Freitag, 26. April 2024

Illegales Glücksspiel in den Niederlanden um 20 % gestiegen

Flagge Niederlande|Parlament Niederlande|Auge

Die Anzahl der Niederländer, die auf unregulierten Glücksspielseiten spielen, ist laut einer kürzlich veröffentlichten Studie des Marktforschungsinstituts Motivaction, die vom staatlich betriebenen Holland Casino in Auftrag gegeben wurde, um 20 % gestiegen.

Laut der Studie hätten 1,86 Millionen Niederländer in der Zeit zwischen 2016 und 2018 auf Webseiten gespielt, die nicht von der niederländischen Glücksspielbehörde Kansspelautoriteit (KSA) [Seite auf Englisch] lizenziert und reguliert sind. Dies bedeutet einen Anstieg um rund 300.000 Spieler.

Die Kunden der nicht regulierten Online Gambling Anbieter bevorzugten dabei Poker, Bingo, Roulette und Sportwetten.

Auge, Wörter

Die niederländische Glücksspielbehörde belegt Anbieter mit hohen Strafen. (Bild: kansspelautoriteit.nl)

Motivaction geht davon aus, dass beim unregulierten Spiel rund 600 Millionen Euro jährlich umgesetzt würden. Dies bedeute einen Verlust von Steuereinnahmen in Höhe von 175 Millionen Euro.

Allerdings ergab die Umfrage des Marktforschungsinstituts auch, dass die Spieler, die regelmäßig unregulierte Online Casinos besuchen, es vorzögen, auf lizenzierten Plattformen zu spielen.

Erwin van Lambaart, Direktor von Holland Casino, betonte die Risiken, denen die Spieler auf den unregulierten Webseiten ausgesetzt seien:

„Immer mehr Niederländer spielen völlig ungeschützt im Internet mit internationalen Anbietern, die in sonnigen Urlaubsregionen etabliert sind. Außerdem zahlen diese Unternehmen hier keine Steuern. Das ist unlauterer Wettbewerb.“

Strenge Vorgaben in den Niederlanden

Die niederländischen Vorgaben zum Online Glücksspiel sind sehr streng. Nur Holland Casino ist berechtigt, Online Glücksspielwebseiten mit einer limitierten Anzahl an Spielen zu betreiben.

Die KSA hat bereits mehrmals versucht, das unregulierte Online Spiel zu verhindern, indem die Offshore Plattformen, die keine Lizenz besitzen, mit hohen Geldbußen belegt wurden.

Allein im Jahre 2018 erhob die KSA Bußgelder in Höhe von 1,7 Millionen Euro. Weiterhin wurden mehrere Sanktionen verhängt. Zu den Unternehmen, die Geldstrafen entrichten mussten, gehören unter anderem die Glücksspielanbieter William Hill, Mr. Green, Betsson, Corona, Bet-at-Home, Honeydew und CyberRock Entertainment.

Im Dezember 2018 belegte die KSA den Glücksspielanbieter William Hill mit einer Geldbuße in Höhe von 300.000 Euro, da das Unternehmen nicht in Besitz einer von der niederländischen Glücksspielbehörde ausgestellten Lizenz war.

Die Webseite von William Hill war für die Spieler problemlos aufrufbar. Weiterhin soll es einen niederländischen Kundendienst gegeben haben und die Zahlungsmethode iDEAL sei auch nutzbar gewesen.

Mit Geldstrafen wurden im November 2018 auch die Anbieter CyberRock Entertainment NV und Honeydrew Trading Limited belegt. Sie wurden dazu aufgefordert, eine Strafe in Höhe von 350.000 Euro zu zahlen.

Rechtsvorschriften in den Niederlanden notwendig

Auch wenn die KSA hart gegen nicht regulierte ausländische Anbieter vorgeht, sieht die Kommission die Ursache der Probleme in der Regierung. Die KSA hatte sich in der Vergangenheit häufiger an die Regierung gewandt, um Rechtsvorschriften für die Regulierung der Online Casinos durchzusetzen.

