlich und wo und wie wird es heute am häufigsten gespielt? Wir gehen der Geschichte des Spiele-Klassikers auf den Grund und verraten Ihnen alles Wissenswerte.  

In der ganzen Welt beliebt – doch wer hat’s erfunden?

In welchem Jahr und in welchem Land das Spiel Bingo seinen Ursprung nimmt, ist nicht zu 100 % gewiss. Allerdings wird weitgehend davon ausgegangen, dass die Italiener die ersten waren, die einen Vorläufer des heutigen Bingos unter ihr Volk brachten.

So soll das Spiel sich aus der ersten Lotterie Italiens „Il Giuoco del Lotto d’Italia” im Jahr 1530 entwickelt haben. Während Lotto und Bingo heute wie zwei sehr unterschiedliche Zahlen-Glücksspiele wirken, hatten sie zu jener Zeit einige Gemeinsamkeiten.

Italien Rom Flagge Vittorio Emanuele II

Der erste Vorläufer des heutigen Bingos stammt aus Italien (Bildquelle: Pixabay)

Das erste italienische Lotto-Spiel war ein „5aus90“-Spiel und ging daher mit geringeren Gewinnchancen einher als das heute gängige „6aus49“-Lotto. Der erste Lottoschein war jedoch so gestaltet, dass die Zahlen auf drei Reihen und neun Spalten aufgeteilt waren.

In jeder Reihe wurden fünf Felder gefüllt, während vier Felder frei blieben, womit jeder Schein insgesamt 15 ausgefüllte Felder enthielt. In der ersten Spalte befanden sich zufällige Zahlen zwischen 1 und 10, in der zweiten Spalte zwischen 11 und 20 und so weiter und so fort.

Bingo Zahlen Tabelle

Das italienische Lotto-Spiel basierte auf einem 5aus90-Prinzip (Bildquelle: CasinoOnline)

An den Ziehungen konnten praktisch beliebig viele Spieler teilnehmen, wobei jeder Teilnehmer lediglich einen Schein vor sich haben durfte. Die „Lottofee“ zog dann aus einem Beutel nach und nach mit Nummern versehende Holzklötzchen. Gewinner war jener Spieler, der zuerst eine der drei Reihen mit fünf Richtigen vorweisen konnte.

Erst rund 200 Jahre später sollen der „Legende“ nach dann die Franzosen das Lotto-Spiel übernommen haben. Von dort aus verbreitete sich „Le Lotto“ dann in ganz Europa und gewann insbesondere in Großbritannien und Deutschland an Beliebtheit.

Hierzulande soll das Spiel bereits im 19. Jahrhundert auch als Lernmittel zum Einsatz gekommen sein, um Kindern beispielsweise das Buchstabieren oder die Namen von Tieren beizubringen.

Warum eigentlich der Name „Bingo“?

In den 1920er Jahren schaffte das beliebte Spiel dann den Sprung über nach Amerika, wo auch der heutige Name „Bingo“ schließlich seinen Ursprung findet. Das Spiel populär gemacht haben soll der US-Amerikanische Spielemacher Edwin Lowe. Auf seinen Reisen durch die USA sei dieser im Bundesstaat Georgia einem Spiel namens „Beano“ begegnet.

Das Spiel glich grundsätzlich den europäischen Lotterien, zum Abdecken der richtigen Zahlen wurden jedoch trockene Bohnen (im Englischen: beans) verwendet, daher der Name „Beano“.

trockene Bohnen in Schale

Als Spielsteine wurden ungekochte Bohnen verwendet (Bildquelle: Flickr/Marco Verch Professional/CC BY 2.0)

Die Spielscheine waren jedoch eher quadratisch, weshalb Spieler sowohl mit horizontalen, vertikalen als auch diagonalen Reihen gewinnen konnten. Das Wort „Beano“ wurde immer dann laut ausgerufen, sobald der Spieler eine Reihe voll hatte.

