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Häufige und ungewöhnliche Todesursachen – Wie wahrscheinlich ist es, auf eine dieser Arten zu sterben?

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Der Tod wird uns alle eines Tages ereilen, so sehr wir auch versuchen, ihm aus dem Weg zu gehen. Das Leben birgt täglich Risiken. Doch welche Ursache tritt am ehesten ein? Ist es wahrscheinlicher, dass Sie beim Besteigen des Mount Everest sterben oder dass eine Pizza Ihr Leben verkürzt? Wie wahrscheinlich ist es, auf eine dieser Arten zu sterben?

Wie wird die Wahrscheinlichkeit angegeben, auf eine bestimmte Art zu sterben?

Die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten bestimmter Todesursachen kann in Micromort angegeben werden. Diese Maßeinheit zur Risikoeinschätzung wurde 1980 von dem Entscheidungstheoretiker und Stanford Professor Ronald Howard ins Leben gerufen. Ein Micromort beschreibt ein Sterberisiko von 0,000001, was einer Wahrscheinlichkeit von eins zu einer Million entspricht.

Die Maßeinheit ermöglicht es, Risiken zu vergleichen. Jedoch ist der Wert auch in Abhängigkeit zu den äußeren Umständen zu betrachten. So sterben beispielsweise in England jährlich weniger Menschen durch Blitzeinschläge als in den USA, woraus sich schließen lässt, dass die Wahrscheinlichkeit für diese Todesursache auch vom Wohnort abhängig ist.

Chronische Risiken kosten Lebenserwartung

Neben Micromort gibt es eine weitere Maßeinheit zur Einschätzung von Risiken: das Microlife. Ein Microlife entspricht 30 Minuten Lebenserwartung. Risikofaktoren, die nicht sofort tödlich sind, aber das Leben verkürzen, können in dieser Einheit angegeben werden. So kostet uns beispielsweise das Rauchen einer Zigarette ein halbes Microlife, also 15 Minuten Lebenszeit.

Statistische Wahrscheinlichkeit und die Angst vor Risiken – Zwei verschiedene Dinge

Der Cambridge Professor, Statistiker und Risikoforscher David Spiegelhalter befasst sich mit der Berechnung von Wahrscheinlichkeiten für Todesursachen. Bei seinen Forschungen ist ihm auch klargeworden, dass allein die mathematische Berechnung von Risiken nicht für das Gefühl der Angst vor dem Tod ausschlaggebend ist.

„Gefahr hat immer zwei Seiten: die eine kühl und berechnend, die andere besetzt mit Emotionen. Die Zahl der Gewaltverbrechen nimmt seit Jahrzehnten ab, praktisch auf der ganzen Welt. Die Angst davor nicht, im Gegenteil. Man erkennt daran: Nur die Statistik heranzuziehen hat kaum Einfluss auf die Stimmung der Menschen.“ (Spiegelhalter im Interview mit dem SPIEGEL)

David Spiegelhalter ist Mitbegründer der Website understandinguncertainty.org, die Menschen dabei helfen soll, Unsicherheiten und Ängste in Bezug auf das Risiko für Todesursachen besser zu verstehen.

Die häufigsten Todesursachen

Die häufigsten Todesursachen weltweit sind Herz-Kreislauf-Krankheiten, Krebs und Erkrankungen des Atmungssystems. In Deutschland sind im Jahr 2018 von insgesamt 954.874 Todesfällen 655.338 Menschen an den Folgen jener Krankheiten verstorben.

Risikofaktoren dafür werden vor allem auf die alltägliche Lebensweise zurückgeführt. Ungesundes Essen sowie mangelnde Bewegung können Arteriosklerose und Bluthochdruck verursachen, was letztendlich die häufigsten Auslöser für Herzinfarkte oder Schlaganfälle sind.

„Zigaretten, Salamipizza und drei Gläser Rotwein bringen uns nicht sofort um, aber sie verkürzen unser Leben. Einen Liter Starkbier bezahlen wir mit einem Microlife. Zwei zusätzliche Zentimeter Hüftumfang kosten uns ein Microlife täglich, 365 Tage im Jahr. Zwei Stunden Fernsehen jeden Tag: ein Microlife, aufgrund mangelnder Bewegung.“ (David Spiegelhalter im Interview mit dem SPIEGEL)

todesursachen nach krankheitsarten

Unfälle führen häufig zum Tod

Bei tödlichen Unfällen denken Sie vermutlich zuerst an den Straßenverkehr. Die Zahl der Verkehrstoten liegt tatsächlich in Deutschland jährlich bei über 3.000 Personen. Deutlich mehr Unfälle passieren aber erstaunlicherweise im eigenen Zuhause, dem Ort, an dem sich viele Menschen am sichersten fühlen.

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) erleiden im Jahr etwa 2,8 Millionen Menschen Unfälle im Haushalt, circa 8.000 davon enden tödlich. Beim Kochen und Heimwerken kommt es zu Verbrennungen, Stürzen und Schnittwunden mit erheblichen Ausmaßen.

Seltene und kuriose Arten zu sterben

Die chronischen Risiken sind jene, die unsere Lebenserwartung nachhaltig verkürzen. Doch auch plötzliche, tödliche Geschehnisse wie Unfälle können in Micromort berechnet werden. Schon wenn wir morgens aus dem Bett aufstehen, ist grundsätzlich eine Wahrscheinlichkeit gegeben, noch am selben Tag durch ein unvorhergesehenes Ereignis zu sterben.

