Freitag, 29. März 2024

EURO 2020: Rassismus gegen Englands Torschützen – FA und Premierminister verurteilen Hasskommentare

Englische Nationalmannschaft

Das gestrige Finalspiel der Europameisterschaft 2021 erhielt einen bitteren Nachgeschmack, nachdem englische „Fans“ ihren Verlust-Frust mit rassistischen Äußerungen an Jadon Sancho, Marcus Rashford und Bukayo Saka ausließen. Neben dem unglücklichen Umstand, dass die drei Top-Fußballer gestern allesamt ihre Elfmeter verschossen, haben sie noch etwas gemeinsam: die Hautfarbe.

Mit einem Sieg der Engländer hatten dabei im Vorfeld nicht nur die Buchmacher, sondern auch viele Fans in England fest gerechnet. Entsprechend groß war die Enttäuschung über die verpassten Elfmeter. Wie die britischen Medien berichten, hätten frustrierte Hooligans dies zum Anlass genommen, rassistische Hasskommentare gegen die Stars von Borussia Dortmund, Manchester United und Arsenal auf Social-Media-Plattformen zu verbreiten.

Dass derartiges Verhalten in der Welt des Fußballs jedoch keinen Platz habe, hätten in der Nacht zu heute sowohl der englische Fußballverband FA als auch die Clubs selbst mit Nachdruck klargestellt. In einem heute Morgen veröffentlichten Statement [Seite auf Englisch] des FA heißt es:

Der FA verurteilt alle Formen der Diskriminierung aufs Schärfste und ist schockiert über den Online-Rassismus, der auf einige unserer England-Spieler abgezielt war. Wir sagen es nun ganz deutlich: wer auch immer sich hinter solch ekelhaftem Verhalten versteckt, ist nicht willkommen, dem Team zu folgen. Wir werden alles dafür tun, die betroffenen Spieler zu unterstützen und gleichzeitig darauf drängen, dass die Verantwortlichen hart bestraft werden.

Auch der britische Premierminister Boris Johnson ließ es sich nicht nehmen, persönlich auf den Rassismus-Vorfall zu reagieren. In einem heute Morgen verfassen Post auf Twitter betonte Johnson, dass die Spieler des Teams als Helden gefeiert werden und nicht rassistisch beleidigt werden sollten. Wer für die Hasskommentare verantwortlich sei, solle „sich schämen“, so der Premier.

Rassismus im Sport ein wachsendes Problem?

Besonders erschütternd seien die gestrigen Vorfälle vor allem daher, weil das englische Team während der gesamten EM mit der Geste eines Kniefalls vor jedem Spiel ein Zeichen gegen den Rassismus setzen wollte, schreibt die BBC. Doch noch immer werde nicht auf allen Ebenen effizient gegen das Problem vorgegangen.

Mitschuld trügen auch die Betreiber der Social-Media-Plattformen, die Hasskommentare, Beleidigungen, Rassismus und Sexismus weder effizient herausfilterten noch gegen deren Verfasser mit angemessener Härte vorgingen.

Nicht nur in Großbritannien ist der Rassismus im Fußball ein Problem. Eine Studie aus Italien hat gezeigt, dass die Seria-A-Spieler, die einer ethnischen Minderheit angehörten, während der Corona-Pandemie deutlich besser performten, als keine Zuschauer in den Stadien anwesend sein durften. Die Spieler italienischer oder anderer europäischer Herkunft hingegen hätten weniger Tore geschossen, während die Stadien leer geblieben seien. Grund dafür sei, dass die Spieler ethnischer Minderheiten deutlich häufiger negative Zurufe, inklusive rassistischer Äußerungen, von Zuschauern erhielten.

Die Londoner Polizei habe indes erklärt, gegen die Verfasser der Online-Beleidigungen gegen Rashford, Sancho und Saka zu ermitteln. Ob damit auch von polizeibehördlicher Seite ein Zeichen gesetzt werden kann, bleibt abzuwarten. Die wahren Fans des englischen Teams jedoch dürften ihre Helden trotz allem feiern.