Lowe soll dem Spiel gegenüber zunächst skeptisch gewesen sein. Nichtsdestoweniger habe er es mit in seine Heimat New York gebracht und in seinem Freundeskreis getestet.

Dort sei das Spiel hervorragend angekommen. Einer der Spieler soll, enthusiastisch über eine korrekt gefüllte Reihe, statt „Beano“ dann aus Versehen „Bingo“ gerufen haben. Der Name schien sofort zu gefallen und setzte sich seitdem international und in jeder Sprache durch.

Mittlerweile ist das Wort „Bingo“ insbesondere im deutschsprachigen Raum sogar in die Alltagssprache integriert worden, um auszudrücken, dass etwas punktgenau korrekt ist.

Welches Land ist heute die wahre Bingo-Nation?

Großbritannien

Über die Jahrzehnte hat sich das Bingo, wie wir es heute kennen, in zahlreichen Ländern der Welt als traditionelles Glücksspiel etabliert. In den 1960er Jahren erlebte das Spiel einen wahren Boom in Großbritannien. Bingo-Hallen schossen wie Pilze aus dem Boden und erfreuten sich wachsender Besucherzahlen.

Mecca Bingo Großbritannien

In Großbritannien gibt es 350 Bingo-Hallen (Bildquelle: Flickr/Laurent Bourdier/CC BY 2.0)

Heute gibt es in Großbritannien knapp 350 sogenannte „Bingo Halls“, wobei es in den letzten paar Jahren zu einigen permanenten Schließungen kam. Die beiden wohl bekanntesten Betreiber sind Mecca Bingo und Buzz Bingo (vormals Gala Bingo). Außerhalb der Bingo-Hallen wird das Spiel in ganz Großbritannien auch in zahlreichen Pubs veranstaltet.

Viele Pubs veranstalten beispielsweise einmal die Woche einen ungezwungenen Bingo-Abend, an dem alle Gäste teilnehmen und kleinere Geldpreise, Freigetränke oder Pub-Gutscheine gewinnen können. Großbritannien gehört damit definitiv zu den „Bingo-Nationen“.

Spanien

Großer Beliebtheit erfreut sich das Bingo-Spiel heute auch in Spanien. Mit rund 315 Bingo-Hallen gibt es dort zwar weniger auf Bingo spezialisierte Spielstätten als in Großbritannien, aber der Trend geht seit Jahren weiterhin nach oben.

Sowohl auf dem spanischen Festland als auch auf den Balearen und Kanaren ist das Spiel enorm beliebt und hat sich insbesondere zu Weihnachten zu einer wahren Tradition entwickelt, sowohl im familiären Kreis als auch bei offiziellen Weihnachts-Bingo-Veranstaltungen.

Italien

Auch in seinem Ursprungsland Italien ist das heutige Bingo eine beliebte Freizeitbeschäftigung. Den Italienern stehen insgesamt knapp 250 konzessionierte Bingo-Hallen im Land zur Verfügung und diese sind in der Regel gut besucht.

Die Glücksspielgesetze in Bezug auf den landbasierten Sektor variieren in Italien jedoch stark von Region zu Region. Aufgrund verschärfter Spielerschutzmaßnahmen und vergrößerter Mindestabstände mussten in den letzten Jahren in mehreren Regionen Italiens zahlreiche Bingo-Spielstätten schließen.

Schweden

Auch in Schweden erfreut sich Bingo großer Beliebtheit. Insgesamt gibt es im Land knapp 60 konzessionierte Bingo-Hallen, die vor allem in den größeren Städten wie Stockholm, Malmö und Göteborg konzentriert sind.

In Schweden gibt es zudem eine weitere Bingo-Besonderheit: das Drive-In-Bingo. Jeden Sommer werden in verschiedenen Regionen in ländlicher Umgebung Bingo-Events veranstaltet, bei welchem die Spieler jeweils in ihren eigenen Autos sitzen bleiben und somit im „Auto-Kino-Stil“ Bingo spielen.

