Dienstag, 10. Dezember 2024

Glücksspiel-Konzern Kindred muss Online Casinos in Norwegen schließen

Logo Stiftelsestilsynet|Kindred Logo

Die Kindred-Gruppe muss eine Reihe ihrer Online Casinos in Norwegen einstellen. Die staatliche Glücksspiel-Aufsicht Stiftelsestilsynet [Seite auf Englisch] verfügte Anfang der Woche, dass das Unternehmen innerhalb der nächsten vier Wochen vier seiner Casino-Marken vom norwegischen Markt nehmen muss.

Die Aufseher von Stiftelsestilsynet bemängeln, dass die Online Casinos und Sportwetten-Anbieter von Unibet, Maria Casino, Storspiller und BingoLottstift in Norwegen illegal tätig seien, da sie ihre Spiele und Wetten ohne eine Lizenz des skandinavischen Landes anbieten würden.

Der Vorwurf: Kindred wendet sich direkt an norwegische Spieler

Zwar haben die Kontrolleure weitere Kindred-Marken ebenfalls im Visier, doch sie konnten lediglich den vier gesperrten Angeboten nachweisen, dass diese sich speziell an norwegische Spieler richten.

Ein Sprecher von Kindred demonstrierte in einem Statement sein Unverständnis:

Die Kindred Group ist ein Unternehmen mit einer internationalen Glücksspiel-Lizenz. Die norwegische Glücksspiel-Aufsicht hat nicht das Recht, gegen internationale Unternehmen vorzugehen, auch wenn diese Spieler aus Norwegen als Kunden akzeptieren.

Als Beweise für das Vergehen führten die Aufseher die Gestaltung der Webseiten in norwegischer Sprache und unter norwegischen Markennamen, ihre Erreichbarkeit in Norwegen und die Einbindung der Norwegischen Krone als Zahlungsmöglichkeit an.

Nach Angabe von Stiftelsestilsynet treffe dies auf alle vier Marken zu, woraus die Kontrolleure schlossen, dass das Angebot sich primär an Norweger richte. Ohne eine Lizenz sei dies jedoch illegal, weshalb der Betrieb der Seiten einzustellen sei.

In Norwegen ist Glücksspiel grundsätzlich legal. Allerdings wurden von Stiftelsestilsynet bisher nur zwei Lizenzen an die staatlichen Anbieter Norsk Tipping und Norsk Rikstoto erteilt. Alle anderen Online Casinos oder Sportwerten-Anbieter operieren nach Ansicht der Behörde deshalb illegal. Seit Anfang des Jahres ist Stiftelsestilsynet verstärkt bemüht, diesen Anbietern mit Hilfe von Netzsperren den Zugang zum norwegischen Markt zu verwehren.

Kindred war zuvor bereits verwarnt worden

Der Schritt der norwegischen Aufsichtsbehörde kommt für Kindred nicht ganz überraschend. Schon im Februar war das Unternehmen zusammen mit einer Reihe weiterer Glücksspiel-Anbieter verwarnt und mehrfach dazu aufgefordert worden, die Casino-Aktivitäten in dem nordeuropäischen Land einzustellen.

Die Kindred Group hat 13 verschiedene Glücksspiel-Marken und ist aus der 1997 gegründeten Unibet Group hervorgegangen. Das an der Stockholmer Börse gelistete Unternehmen hat seinen Sitz auf Malta und erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2018 907,6 Millionen Pfund Sterling – ein Plus von 21 % gegenüber dem Vorjahr.

Da Kindred die Aufforderung ohne Stellungnahme oder eine andere sichtbare Reaktion quittierte und sein Angebot in Norwegen weiterhin aufrecht erhielt, folgte nun die drastische Konsequenz der Kontrolleure von Stiftelsestilsynet.

Kindred mit Problemen in Skandinavien

Norwegen gehört für Kindred zu den wichtigsten Umsatzbringern. Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass die dortigen Probleme nun an der Börse für Unruhe sorgen: Seit Mitte letzter Woche hat Kindreds Kurs um über 9 % nachgegeben.

Kindred Logo

Im Visier der Aufseher: Kindred (Bild: Kindred)

Die Aufforderung der norwegischen Kontrolleure trifft Kindred in einer schwierigen Phase. Insbesondere die nordeuropäischen Länder bereiten dem Management des Konzerns derzeit wenig Grund zu Freude.

Ein Grund für das komplizierte Geschäft liegt in den sinkenden Umsätzen in Schweden, wo zu Beginn des Jahres der Glücksspiel-Markt neu reguliert wurde. Kindred gehört dort zwar zu den stärksten privaten Anbietern, hat jedoch bei Nutzern und Umsatz einen großen Rückstand auf den ehemaligen Monopolanbieter Svenska Spel.

Die geänderten rechtlichen Rahmenbedingungen und die verstärkte Konkurrenzsituation aufgrund der neu ausgeteilten Lizenzen zwangen Kindred zudem zu höheren Marketingausgaben. Das Unternehmen verkündete, dass es aus diesem Grund allein im ersten Quartal 3,8 Millionen Pfund Sterling für Werbung – und damit ein Vielfaches früherer Quartale – ausgeben musste.

Darüber hinaus wurde Kindred von den schwedischen Behörden mit Steuernachforderungen in Höhe von 5,2 Millionen Pfund Sterling konfrontiert, sodass für das Unternehmen unterm Strich ein sattes Gewinnminus steht.

Die problematische Situation in Norwegen und Schweden führte dazu, dass der Anteil Skandinaviens an Kindreds Gesamtumsatz auf 34 % fiel, während Westeuropa inzwischen 57 % zum Ergebnis beiträgt. Der dortige Umsatzzuwachs konnte das Minus in Schweden dabei mehr als wettmachen.

Nicht zuletzt deshalb steigerte Kindred seine Umsätze im ersten Quartal um 8 % auf 224,4 Millionen Pfund Sterling. Es wird sich zeigen, inwieweit das strikte Vorgehen der norwegischen Behörden die Einnahmen des Glücksspiel-Konzerns weiter unter Druck setzt.