Der Wert liegt in Deutschland bei jedem von uns täglich bei 1,1 Micromort, eines unnatürlichen Todes zu sterben.

  • Vergiftungen durch Pilze, Beeren oder andere Lebensmittel: Etwa fünf Menschen sterben in Deutschland jährlich an den Folgen von Vergiftungen durch Nahrungsmittel.
  • Giftschlangen oder –spinnen: Statistisch betrachtet stirbt in Deutschland etwa alle sechs Jahre eine Person durch tödliches Gift.
  • Blitze: Blitzeinschläge fordern hierzulande etwa acht Tote jährlich. Überaus selten und doch häufiger als durch beispielsweise Lawinen und Überschwemmungen.
  • Flugzeuge: Viele Menschen haben Angst vor Flugzeugreisen, allerdings liegt ein etwa 1.600 Kilometer weiter Flug bei gerade mal bei einem Micromort. Die Wahrscheinlichkeit, hierbei ums Leben zu kommen, ist also extrem gering.
  • Bergsteigen: Auf den Gipfel des Mount Everest zu klettern wird mit 35.000 Micromort bemessen, also einem sehr hohen Risiko, dabei zu sterben. Trotzdem handelt es sich um eine sehr seltene Todesursache, da nur etwa 8.400 Menschen (Stand 2018) den Gipfel bisher erklommen haben, über 300 sind dabei umgekommen.

Risikofaktoren mit einem Micromort

Die Wahrscheinlichkeit beträgt eins zu einer Million, dass einer dieser beispielhaften Risikofaktoren eine Todesursache auslöst:

  • Morgens aus dem Bett aufstehen
  • Einen halben Liter Wein trinken
  • Zwei Tage in New York leben
  • 100 auf Kohle gegrillte Steaks essen
  • Ein Jahr lang das Trinkwasser in Miami trinken
  • 1,4 Zigaretten rauchen
  • 40 Löffel Erdnussbutter verspeisen
  • 40 Kilometer mit dem Fahrrad fahren

Ganz schön makaber: Seit 1994 wird der sogenannte Darwin Award für Todesfälle verliehen, deren Ursachen in unabsichtlicher Dummheit gründen. Der Name geht auf den Naturwissenschaftler Charles Darwin und seine Theorie der natürlichen Selektion zurück. Wer sich als lebensuntüchtig erweist und aufgrund eigener Idiotie dahinscheidet, handelt demnach im Sinne der Theorie.

Die Angst vor dem Sterberisiko

Die Angst vor dem Tod begleitet uns, ob es nun die Sorge um das eigene Leben oder die Angst vor dem Verlust geliebter Menschen ist. Doch er ist im Endeffekt unausweichlich. Das Leben kostet Lebenszeit, egal was wir tun.

Kurioserweise haben die meisten Menschen mehr Angst vor eher unüblichen Todesursachen. Die häufigsten sind aber ganz nah bei uns – im eigenen Körper und im eigenen Zuhause. Obwohl die Risiken berechenbar sind, die beispielsweise ungesunde Ernährung, Rauchen und zu wenig Bewegung haben, werden Wahrscheinlichkeiten häufig anders eingeschätzt.

Warum ist das so? Für David Spiegelhalter liegt das einfach daran, dass es sehr schwierig ist, Risiken einzuschätzen. Außerdem werden die Menschen durch Medien und ihre eigenen Emotionen beeinflusst.

„Wir überschätzen das Risiko von Dingen, die wir nicht mögen – wie Atomenergie oder Mobilfunkantennen. Wir unterschätzen hochgradig das Risiko von Dingen, die wir mögen – wie Pizza.“

Wäre es demnach besser, keine Risiken einzugehen, um den Tod möglichst lange hinauszuzögern? Spiegelhalter sagt dazu: „Risikobereitschaft ist ein wesentlicher Teil des menschlichen Lebens. Die Leute sollten nicht leichtsinnig sein, aber ich ermutige sie dazu, auch mal etwas zu wagen.“

Vermutlich verhält es sich mit der Angst vor dem Sterberisiko daher wie so oft im Leben auch – nimm in die Hand, was du beeinflussen kannst und sorge dich nicht um die Dinge, die nicht in deiner Macht liegen.

Quellen:

  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Mikromort
  2. https://www.spiegel.de/spiegel/risikoforscher-david-spiegelhalter-ueber-alltagsrisiken-und-micromorts-a-1155888.html
  3. https://www.focus.de/gesundheit/videos/mikrotod-zeigt-risiko-so-wahrscheinlich-ist-es-dass-sie-heute-sterben_id_5388725.html
  4. https://web.archive.org/web/20120218160505/http://stanford-online.stanford.edu/sdrmda61w/session10b/slides/sld031.htm
  5. https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Todesursachen/_inhalt.html
  6. https://www-genesis.destatis.de/genesis/online?sequenz=tabelleErgebnis&selectionname=23211-0002#abreadcrumb
  7. https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Todesursachen/_inhalt.html
  8. https://de.wikipedia.org/wiki/Mount_Everest
  9. https://www.stern.de/panorama/weltgeschehen/darwin-award–die-duemmsten-arten-zu-sterben-7247784.html
  10. https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/deutschland-unnatuerliche-todesfaelle-blitz-pilzvergiftung-tierbiss-a-1121159.html
  11. https://www.deutsche-familienversicherung.de/sachversicherung/hausratversicherung/ratgeber/artikel/die-meisten-unfaelle-passieren-zu-hause/
  12. https://www.adac.de/news/bilanz-verkehrstote/

 

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Nadine Tölle

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