Freitag, 26. April 2024

Liechtenstein: Nur ein geringer Teil der Casino-Gäste des Landes soll spielsüchtig sein

Thomas Gstöhl

Im Rahmen der Veranstaltung der Erwachsenenbildung Stein Egerta in dieser Woche im SAL in Schaan, Liechtenstein, hat Thomas Gstöhl von der Glücksspielaufsicht Zahlen und Fakten rund um die Spielbanken im Fürstentum vorgelegt.

Damit reagierte die Veranstaltung auf die Reaktionen der Bevölkerung auf die Casinoflut im Lande. So befürchteten viele Liechtensteiner Reputationsschäden und eine Häufung von Fällen pathologischen Glücksspiels.

Gstöhl erklärte diese Reaktionen mit der geringen Erfahrung der Liechtensteiner Bevölkerung mit dem Glücksspiel und zog das Beispiel der Lotterien in Spanien heran. Diese gehörten dort zum Kulturgut:

Sie kennen sicherlich die Weihnachtslotterie El Gordo. Das ist der Jahresanlass in Spanien, ganze Dörfer werden reich. Es gibt Volksfeste und in jedem Dorf gibt es staatliche Verkaufsstellen. Vor denen bilden sich lange Schlangen.

Je nach Land gebe es einen anderen Bezug zum Geldspiel und die Menschen gingen anders damit um. Wenn in Liechtenstein ein Geschenkkorb überreicht werde, sei dort in der Regel Wein enthalten. In Spanien gehörten zu den Präsenten in den meisten Fällen auch Lotterielose.

Zahlen und Fakten zur Liechtensteiner Glücksspiel-Landschaft

Derzeit gebe es in Liechtenstein fünf bewilligte Spielbanken. Darüber hinaus sei derzeit das Gesuch für MCL-Resorts am Standort Schaan in Prüfung und weitere vier Projekte seien in Eschen, Schaan und Vaduz in Planung.

Im Hinblick auf die Gästestruktur überwiege der Anteil der männlichen Gäste, je nach Standort seien es zwischen 63 und 69 %. Die meisten Spielerinnen und Spieler (37 – 46 %) seien zwischen 25 und 45 Jahre alt.

Was die Befürchtungen im Hinblick auf die Spielsuchtgefahr angehe, so erklärte Gstöhl, dass alles eine Frage der Perspektive sei und präsentierte die österreichische Suchtstatistik aus dem Jahre 2018.

Nur wenige Fälle von Spielsucht im Vergleich zu Nikotin-, Kauf- und Alkoholsucht

So habe sich gezeigt, dass die Nikotin-Abhängigkeit (1.230.000 Betroffene) an erster Stelle rangiere, gefolgt von Kaufsucht mit 835.500 Menschen. 370.000 Menschen seien alkoholabhängig und weitere 200.000 seien medikamentensüchtig. Das Glücksspiel rangiere in der Statistik mit rund 38.000 Fällen recht weit hinten.

Auf die Perspektive komme es auch bei der Betrachtung der Kosten an, die Spielsucht verursache. In der Schweiz verursache die Geldspielsucht jährlich Kosten in Höhe von rund 221 Mio. Schweizer Franken, die Alkoholsucht jedoch 2,8 Mrd. Schweizer Franken.

Die Notwendigkeit eines Sozialkonzepts

Das problematische Spielverhalten könne gravierende Konsequenzen haben. Doch die Betreiber der Spielbanken seien sich darüber im Klaren und daher mit den Stadien der Glücksspielsucht vertraut.

Solange das Spiel Spaß mache, gehe davon keine Gefahr aus, so Gstöhl. Für die meisten Menschen sei das Glücksspiel eine Freizeitbeschäftigung. Allerdings sei der Übergang zum kritischen Stadium fließend und könne mehrere Jahre dauern. Daher seien in Liechtenstein auch noch keine Spielsüchtigen registriert.

Dennoch gebe es Sozialkonzepte, die gut umgesetzt würden, zum Beispiel Spielersperren. Ende 2020 seien 2.300 Menschen in Liechtenstein gesperrt, in der Schweiz seien es etwa 70.000 Personen gewesen.

Gstöhl erklärte:

Diese Zahlen sind konstant. Und zeigen, dass die Betreiber von Casinos ihre Pflichten gut erfüllen. Vor allem Früherkennung ist dabei sehr wichtig. Die Schweiz und Liechtenstein verfügen über international anerkannte hohe Standards im Spielerschutz.

In den Spielbanken würden zudem in regelmäßigen Abständen Kontrollen durchgeführt. Doch zu den wichtigsten Aspekten in Bezug auf die Bekämpfung von Spielsucht sei immer noch die Prävention.