Bild: Alex La Tona

Gedankenlesen beim Pokern in Las Vegas Casinos? – Interview mit dem Mentalmagier Christoph Kuch

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Vorhang auf in Las Vegas – Der Zauberkünstler Christoph Kuch ist Deutscher Meister und Weltmeister der Sparte Mentalmagie. In der US-amerikanischen Talentshow Fool Us konnte er die Meistermagier Penn & Teller mit seinen herausragenden Fähigkeiten begeistern und sich somit die begehrte Chance sichern, auf den Bühnen in Las Vegas aufzutreten.

Im exklusiven Interview erzählt uns der Mentalmagier Details zu seiner bahnbrechenden Karriere und er verrät, ob es Tricks gibt, die sich bei Glücksspielen in Casinos einsetzen lassen können. 

Herr Kuch, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Erfolg in der Show von Penn und Teller.

Vielen Dank.

Die Meistermagier zu überzeugen, setzt sicher ein großes Selbstvertrauen voraus. Sie haben sich mehrere Jahre vorbereitet. Wann war der Zeitpunkt, an dem Sie das Gefühl hatten, dass der Trick perfekt ist?

Bis ein Trick perfektioniert ist dauert es häufig mehrere Jahre. An dem Effekt zu meiner Weltmeisterschaftsnummer habe ich 10 Jahre gearbeitet. Für Penn & Teller vergingen von den ersten Ideen bis hin zur finalen Umsetzung auch rund 3 Jahre.

Wir alle brennen vor Neugier und möchten wissen, wie der Goldfisch-Trick funktioniert! Wir wissen und respektieren natürlich, dass Sie uns das Geheimnis nicht verraten werden. Aber vielleicht könnten Sie uns beschreiben, wie die Planung für eine Zaubershow abläuft?

Wenn Sie mich fragen, wie ein Trick funktioniert, ist meine Antwort immer: „Gut, meistens zumindest!“ 🙂

Entwickelt man etwas Neues gibt es eigentlich immer zwei Herangehensweisen. Entweder man hat eine spannende Tricktechnik und baut darum einen spannenden, unterhaltsamen und verblüffenden Effekt oder man hat ein spannendes Thema und sucht sich dazu passende Techniken.

Schon als Kind waren Sie von der Zauberei fasziniert. Wie haben Sie sich auf Ihren heutigen Beruf vorbereitet? Was hat Ihnen auf dem Weg zum Erfolg verholfen?

Angefangen habe ich ganz klassisch mit dem Zauberkasten. In meiner Heimatstadt Nürnberg gab es einen Zauberladen, zu dem ich dann mein gesamtes Taschengeld trug. Mit 16 lernte ich meinen Mentor Werner Fleischer kennen, der mich unter seine Fittiche nahm und mir zeigte, worauf es in der Zauberei ankommt.

Schnell folgten erste Auftritte bei Familienfeiern, Hochzeiten etc. 2011 gewann ich dann die Deutsche Meisterschaft der Zauberei und ein Jahr später habe ich die Weltmeisterschaft in der Sparte Mentalmagie gewonnen. Seither toure ich mit mehreren Soloshows durch das In- und Ausland.

In Ihrem Buch „Sei nicht abergläubisch, das bringt Unglück!“ lüften Sie einige Geheimnisse und psychologische Tricks, die in der Mentalmagie angewandt werden. Was hat Sie dazu bewegt?

Mir ging es bei dem Buch darum, mit Mythen aufzuräumen, die mir als Mentalmagier immer wieder begegnen. „Können Sie mir aus der Hand lesen“, „Können Sie in die Zukunft sehen“. Auf humorvolle, jedoch wissenschaftlich fundierte Art und Weise habe ich das Thema beleuchtet und zeige, was wirklich funktioniert und was nicht.

Ihnen wird sicher häufig die Frage gestellt, ob es für einen Mann mit Ihren Fähigkeiten leichter ist, Frauen zu verstehen. Gibt es bei den psychologischen Tricks typische Unterschiede zwischen Männern und Frauen?

