Donnerstag, 28. März 2024

Belgien stuft Loot Boxes als Glücksspiel ein und fordert europaweites Verbot

Koen Geens Belgien||

Koen Geens Belgien

Belgiens Justizminister Koen Geens will Videospiele mit Loot Boxes in ganz Europa verbieten lassen. (Bild: knack.be)

Erst letzte Woche waren die sogenannten Loot Boxes aus Videospielen wie Star Wars: Battlefront II und Overwatch in die Schlagzeilen geraten, nachdem die belgische Glücksspielbehörde eine Untersuchung der Spielmechanismen angekündigt hatte. Nun steht die Entscheidung fest: Loot Boxes sind als Glücksspiel einzustufen. Für dieses ist in Belgien jedoch eine spezielle Lizenz erforderlich. Aus diesem Grund will das Land beide Spiele sperren. Justizminister Koen Geens strebt sogar ein EU-weites Verbot von Computerspielen mit Loot Boxes an.

Die „Kansspelcommissie“, die belgische Glücksspielaufsicht, begründet ihr Urteil damit, dass sowohl das Element des Geldausgebens als auch das Risiko der Suchtgefahr erfüllt seien. Dazu muss man wissen, dass Loot Boxes im Spiel als ein Extra entweder gegen Geld gekauft oder mit einem Spielzug freigeschaltet werden können. Ihr Inhalt ist jedoch nicht im Vorhinein bekannt, sondern dem Zufall überlassen, sodass es sich immer um eine Art Überraschung für den Spieler handelt. Dies ist ein weiterer Grund für die Entscheidung der Glücksspielkommission.

Justizminister will Verbot in ganz Europa

Der belgische Justizminister Koen Geens erklärte in einem Interview, man wolle sich an die EU wenden, um ein europaweites Verbot von Loot Boxes zu erreichen. Geens Hauptaugenmerkt liegt dabei auf dem Schutz von Minderjährigen, die bei einer Altersfreigabe von 12 bzw. 16 Jahren sowohl Battlefront als auch Overwatch problemlos spielen dürfen. Die Auswirkungen von Loot Boxes auf die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen seien „gefährlich“:

„Der Mix von Spiel und Glücksspiel ist gefährlich für die psychische Gesundheit eines Kindes, vor allem in noch jungem Alter.“

Justizminister Geens äußerte sich besorgt, dass der Zahlungsmechanismus die Entwicklung einer Spielsucht bei Minderjährigen begünstigen könne, da Loot Boxes einen Anreiz darstellten, sich mit anderen Spielern zu messen und die bessere Box als der Gegner zu bekommen, vergleichbar mit einem digitalen Überraschungsei. Der Verbotsprozess kann sich allerdings in die Länge ziehen, sollte Belgien tatsächlich den Umweg über die EU machen.

Skins haben keinen Einfluss auf Spielausgang

Loot Box zu Halloween

Loot Box zu Halloween (Bild: telegraph.co.uk)

Die Untersuchung soll übrigens durch die Spieler selbst angestoßen worden sein. Diese sollen sich bei der Kommission darüber beschwert haben, den Inhalt der Boxen vor dem Kauf nicht zu kennen. Ob eine Loot Box einen Ausrüstungsgegenstand, eine neue Uniform, eine Waffe oder etwas anderes enthält, wird nach dem Zufallsprinzip entschieden. Die Loot Boxes bei Overwatch enthalten beispielsweise ausschließlich sogenannte Skins, optische Verschönerungen eines Charakters. Diese gelten als rein kosmetischer Eingriff ins Spiel und haben laut Hersteller keinen Einfluss auf den Ausgang einer Partie oder den Erfolg eines Spielers.

Diese Tatsache ist gleichzeitig ein Argument gegen die Einordnung von Loot Boxes als Glücksspiel. Overwatch-Hersteller Blizzard Entertainment argumentiert, dass für die Einstufung ihrer Loot Boxes als Glücksspiel ein nachweisbarer Einfluss des Zufallselements auf den Spielausgang vorliegen muss, was bei rein optischen Veränderungen nicht der Fall ist. Dennoch war für die belgische Aufsichtsbehörde der entgeltliche Zufallsfaktor allein bereits Grund genug für eine Einstufung als Glücksspiel.

Auch Frankreich lässt Loot Boxes untersuchen

In Europa ist bisher nur von Frankreich bekannt, dass es in der Folge von Belgiens Vorstoß Untersuchungen zum Thema Loot Boxes auf den Weg gebracht hat. Der französische Politiker Jérôme Durain hat auf seinem Twitter-Profil ein Schreiben an die französische Glücksspielaufsicht ARJEL (Autorité de Régulation des Jeux En Ligne) veröffentlicht, in dem er die Behörde auf mangelnde Transparenz bei den sogenannten Mikrotransaktionen im Zusammenhang mit Loot Boxes aufmerksam macht. Diese seien „gesundheitsschädlich“.

Politiker Jérôme Durain aus Frankreich

Jérôme Durain aus Frankreich (Bild: francetvinfo.fr)

Eine neue Gesetzgebung strebe er zwar nicht an, doch der Spielerschutz müsse in jedem Fall ernst genommen werden. Mit seinem Anliegen richtete Durain sich außerdem an den französischen Minister für Digitales, die Verbraucherschutzorganisation SELL, die nationale Videospielvereinigung und den französischen eSports Verband. Neben Frankreich sollen auch die Niederlande eine umfassende Untersuchung von Loot Boxes im Allgemeinen angestoßen haben.

UK sieht in Überraschungseiern kein Glücksspiel

In Großbritannien wurde das Thema Loot Boxes bereits im Oktober diskutiert, als das Parlament eine offizielle Stellungnahme nach einer eingereichten Petition veröffentlichte. Diese hatte besseren Schutz von Minderjährigen und ein Verbot von Loot Boxes gefordert. Die Regierung sprach sich jedoch gegen eine Einstufung der Boxen als Glücksspiel aus, da ihr Inhalt nicht gegen echtes Geld eingetauscht werden könne. Aus Deutschland gibt es bisher kein Statement zum Thema.