Das Gemälde "Poker Game" von Cassius Marcellus Coolidge aus dem Jahr 1894 ist das erste Bild aus der Reihe "Dogs Playing Poker".

Dogs Playing Poker: Die Geschichte der Gemälde mit den Poker spielenden Hunden

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Dogs Playing Poker ist eine Serie von Gemälden des US-amerikanischen Künstlers Cassius Marcellus Coolidge. Diese zeigen vermenschlicht dargestellt Poker spielende Hunde. Die Werke gelten allgemein als Kitsch und bis heute kommt es immer wieder zu Parodien in der Popkultur, vor allem in Film und Fernsehen. Trotzdem erzielten einzelne Gemälde bei Auktionen Verkaufspreise von mehr als einer halben Millionen Dollar.

Was ist die Geschichte hinter Dogs Playing Poker, und warum geht solche eine Faszination von Hunden, die Poker spielen, aus?

Dogs Playing Poker: Die Entstehungsgeschichte der Gemälde

Im Jahr 1896 gründeten Herbert Huse Bigelow und Hiram Brown das Verlagsunternehmen Brown & Bigelow in Saint Paul im US-Bundesstaat Minnesota. Das Unternehmen verkaufte Markenkleidung und Werbeartikel und wurde vor allem für seine gedruckten Kalender bekannt. In den 1940er Jahren zählte Brown & Bigelow zu den größten Herstellern derartiger Kalender weltweit.

Das Gemälde "Poker Game" von Cassius Marcellus Coolidge aus dem Jahr 1894 ist das erste Bild aus der Reihe "Dogs Playing Poker".

Das Gemälde „Poker Game“ von Cassius Marcellus Coolidge aus dem Jahr 1894 ist das erste Bild aus der Reihe „Dogs Playing Poker“.

Das Unternehmen muss auf das Coolidge-Gemälde Poker Game aus dem Jahr 1894 aufmerksam geworden sein. Dieses zeigt mehrere Bernhardiner beim Kartenspiel. Brown & Bigelow gab eine Serie von 16 Gemälden in Auftrag, um mit diesen unter anderem eine Zigarrenmarke zu bewerben. Die Bilder zeigten alle Hunde in vermenschlichter Darstellung. Elf Bilder beschäftigen sich mit dem Pokerspiel, die gesamte Brown & Bigelow Reihe wird aber auch Dogs Playing Poker Serie genannt. Einige Bilder aus der Reihe sind Gemälden berühmter Maler wie Paul Cézanne, Georges de La Tour oder Michelangelo Merisi da Caravaggio nachempfunden, die Menschen beim Kartenspiel abbilden.

Coolidge fertigte im Jahr 1910 ein weiteres Gemälde von Hunden, die Poker spielen an mit dem Titel Looks Like Four of a Kind. Ein weiteres Hundebild trägt den Titel Kelly Pool und zeigt Hunde beim Pool-Spiel.

Der Künstler: Cassius Marcellus Coolidge

Cassius Marcellus Coolidge ist ein US-amerikanischer Künstler, der von 1844 bis 1934 lebte. Er arbeitet als Maler und Illustrator. Die Reihe von Gemälden mit dem Titel Dogs Playing Poker stellt sein bekanntestes Werk dar.

Coolidge wurde in Antwerp im US-Bundesstaat New York geboren und wuchs in Philadelphia auf. Er erfuhr kaum eine Ausbildung zum Künstler und verdingte sich in unterschiedlichen Berufen, etwa als Apotheker und Schildermaler. Er gründete außerdem eine Bank und eine Zeitung.

Der US-amerikanische Künstler Cassius Marcellus Coolidge lebte von 1844 bis 1934.

Der US-amerikanische Künstler Cassius Marcellus Coolidge lebte von 1844 bis 1934.

Nach einem Umzug von Antwerp nach Rochester, ebenfalls in New York, begann er mit Anfang 20 eine Karriere als Künstler und zeichnete Cartoons für eine Zeitung.

Coolidge fertigte auch komische Zeichnungen an für Aufnahmen, die Fotografien und Karikatur verbanden. Im Jahr 1903 startete er eine Zusammenarbeit mit Brown & Bigelow, einer Werbeagentur mit Verlagshaus, die hauptsächlich Kalender als Werbematerial herstellten.

