Samstag, 14. Dezember 2024

Italien kämpft nur halbherzig gegen Glücksspiel und Spielsucht

Flagge Italien|Italien

Laut aktuellen Zahlen sind in Italien etwa 250.000 Menschen spielsüchtig. Eine weitere Million Italiener gilt als gefährdet. Die Regierung unter Ministerpräsident Renzi hatte sich schon im vergangenen Jahr vorgenommen, verstärkt gegen die Spielsucht vorzugehen.

Im Fokus stehen die Slot-Maschinen, die drastisch reduziert werden sollen. Doch Steuer-Einnahmen erschweren auf der anderen Seite immer wieder ein konsequentes Vorgehen. Nun wurde der Vorsatz auf nächstes Jahr verschoben.

Italien gehört mit seinen knapp über 60 Mio. Einwohnern zu den Ländern mit der höchsten Spieldichte. Aktuell gibt es laut der italienischen Monopolbehörde AAMS (Amministrazione Autonoma dei Monopoli di Stato) rund 420.000 Slots in Kiosken, Bars und Spielhallen.

Umgelegt auf Spielstätten heißt dies, dass in etwa 83.000 Geschäftslokalen Terminals beziehungsweise Geräte stehen. Auf 143 Einwohner entfällt also aktuell eine Spielmaschine. In Deutschland reicht ein Spielautomat zurzeit für etwa 260 Bürger.

Novomatic betreibt mehr als 130 Spiellokale in Italien

Die Qualität der Spielgeräte ist allerdings ziemlich unterschiedlich. Zu den besten Geräten zählen die VLT-Terminals. Sie werden von den Spielern am besten akzeptiert und gewährleisten beste Sicherheit. Die österreichische Novomatic-Gruppe hat bei den VLTs einen Anteil von gut 50 Prozent und betreibt etwas mehr als 130 Spiellokale.

Auch laut dem Finanzministerium entsprechen die Geräte des österreichischen Unternehmens dem höchsten Qualitätsstandard entsprechen und würden daher entsprechend stark nachfrageint.

Das Finanzministerium und die AAMS haben vor Jahren ein sehr strenges Kontrollsystem eingeführt. Bei diesem werden alle Geräte an die Monopolbehörde angeschlossen und die Spieler müssen sich registrieren lassen, bevor sie an den Automaten zocken können. Dadurch haben die Finanzbehörden einen sehr genauen Überblick über die tatsächlichen Spielergebnisse und auch einen entsprechenden Zugriff auf die Steuereinnahmen. Im vergangenen Jahr nahm der Fiskus durch Slots 71,5 Milliarden Euro an Steuern ein.

Hin- und her: Erst Erhöhung um 30 Prozent, dann Reduzierung

Innerhalb der nächsten vier Jahre soll nun die Anzahl der Spielautomaten um 30 Prozent sinken. Davor hatte die Regierung als Beitrag zur Haushaltssanierung durch die fälligen Steuern aber sogar eine Erhöhung der Spielautomaten um 30 Prozent geplant. Erst auf heftigen Widerstand der Oppositionspartei konnte sich die Regierung nun zum Gegenteil entschließen.

Die Regierung ging zudem zum 31. Juli 2015 von etwa 378.000 Slot-Maschinen in Italien aus und wollte die Zahl auf 265.000 reduzieren. Doch nun, ein Jahr später sind fast 420.000 Spielgeräte registriert. Ein Grund für die sprunghafte Erhöhung der Anzahl war die Tatsache, dass offiziell noch nicht in Betrieb genommenen Maschinen nun auch zum Grundbestand hinzugezählt wurden. Die Zielvorgabe für 2019 liegt nun also bei etwa 300.000 Slots.

Doch was sagen die Italiener dazu, wenn ihr geliebtes Glücksspiel beschnitten wird? Für viele von Armut bedrohte Menschen in Italien ist das Glücksspiel gerade in Zeiten der Krise eine Quelle des Trosts. Die Umsätze des Glücksspiels stiegen zwischen 2000 und 2014 in Italien um 350 Prozent, gleichzeitig schrumpfte die italienische Wirtschaft um mehr als sieben Prozent.

Regierung lässt sich Zeit mit der Reduzierung des Glücksspiels

Ministerpräsident Matteo Renzi kommentierte die Pläne der Regierung wie folgt:

„Die Wahrheit ist ganz einfach: Wir reduzieren die Spielhallen und bekämpfen so das Glücksspiel. Wer das Gegenteil behauptet, lügt.“

Aktuell arbeitet die Regierung aber noch bis Mitte Oktober am Haushaltsplan für 2017. Die endgültige Entscheidung über die massive Reduzierung der Automaten wurde nun auf den Beginn des kommenden Jahres verschoben. Dann wird das ganze eventuell ein Projekt für die neue Regierung. Im November stehen nämlich Neuwahlen an.

Angesichts des fehlenden Wirtschaftswachstums und der hohen Schuldenlast lässt sich die Regierung somit wenig verwunderlich Zeit mit der Reduzierung des Glücksspiels. 30 Prozent weniger Slot-Maschinen bedeuten auch weniger Steuereinnahmen.

Trotz dieses enormen Angebots und der strengen Kontrollen durch die Finanzbehörden, gibt es auch in Italien einen beträchtlichen Schwarzmarkt. In vielen Lokalen gibt es Terminals auf denen illegal gespielt werden kann. Hier hat das Finanzamt keinen Zugriff auf die Einnahmen. Spieler, die bei der AAMS eigentlich gesperrt sind, dürfen hier trotzdem ihr Glück versuchen.

Hinzu kommen die Online Casinos sowie die ausländische Konkurrenz in den Nachbarländern Frankreich, Schweiz, Österreich, Slowenien und Kroatien. Dadurch müssen die vier italienischen Casinos in Venedig, San Remo, Saint Vincent und Campione auch seit Jahren mit sinkenden Umsätzen und Besuchern kämpfen.