Jan Suyver, der frühere Chef der KSA, sagte im vergangenen Jahr, dass die aktuelle Situation eine Schande sei, denn die Niederlande seien fast das einzige Land, das die Online-Glücksspiele noch nicht reguliert habe:

„Wohin ich auch gehe, nach Bukarest oder Prag, überall ist es geregelt. Für die Niederlande ist es eine Schande und im Ausland verstehen sie nicht, warum es noch keine Gesetze gibt. Wir haben die moralische Pflicht, dafür zu sorgen, dass Gesetze verabschiedet werden.“

Gesetzentwurf zum Online Glücksspiel

Ein Entwurf zur Regulierung des Glücksspiels liegt dem niederländischen Parlament bereits seit 2015 vor. Der Prozess geriet allerdings ins Stocken, da zwei streng christliche Oppositionsparteien sich gegen die Öffnung des Glücksspielmarktes aussprachen. Dem schloss sich auch die Sozialistische Partei an.

Am 5. Februar 2019 soll das Gesetz erneut im Parlament diskutiert werden und es wird erwartet, dass es zur Verabschiedung kommt. Die darin fixierten Regelungen sollen im Jahre 2020 voraussichtlich in Kraft treten und kommerzielle Betreiber könnten die ersten Lizenzen beantragen.

Parlament Niederlande

Glücksspielgesetz soll bald verabschiedet werden. (Bild: wikipedia.org)

Ein weiterer Inhalt der Gesetzesvorlage betrifft Holland Casino, das aktuell mit 14 Niederlassungen im Land präsent ist. Die Kette soll aufgelöst und anschließend privatisiert werden. Davon sollen zehn Casinos ihren Namen behalten, während vier einzeln verkauft werden sollen.

Die Federführung der Glücksspielregulierung soll weiterhin die KSA innehaben. Es ist davon auszugehen, dass Unternehmen mit Sitz in der EU die ersten Lizenzen erhalten werden.

Bis es soweit ist, sind allerdings noch einige Fragen zu klären. Beispielsweise die Vorgehensweise, wie sozial verantwortungsvolles Glücksspiel am besten umgesetzt werden könnte.

Es bleibt nun abzuwarten, wie der Gesetzgeber und die Aufsichtsbehörden auch jenen Glücksspielunternehmen begegnen werden, die bereits Geldbußen entrichten mussten. Es wurde vorgeschlagen, dass diese Anbieter nicht in den regulierten Markt eintreten sollten. Doch all das wird in der kommenden Woche entschieden.

Geplante Maßnahmen zur Prävention von Spielsucht

Bei der Umfrage von Motivaction kam eine Zunahme der Glücksspielsucht nicht zutage. Dennoch sieht der Gesetzentwurf Maßnahmen vor, um gegen pathologisches Spielverhalten effizient vorzugehen.

Dazu soll etwa die zusätzliche Abgabe von 0,5 % der Einnahmen gehören, die die Anbieter generieren. Mit dem Geld sollen Programme zur Unterstützung von Spielsüchtigen finanziert werden.

Eine weitere Vorgabe, die die Anbieter erfüllen sollen, ist die Ernennung eines Angestellten, der sich exklusiv um die Verhütung der Spielsucht kümmern soll.

Van Lambaart von Holland Casino sagte zudem, dass das Unternehmen bereits Technologien für Online Plattformen entwickelt habe, die Spieler mit problematischem Spielverhalten ausmachen könnten:

„Dank intelligenter Algorithmen in der Software können wir sofort sehen, ob sich das Spielmuster der Spieler drastisch ändert.“

Eine weitere Maßnahme zur Suchtprävention ist das Selbstausschlussverfahren. Die KSA sammelt auf einer Datenbank alle Spieler, die sich für einen Selbstausschluss entschieden hatten. Im Falle einer erneuten Registrierung besagter Spieler könnte die KSA sie vollständig sperren.

In der kommenden Woche wird sich zeigen, ob mit der Verabschiedung des Glücksspielgesetzes in der kommenden Woche künftig auch in den Niederlanden das Online Glücksspiel in geregelte Bahnen geleitet wird.