Coolidge fertigte insgesamt 16 Ölgemälde für Brown & Bigelow, die alle menschlich dargestellte Hunde in verschiedenen Situationen zeigen. Neun Gemälde der Serie haben Poker spielende Hunde zum Motiv, als dessen Erfinder Coolidge gesehen wird. Andere Bilder der Reihe zeigen weitere Sportarten.

Wie viel sind die Gemälde der Dogs Playing Poker Reihe wert?

Es ist nicht überliefert, wie viel Brown & Bigelow an Cassius Marcellus Coolidge für die Serie mit den Poker spielenden Hunden bezahlt haben. Weiterhin ist nicht bekannt, welchen Erfolg die Gemälde als Kalender beziehungsweise Werbematerial für die Agentur und den Verlag hatten.

Lange nach seinem Tod sind die Gemälde von Coolidge, wenn auch nicht unbedingt als Kunst, dann doch als Kitsch bekannt geworden. Der Wiedererkennungswert von Dogs Playing Poker ist groß, sodass letztlich auch der monetäre Wert anstieg. Im Jahr 2005 kamen zwei Originale, A Bold Bluff und A Waterloo beim Auktionshaus Doyle in New York unter den Hammer. Experten gingen davon aus, dass die Stücke einen Preis zwischen 30.000 und 50.000 US-Dollar erzielen würden.

Das Gemälde "A Friend in Need" von Cassius Marcellus Coolidge aus dem Jahr 1903 zeigt zwei Bulldoggen, die beim Pokerspiel betrügen.

Das Gemälde „A Friend in Need“ von Cassius Marcellus Coolidge aus dem Jahr 1903 zeigt zwei Bulldoggen, die beim Pokerspiel betrügen.

Eine frühere Coolidge-Auktion hatte 74.000 US-Dollar für eines seiner Gemälde eingebracht. Die beiden Bilder zusammen wechselten 2005 aber für 590.000 US-Dollar den Besitzer. Das allererste Werk von Coolidge, in dem Hunde Poker spielten, versteigerte Sotheby’s in New York im Jahr 2015. Poker Game aus dem Jahr 1894 brachte einen Auktionspreis von 658.000 US-Dollar ein.

Hunde die Poker spielen: Was soll das bedeuten?

Warum ausgerechnet Hunde? Ob Cassius Marcellus Coolidge eine Vorliebe für die Vierbeiner hatte, ist nicht bekannt. Kunstkritiker haben sein Werk allgemein als Kitsch abgetan, was Liebhaber weltweit aber nicht davon abhält, sich Nachdrucke auch heute noch an die Wand zu hängen.

Vor allem die Bilder von Poker spielenden Hunden von Coolidge zeigen eine Inneneinrichtung, wie sie die US-amerikanische Unterschicht bevorzugt, mit prunkvollen Statussymbolen. Die Hunde sind in Kleidung und Gebaren männlich und der Mittelschicht zuzuordnen. Zum Zeitpunkt des Entstehens der Gemälde galt das Kartenspiel als Zeitvertreib unter angesehenen Männern, war also keinesfalls verruchtes Glücksspiel.

Das Gemälde "A Waterloo" aus der Reihe "Dogs Playing Poker" von Cassius Marcellus Coolidge greift ein früheres Motiv wieder auf.

Das Gemälde „A Waterloo“ aus der Reihe „Dogs Playing Poker“ von Cassius Marcellus Coolidge greift ein früheres Motiv wieder auf.