Der Beginn des Online-Bingos

Ebenso wie die meisten anderen (Glücks)-Spiele hat auch Bingo seit vielen Jahren das Internet erobert. Die erste offizielle Webseite, die sich dem Bingo-Spiel widmete, war „Bingo Zone“.

Die Webseite des US-Amerikanischen Online-Bingo-Betreibers wurde bereits 1996 gelauncht und ermöglichte damals die Teilnahme an 90 Spielrunden pro Tag. Obwohl die Spiele eher „schlicht“ gehalten waren, gewann die Webseite viele Fans und existiert noch heute.

Online Bingo Spiele

Die Auswahl aus Online-Bingo-Spielen ist heute riesig (Bildquelle: Mecca Bingo/CasinoOnline)

Zu einem „Boom“ des Online-Bingos kam es jedoch erst nach 2003, als das Online-Glücksspiel international insgesamt seinen großen Durchbruch erlebte. Neben Veranstaltern von Online-Poker und Online-Casinospielen traten auch immer mehr Online-Bingo-Betreiber auf den Markt.

Ebenso wie Online-Casinos oder Online-Poker-Rooms stießen auch Online-Bingo-Hallen in vielen Ländern an regulatorische Grenzen. Während Länder wie Großbritannien, Italien oder Spanien das Online-Glücksspiel sehr früh legalisierten, hingen Märkte wie Deutschland oder die Niederlande weit hinterher.

Eine echte Konkurrenz für Stift und Papier?

Tatsächlich sind die Zahlen der Online-Bingo-Spieler in den letzten 15 Jahren stark angestiegen. Auch deutsche Spieler nutzen diverse internationale Online-Bingo-Webseiten, auch wenn diese streng genommen hierzulande nicht legal sind. Auch der in diesem Jahr in Kraft getretene Glücksspielstaatsvertrag 2021 erwähnt Online-Bingo nicht.

Ob das Online-Bingo in Deutschland das klassische Bingo im sozialen Umfeld mit Stift und Papier auf der Beliebtheitsskala bereits überholt hat, ist daher schwer zu sagen. Zumal es in Deutschland nicht mal ansatzweise so viele offizielle Bingo-Spielstätten gibt wie in den anderen genannten Ländern Europas.

Bingo90 Online Bingo

Online-Bingo erfreut sich international stark wachsender Beliebtheit (Bildquelle: Tombola.co.uk)

Tatsächlich wurde in Deutschland erst 2002 die erste und bis heute einzige staatlich konzessionierte Bingo-Halle eröffnet. Eine ähnliche Situation trifft man in unserem Nachbarland Frankreich an. Dort gibt es nicht eine einzige offizielle Bingo-Halle im Land. Auch das Online-Bingo ist nicht legal, obwohl leicht über internationale Webseiten zugänglich.

In Großbritannien lässt sich die Frage schon einfacher beantworten. Das Online-Bingo hat dort in den letzten Jahren einen massiven Boom erlebt. In der Tat wird die Online-Konkurrenz als eine der Hauptursachen für die Schließung vieler Bingo-Hallen angeführt.

Offiziellen Zahlen zufolge generierten die Online-Bingo-Betreiber im Geschäftsjahr 2018/19 mehr als eine Milliarde GBP. Ihre landbasierten Vorgänger hingegen lediglich 688 Mio. GBP. Studien haben zudem gezeigt, dass das Online-Bingo vor allem bei Frauen in Großbritannien sehr beliebt ist.

Ob das Online-Bingo das traditionelle Bingo jedoch dauerhaft verdrängen könnte, bleibt fraglich. Die jahrhundertelange Tradition des beliebten Spiels dürfte so schnell nicht in Vergessenheit geraten.

 

Quellen:

  • https://www.snai.it/
  • https://www.bingo.org/it/
  • https://www.manchestereveningnews.co.uk/
  • https://www.logiuocodellotto.com/
  • https://cincodias.elpais.com/
  • share
    Copied
Sonja Çeven
Sonja Çeven

Wie finden Sie den Artikel?

Comments are closed.