Mittwoch, 08. Mai 2024

Bei Apple können nur noch native Glücksspiel-Apps gewinnen

iPhone und iPad|Eingang Apple-Zentrale

Am Montagabend hat Apple auf seiner Entwicklerkonferenz in San Jose (Kalifornien) eine neue Auflage des iOS-Betriebssystems für iPhones und iPads vorgestellt. Dabei legte der Konzern fest, dass das Glücksspiel um Echtgeld künftig nur noch in nativen Apps möglich sein soll.

Anbieter von browserbasierten HTML5-Spielen, die diese bisher als App im App-Store angeboten haben, stehen damit vor dem Aus. Apple will so eine bessere Kontrolle über die Spiele im eigenen Store erreichen, da es im Gegensatz zu den Browser-Games alle nativen Apps genauestens überprüft.

In den AGB heißt es dazu:

Für Apps angebotene HTML5-Games dürfen nicht zu Echtgeld-Spielen, Lotterien und karitativen Spenden führen oder digitalen Handel unterstützen. Dies ist nur in nativen Apps gestattet, die von Apple geprüft werden können.

Auf diese Weise will sich das Unternehmen eine bessere Kontrolle über Apps mit, aus Apples Sicht problematischen Inhalten, verschaffen. Von der Regelung sind nicht nur neue Produkte betroffen:

Diese Richtlinie gilt ab sofort für neue Apps. Existierende Apps müssen der Richtlinie bis zum 3. September 2019 entsprechen.

Insbesondere der letzte Zusatz dürfte bei Anbietern von Glücksspiel-Apps auf HTML5-Basis für Verzweiflung sorgen. Sie stehen nun vor der Wahl, ob sie für viel Geld eine eigene iOS-App entwickeln wollen oder spätestens Anfang September aus dem App-Store fliegen.

Doch auch bei der Programmierung einer nativen App ist nicht garantiert, dass diese tatsächlich zugelassen wird. Denn Apple hat bereits gezeigt, dass es Apps mit Glücksspiel-Charakter skeptisch gegenübersteht und diese im Zweifelsfall nicht zulässt.

Apple: Striktere Kontrollen nötig

Eingang Apple-Zentrale

Auch interne Apps will Apple prüfen (Bild: Wikipedia)

Dazu will Apple den Einsatz unternehmensinterner Apps genauer prüfen. Bisher gewährt der Konzern Unternehmen die Berechtigung zur Nutzung von Apps, die nur intern genutzt werden und nicht über den App-Sore vertrieben werden.

Hier waren die Zulassungsregeln weitaus lockerer: Im Gegensatz zur Entwicklung für den App-Store mussten Unternehmen nur online bestätigen, dass sie eine App für interne Zwecke entwickeln wollen.

Einige Glücksspiel-Entwickler nutzten diese „Enterprise Zertifikate“ jedoch, um die Apps an externe Nutzer weiterzureichen. Diese konnten dann auf den Apps um Geld spielen, da sie von Apple nicht dahingehend überprüft worden waren.

Deshalb will Apple hier künftig proaktiver vorgehen und interne Apps intensiv testen. Bei Verstößen werden diese Apps abgelehnt.

In den neuen Geschäftsbedingungen heißt es dazu:

Sie stimmen zu, dass Apple das Recht hat, jede App für interne Nutzung, die Sie entwickeln möchten, zu jedem Zeitpunkt zu testen, zuzulassen oder abzulehnen. Sie stimmen zu, dass Sie mit Apple kooperieren und Apple die interne App unverzüglich zur Verfügung stellen, wenn Apple von Ihnen verlangt, sie zu testen.

Mit der Verschärfung will der Konzern ungewollte Inhalte künftig noch besser unterbinden. Dazu gehören nicht nur Glücksspiele, sondern auch Apps mit Spionage- und Schadsoftware oder pornografischen Inhalten.

Das Drohpotential des Hightech-Konzerns ist außerordentlich hoch. Bei Verstößen werden die Apps umgehend aus den Stores entfernt. In schweren Fällen oder bei wiederholten Vergehen droht den Betroffenen gar die Aberkennung des Entwickler-Status’, ohne den sie keine Möglichkeit haben, iOS-Apps zu programmieren.

Apps kommen bei Apple oft später

Die strikten Vorgaben und Kontrollen Apples sorgen bei den Entwicklern häufig für Verzögerungen. Dies führt dazu, dass Apps in Googles Play-Store für Android-Mobilgeräte oftmals verfügbar sind, während sich iOS-Nutzer noch gedulden müssen.

Mit seinen iPhones und iPads hat das iOS-System von Apple derzeit weltweit einen Marktanteil von 22,7 % [Seite auf Englisch], während Android auf 75,3 % kommt.

Dabei unterscheiden sich die Anteile je nach Region mitunter stark voneinander: So nimmt Android mit 83,4 % in Asien unangefochten die Spitze vor Apple (13,9 %) ein. Demgegenüber liegt iOS in den USA mit 54,5 % vor Android (45,3 %). In Deutschland liegen die beiden Systeme bei 71,2 (Android) und 27,9 % (iOS).

Die verzögerte Zulassung von Apps bei Apple hat oftmals gravierende Auswirkungen für Anbieter von Apps aller Art. Auch im Glücksspiel-Segment müssen Entwickler deshalb künftig noch intensiver prüfen, ob sie Apples Zulassungskriterien genügen.

Denn angesichts der großen Bedeutung von Apple dürften ihnen bei Nichtzulassung oder gar einer Verbannung aus dem iOS-App-Store hohe Einnahmeverluste beim mobilen Spiel drohen.