Die Gemälde von Cassius Marcellus Coolidge und ihre Motive in der Übersicht

  • Poker Game (1894): In seinem ersten Hundepoker-Bild hat Coolidge vier Bernhardiner am Pokertisch verewigt.
  • A Bachelor’s Dog: Ein Hund im Ohrensessel mit Zigarre und Bier ist in das Öffnen der Korrespondenz vertieft.
  • A Bold Bluff: Der Originaltitel lautete Judge St. Bernard Stands Pat on Nothing. Zu sehen ist ein Bernhardiner mit Zigarre, der zwei Zweierpaare auf der Hand hält. Die Runde sieht ihn erwartungsvoll an, ganz so, als wäre er am Zug.
  • Breach of Promise Suit: Eine Szene vor Gericht, komplett mit Anklage, Verteidigung und Geschworenen.
  • A Friend in Need (1903): Zwei Bulldoggen betrügen in den frühen Morgenstunden beim Pokerspiel. Der eine Hund schiebt dem anderen ein Ass zu, damit dieser vier Asse auf der Hand hält.
  • His Station and Four Aces (1903): Bei einer Partie im Zug informiert der Schaffner in blauer Uniform die Spielrunde über die Einfahrt in den Bahnhof. Ein Hund auf der linken Seite des Spieltischs sieht erschrocken aus, hält aber vier Asse auf der Hand und ist offensichtlich daran interessiert, die Runde bis zu Ende zu spielen. Ein Hund mit Stock und Hut im Hintergrund ist bereit zu gehen.
  • New Year’s Eve in Dogville: Hier sehen wir Bernhardiner und weitere Hunderassen beim formellen Tanz in vornehmer Gesellschaft, dem Titel nach zum Neujahrsabend.
  • One to Tie Two to Win: Dieses Coolidge-Gemälde zeigt Hunde auf der Tribüne bei einem Baseballspiel. Das Team auf dem Platz benötigt dem Titel nach einen Punkt für ein Unentschieden, zwei Punkte für einen Sieg.
  • Pinched with Four Aces: Die Hunde-Polizei in Helm und Uniform stürmt hier ein illegales Spiel. Ein Collie am unteren Bildrand flüchtet bereits. Eine Bulldogge hält vier Asse auf der Pfote und ist über die Störung wenig erfreut.
  • Poker Sympathy (1903): Im Hintergrund reihen sich hier die Porträts vieler Hunde aneinander. Auf dem Spieltisch im Vordergrund ist ein großer Pot zu sehen. Eine Bulldogge mit vier Assen wähnt sich siegessicher, aber am anderen Ende des Tisches hält eine weitere Dogge ein Straight Flush und bellt über den Tisch.
  • Post Mortem: Drei Hunde unterbrechen hier das Kartenspiel, um sich Zigarren, Cracker und Drinks zu gönnen.
  • The Reunion: Vier Freunde sind hier wiedervereint und feiern den Anlass mit langen Pfeifen, Zigarren und einem Glas Pastis.
  • Riding the Goat: Dieses Coolidge-Bild zeigt Hunde beim Initiationsritual der Freimaurer mit Augenbinden, spitzen Hüten und Ziege mit Halsglocke.
  • Sitting up with a Sick Friend (1905): Mindestens zwei Bernhardiner auf diesem Bild sind an ihren Hüten und langen Handschuhen als weiblich zu identifizieren. Ein Kartenspiel an einem Tisch wird von Zigarren und Drinks begleitet, während ein Hund im Hintergrund in einem Buch oder einer Zeitschrift blättert. Ob es sich dabei um den Kranken handelt, der unterhalten werden soll, ist nicht ersichtlich.
  • Stranger in Camp: Drei Bernhardiner spielen vor einem Zeltlager Poker, während ein weiterer Hund im Hintergrund über offenem Feuer eine Mahlzeit zubereitet.
  • Ten Miles to a Garage: Bei einer Fahrt mit dem Wagen scheint eine größere Gesellschaft von Bernhardinern eine Panne erlitten zu haben. Einer begutachtet einen Hinterreifen, während ein Hund unter dem Wagen liegt, um daran herumzuschrauben. Ein Schild weist auf die nächste Werkstatt in zehn Meilen hin.
  • A Waterloo (1906): Der Originaltitel lautet Judge St. Bernard Wins on a Bluff. In diesem Gemälde kehrt Coolidge zur Bold Bluff Situation zurück. Die Bulldogge muss den Bernhardiner gecallt haben und hält ein paar Buben. Allerdings schlägt der Bernhardiner dieses Blatt mit seinen zwei Pärchen und sammelt freudig die Chips ein.
  • Looks Like Four of a Kind (1910): In diesem Gemälde von Hunden beim Pokerspiel scheint ein Bernhardiner zu gewinnen oder zumindest die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
  • Kelly Pool: Sechs Bernhardiner, teilweise mit verschiedenen Hüten, spielen ausgelassen Kelly Pool.

