Sonntag, 13. Oktober 2024

Britische Studie: Sind mobile Glücksspiel-Apps gefährlicher als FOBTs?

Handydisplay mit Apps|Handy und Fessel||Handy und Fessel

Laut einer neu erschienen Studie scheinen mobile Glücksspiel-Apps für Spieler gefährlicher zu sein als die Fixed-Odds Betting Terminals (FOBTs) in britischen Wettbüros.

Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler der britischen Universitäten Aston, Nottingham und Durham, die das Verhalten von Nutzern analysierten. Der Wissenschaftsreport, der im akademischen Fachjournal „European Addiction Research“ (Link auf Englisch) erschien, warnt vor den permanenten Zugriffsmöglichkeiten auf mobile Glücksspiel-Applikationen.

Spieler setzten mit den Apps in kürzerer Zeit mehr Geld und jagten Verlusten eher hinterher als beim Spielen an Fixed-Odds Betting Terminals.

Was sind Fixed-Odds Betting Terminals?

Fixed-Odds Betting Terminals sind elektronische Geräte, die britischen Spielern seit 2001 die Möglichkeit bieten, in digitaler Form auf Sportereignisse zu wetten oder Casino-Spiele zu spielen. Sie werden meist in Wettbüros angeboten und ermöglichen Einsätze von bis zu 100 Pfund (ca. 114 Euro) pro Spiel.

Aufgrund der hohen Verluste, die Spieler seit der Einführung generierten, und der Tatsache, dass sich eine Vielzahl dieser Geräte in sozialschwachen Gebieten befinden, entschieden Politiker eine Reduzierung des Maximaleinsatzes von 100 Pfund auf 2 Pfund (ca. 2.30 Euro) pro Spiel. Die Änderung soll am 1. April 2019 in Kraft treten.

Die Buchmacher befürchten durch die Maßnahme einen signifikanten Rückgang ihrer Umsätze und eine Schließung vieler Wettshops.

Die Ergebnisse der Studie

Die Studie, die unter Führung der Suchtforscher Prof. Richard Tunney, Richard James und Prof. Claire O´Malley angefertigt wurde, kam zu dem Ergebnis, dass vor allem Problemspieler und pathologische Spieler durch mobile Glücksspiel-Apps Gefahr laufen, noch tiefer in die Suchtspirale abzurutschen.

Durch Meldungen, Emails und Erinnerungen würden die Spieler im hohen Maße dazu verleitet, nach Verlusten erneut zu spielen. Die Folge sei ein erhöhtes psychologisches Abhängigkeitspotential.

Die Forscher warnen vor den Folgen einer nachgiebigen Regulierung von Online-Glücksspielseiten, die Apps nutzen. Während in der Praxis hart gegen FOBTs vorgegangen werde, unterschätzten Politiker noch immer den Einfluss von mobilen Anwendungen. Im Bericht heißt es:

„Politiker haben hart gegen Fixed-Odds Betting Terminals gekämpft, weil sie in der Öffentlichkeit mit Problemspielern in Verbindung gebracht werden. Tatsächlich sind wir jedoch von der Technologie überholt worden, weil Menschen jetzt überall und jederzeit auf ihren Smartphones spielen können. Für Menschen mit Suchtdisposition ist das Suchtventil nur noch einen Klick entfernt.“

Politiker und Interessengruppen, die sich für eine Reformierung des britischen Glücksspielrechts einsetzen, fordern nun eine härtere Regulierung von Anbietern des mobilen Glücksspiels.

Die Labour-Abgeordnete Carolyn Harris äußerte im Zuge der Veröffentlichung, dass vor allem nicht-lizenzierte, aus Übersee operierende Online-Glücksspielanbieter stärker in die Pflicht genommen werden müssten. Sie kämen ihrer sozialen Verantwortung nicht nach. Der schier unbegrenzte Zugang zu Glücksspiel via Smartphones sei der Feind eines jeden Problemspielers.

Nicht die erste Forschung zu Glückspiel und mobilen Anwendungen

Der Kontext zwischen Glücksspiel und mobilen Apps wurde nicht zum ersten Mal aufgegriffen. Schon 2016 veröffentlichten James, O´Malley und Tunney eine Verhaltensstudie über das Nutzerverhalten bei Online-Glücksspielseiten und mobilen Anwendungen.

Handy und Fessel

Auch durch Social-Gaming werden Spieler ans Handy gefesselt. (Quelle: Flickr)

In der wissenschaftlichen Abhandlung gingen sie speziell auf die Gefahren des Social-Gaming ein, welches häufig Elemente des Glücksspiels beinhaltet und in sozialen Medien auch Minderjährigen offeriert wird.

Social Gaming-User seien eher dazu bereit, Geld für In-App-Käufe auszugeben. Aus verhaltenswissenschaftlicher Sicht sei der Schritt zu Echtgeld-Einsätzen auf Glücksspielseiten und in mobilen Anwendungen folglich nicht mehr weit.

Besonders gefährlich sei die Verstärkung des Glücksgefühls durch Gewinne in Social-Games. Sie könnte nur noch durch den Einsatz von echtem Geld übertroffen werden.

Wie könnte man das Problem in den Griff bekommen?

Fraglich bleibt, wie man die Suchtgefahr, die von mobilen Glücksspiel-Applikationen ausgehen kann, bändigt.

Ein pures Verbot dürfte Spieler weder schützen noch eine wirksame Aufklärungsarbeit ersetzen.

Gerade diese wäre aber begrüßenswert. Denn nur dann, wenn Spieler wissen, wann aus dem Spaß des mobilen Glücksspiels Ernst wird, sind sie in der Lage, ihr Verhalten zu ändern.