Auch darüber schreibe ich in meinem Buch. Natürlich kann man vielleicht als Mentalmagier sein Gegenüber etwas besser lesen, aber auch das stößt schnell an Grenzen. Frauen sind grundsätzlich offener für mentalmagische Experimente. Männer verschließen sich häufig. Ob ich deswegen Frauen besser verstehe, das müssen Sie dann aber doch meine Frau fragen…

Gibt es auch Menschen, die für Sie nicht so leicht zu durchschauen sind? Wie könnte man es Ihnen schwieriger machen?

Nun, es hat durchaus Gründe, dass sich bei wichtigen Pokerturnieren viele Spieler mit Kopfhörern und Sonnenbrillen abschirmen, um vom Mitspieler nicht gelesen werden können. Sich dessen bewusst zu sein, dass man durch bestimmte Handlungen „gelesen“ werden kann, hilft natürlich um solche Handlungen eben zu vermeiden.

Wie wichtig ist der direkte Kontakt zu den Menschen bei der Mentalmagie? Könnten Sie Ihre Shows in der jetzigen Zeit auch virtuell gestalten?

Für meine Shows benötige ich immer Menschen, deren Gedanken ich vermeintlich lesen kann. Natürlich könnte ich auch zwei Stunden meine Gedanken lesen, aber erstens wäre das keine Kunst und zweitens auf Dauer ziemlich langweilig. Virtuelle Shows erfordern ein ganz anderes Herangehen als Live Shows, da eben der direkte Kontakt zum Publikum fehlt. Das macht es zwar schwieriger, aber natürlich auch Spaß, eben mal anders zu denken.

Sie können Zahlen und Buchstaben aus den Gedanken anderer Menschen „lesen“ und zum Beispiel heimlich gezogene Karten erkennen. Lässt sich Mentalmagie so auch beim Pokern einsetzen? Gibt es bestimmte Tricks bei Glücksspielen?

Freunde spielen nur noch ganz selten mit mir. Wenn ich nämlich gewinne, heißt es, ich hätte zauberisch gemogelt oder meine mentalmagischen Fähigkeiten verwendet. Meine Frau sagt sowieso, dass ich beim Spielen immer gewinnen würde 🙂

Vielleicht kann ich mein Gegenüber etwas besser einschätzen oder meine Gestik und Mimik nutzen, um meine Mitspieler zu täuschen. Wirkliche Vorteile habe ich dadurch aber nur sehr bedingt.

Gibt es Regeln für Sie als Zauberkünstler, wo Sie Ihre Fähigkeiten nicht einsetzen dürfen? Ist es Ihnen erlaubt, wenn Sie in Las Vegas sind, in den Casinos zu spielen?

Natürlich gibt es juristische und moralische Grenzen. Es gibt Kollegen, die sind vom Spielen in Casinos ausgeschlossen. Meistens dann aber in den Casinos, in denen Sie bereits aufgetreten sind und den Anschein vermitteln, das Spiel beeinflussen zu können. 

Wie sind nun die Las Vegas Pläne für Sie? Wann geht es los? Wird Ihr Start aufgrund der Corona Pandemie anders verlaufen als erhofft?

Durch meinen Gewinn bei Fool Us darf ich bei Penn & Teller im Rio Hotel auftreten. Geplant ist, dass wir einen baldigen Termin finden, sobald die Corona Situation dies ermöglicht.

Eine letzte Frage: Mit Ihrem Erfolg und beeindruckendem Können sind Sie ein Vorbild. Haben Sie einen Rat für junge und angehende Zauberkünstler:innen?

Sei authentisch, suche Dir einen kleinen Kreis von kreativen Köpfen und versuche nicht andere zu kopieren, sondern etwas Neues und noch nicht da Gewesenes zu schaffen.

Herzlichen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg, Herr Kuch!

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Interview
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Nadine Tölle

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