Die Kunstkritikerin Annette Ferrara äußerte sich über die Serie Dogs Playing Poker wie folgt: „Dogs Playing Poker hat sich durch unaufhörliche Reproduktion in der Popkultur unauslöschlich in das kollektive amerikanische Unterbewusstsein eingebrannt.“

„Die Vorstellung, Hunde würden Poker spielen, ist offensichtlich absurd.“

Zweifellos sind die Coolidge-Gemälde so populär, weil Hunde in der Gesellschaft beliebt sind. Der Pokerspieler James McManus sieht als Ursache an, dass die Bilder „so lustig“ seien. „Die Vorstellung, Hunde würden Poker spielen, ist offensichtlich absurd.“

Poker spielende Hunde in der Popkultur

Immer wieder tauchen die Motive aus den Dogs Playing Poker Gemälden von Cassius Marcellus Coolidge in der Popkultur auf. Die Verweise sind dabei mehr oder weniger subtil. Hier nur einige Beispiele:

  • In der TV-Serie Cheers erwähnt die Figur Sam Malone, die Bilder zu mögen und stets etwas Neues darin zu entdecken.
  • In der Sitcom Roseanne ist eines der Bilder als Reproduktion im Schlafzimmer von Roseanne und Dan zu sehen.
  • Im Film Police Academy 2 aus dem Jahr 1985 tauchen zwei der Gemälde auf.
  • Die Zeichentrickserie The Simpsons verweist gleicht in mehreren Folgen auf verschiedene der Coolidge-Gemälde von Poker spielenden Hunden.
  • Das Musikvideo zum Snoop Dogg Song What’s My Name aus dem Jahr 1993 zeigt Hunde beim Craps-Spiel mit Zigarren und Sonnenbrillen.
  • Der Cartoonist Gary Larson parodiert die Gemälde in seiner Serie The Far Side.
  • Poker spielende Hunde tauchen als Motiv im Computerspiel Psychonauts aus dem Jahr 2005 auf.
  • Auch die Zeichentrickserie Family Guy verweist mehrmals auf die Gemälde Dogs Playing Poker.
  • Im Animationsfilm Up sind mehrere Hunde beim Pokerspiel zu sehen.
  • Die Zeichentrickserie Rick and Morty zeigt in der Folge „Lawnmower Dog“ fünf intelligente Hunde in Roboteranzügen beim Pokerspiel.
  • Im Film The Accountant aus dem Jahr 2016 verwendet ein Kunstdieb eine Reproduktion eines Coolidge-Bildes um ein Gemälde von Jackson Pollock zu tarnen.

Dogs Playing Poker im Weißen Haus?

The Republican Club ist ein Gemälde des Künstlers Andy Thomas aus dem Jahr 2018. Es zeigt den damals im Amt befindlichen 45. US-Präsidenten Donald Trump beim Kartenspiel. Mit am Tisch sitzen weitere Republikaner wie Abraham Lincoln, Teddy Roosevelt, Gerald Ford, Dwight Eisenhower, Ronald Reagan, Richard Nixon sowie Bush Senior und Junior, die das Amt vor Trump bekleideten. Das Gegenstück bildet The Democratic Club, das demokratische US-Präsidenten beim Pokerspiel zeigt.

Der Republikaner Darrel Issa, damals Volksvertreter für den US-Bundesstaat Kalifornien, soll das Gemälde Trump geschenkt haben. Dieser war davon so begeistert, dass er dem Künstler für sein gelungenes Werk telefonisch gratulierte.

Ein Fernsehinterview mit Trump während seiner Amtszeit offenbarte, dass dieser das Gemälde im Weißen Haus hatte aufhängen lassen. Schadenfrohe Kommentare im Internet verglichen das Werk mit der Kitsch-Kunst von Coolidge und Dogs Playing Poker.

Aufgrund des Kartenspiel-Themas und der Anordnung der Personen rund um den Spieltisch ist eine gewisse Ähnlichkeit nicht von der Hand zu weisen. Böse Zungen verglichen Trump mit der Bulldogge auf dem Coolidge-Bild A Friend In Need, die heimlich das Ass weiterreicht. Der Künstler Andy Thomas selbst lehnte jedoch einen Vergleich mit Cassius Marcellus Coolidge und Dogs Playing Poker ab.

Quellen:

  • https://garage.vice.com/en_us/article/kzj9aa/donald-trump-dogs-playing-poker
  • https://www.thecut.com/2018/10/republican-version-of-dogs-playing-poker-is-in-white-house.html
  • https://www.dogsplayingpoker.org/
  • https://www.gutenberg.org/ebooks/authors/search/?query=Coolidge,+Cassius+M.
  • https://web.archive.org/web/20160115103517/
  • http://www.bandbmall.com/Merchant2/merchant.mvc?Screen=SFNT&Store_Code=WAW
  • https://www.brownandbigelow.com/
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Jakob Straub
Jakob Straub Casino Experte

Buchautor und Branchenexperte Jakob schreibt seit 5 Jahren für CasinoOnline.de

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