Freitag, 26. April 2024

Finanzamt Hagen versteigert Luxus-Autos von Glücksspiel-Clan

Lamborghini Aventador LP700-4|Muenzgeld|Landgericht Hagen

Bei einer Razzia im Clan-Milieu stellte die Ermittlungskommission „Cash“ der Hagener Polizei im vergangenen Jahr unter anderem zahlreiche Luxuskarossen sicher. Finanziert sollen sie mit Einnahmen aus manipulierten Spielautomaten worden sein. Nun versteigert das Finanzamt die Wagen in einer Zoll-Auktion. Der Prozess gegen die drei Hauptangeklagten beginnt am kommenden Montag.

Luxuswagen und Tonnen von Münzgeld

Muenzgeld

Allein das konfiszierte Münzgeld soll Tonnen gewogen haben (Quelle:pixabay.com/Alexas_Fotos)

Im letzten Jahr gelang den Behörden im nordrhein-westfälischen Hagen ein erfolgreicher Schlag gegen die organisierte Glücksspielkriminalität.

Mitglieder einer türkisch-kurdischen Großfamilie sollen in ihren Spielhallen über Jahre Millionen mit manipulierten Spielautomaten gemacht und sich davon ein Leben in Saus und Braus gegönnt haben.

Wichtiger Teil des ausschweifenden Lebensstils: Diverse Autos aus dem Luxus-Segment.

Im September 2018 konfiszierten Polizei und Staatsanwaltschaft in Hagen bei einer Razzia neun der PS-starken Statussymbole und Millionen an Bargeld: Tonnenschwer sei allein das Münzgeld gewesen, dass die Beamten aus den Räumlichkeiten des Clans abtransportierten, wurde damals bekannt.

Zollversteigerung trifft auf großes Interesse

Zu betrachten sind die beschlagnahmten Autos nun auf der Internetpräsenz des Zolls, der sie im Auftrag des Finanzamtes versteigert. Da gegen die Besitzer Pfändungen laufen, ist es Aufgabe des Finanzamts, die Autos zu versilbern und den Erlös in die Schuldentilgung fließen zu lassen.

Bis zum 11. Juni haben Interessenten nun Zeit, Gebote für die in Hagen beschlagnahmten Fahrzeuge abzugeben.

Zur Wahl stehen:

Ein Lamborghini Aventador LP700-4 (Neupreis ab 335.000 Euro)

Ein goldener 1 Mercedes-Benz SLS-Klasse AMG (NP ab 195.000 Euro)

Ein Lamborghini Huracan (NP ab 178.500 Euro)

Ein Mercedes-Benz S-Coupe S63 AMG (NP ab 177.000 Euro)

Ein Mercedes-Benz 63 AMG ( ab 161.000 Euro)

Ein Mercedes-Benz S63 4Matic AMG (ab 160.000 Euro)

Ein Mercedes-Benz GT-Klasse AMG (NP ab 117.000 Euro)

Ein Mercedes-Benz CLS-Klasse CLS 63 AMG (NP ab 116.000 Euro)

Ein nicht fahrtüchtiger BMW 1er

Während der BMW einen Motorschaden aufweist und somit mit einem Startgebot von 690,- Euro das Schlusslicht bildet, sind die hochaufgerüsteten weiteren Fahrzeuge in bestem Zustand. Mit einem Mindestgebot von 125.470 Euro ist der orangefarbenen Lamborghini Aventador der preisliche Spitzenreiter der Auktion.

Das Interesse an den Luxuskarossen aus Clan-Hand ist groß: Allein die Beschreibung des Lamborghini wurde bereits über 20.000 Mal abgerufen. 17 Tage vor Auktionsende bieten bereits 84 Interessierte um den Luxuswagen mit.

Erlöse fließen in Schuldentilgung

Doch ganz egal, wie hoch der Betrag sein wird, den das Finanzamt über die Versteigerungen generieren wird, im Vergleich zu den durch die kriminellen Machenschaften des Clans unterschlagenen Geldern, dürfte er sich wie ein Tropfen auf dem heißen Stein darstellen:

Die ab Montag in Hagen vor Gericht stehenden drei Männer im Alter zwischen 39 und 50 Jahren sollen für einen Schaden in Höhe von rund 48,5 Millionen Euro verantwortlich sein, wie Gerichtssprecher Bernhard Kuchler (46) Medienvertretern gegenüber erklärte:

Die Angeklagten sollen von 2008 bis 2018 in den von ihnen betriebenen Spielhallen die technischen Aufzeichnungen von Geldspielgeräten manipuliert haben und die damit erzielten Einnahmen teilweise nicht versteuert haben. Hierdurch soll ein Steuerschaden von ca. 48,4 Millionen Euro entstanden sein.

Nach Erkenntnissen der Ermittlungsbehörden betrieb die Großfamilie S. in mehreren nordrhein-westfälischen Städten Spielhallen, in denen sie das Spiel an manipulierten Automaten anbot.

Steuerhinterziehung durch Softwaremanipulation

In den Fokus geraten war der Clan mit Hauptsitz in Hagen, weil er binnen weniger Jahre einen immensen Reichtum angehäuft hatte.

Landgericht Hagen

Am Montag beginnt der Prozess vor dem Hagener Gericht (Quelle:Bubo bubo, licensed under CC BY-SA 3.0)

Bei einer vorangegangenen Durchsuchung im Jahr 2016 sollen die Fahnder eher zufällig auf den Grund für das schnelle finanzielle Wachstum gestoßen sein:

Auf einem Laptop entdeckten die Ermittler damals eine Software, die die Manipulation der Umsatz-Ausdrucke der Spielgeräte ermöglicht haben soll.

Auf diese Art seien die in der Anklage dargestellten Beträge in Millionenhöhe am Finanzamt vorbeigeschleust worden.

In dem am Montag startenden Prozess wirft die Staatsanwaltschaft allein Clan-Mitglied Sami S. (43) in ihrer Klage 743 Straftaten vor, 135 der Delikte betreffen die schwere Steuerhinterziehung.

Ob und wann die Angeklagten selbst wieder in Luxuswagen á la Lamborghini und Co. unterwegs sein könnten, ist fraglich. Bei Verurteilung drohen ihnen bis zu zehn Jahre Freiheitsentzug.