Sonntag, 06. Oktober 2024

Norwegen klammert sich an sein Glücksspiel-Monopol

KongKasino Norsk Tipping|Kindred|

Die norwegische Glücksspielbehörde geht aktuell harsch gegen ausländische Online Casino Betreiber vor, auch wenn diese über Lizenzierungen aus dem EU-Raum verfügen. Gesperrte Websites und blockierte Zahlungen sollen es den Norwegern daher nun schwer machen, auf internationalen Websites zu zocken. Gleichzeitig will Norwegen sein staatliches Glücksspielmonopol bewahren und fördern.

Die Norweger wollen online spielen

Online Casinos, Online Lotterien und Online Sportwetten sind aus unserer digitalisierten Welt längst nicht mehr wegzudenken und es gibt nur wenige Länder, in denen das Online Glücksspiel nicht an Beliebtheit gewinnt.

Anders als landbasierte Spielbanken agieren die meisten Online Casinos international und aus diesem Grund kommt es wegen unterschiedlicher Gesetzgebungen immer wieder zu Problemen. Ein aktuelles Beispiel ist Norwegen, wo Millionen von Spielern auf der Suche nach gewinnbringenden Online Casino Angeboten sind.

Das Glücksspiel in Norwegen ist grundsätzlich legal und wird von der dortigen Glücksspielbehörde Lotteriog stiftelsestilsynet streng reguliert. Allerdings dürfen Casinospiele, Sportwetten und Co. ausschließlich von zwei staatlichen Unternehmen angeboten werden: Norsk Tipping und Norsk Rikstoto.

Sonderfall Poker

Poker zählt in Norwegen zu den beliebtesten Spielen und im Jahr 2014 wurde eine Gesetzesänderung durchgesetzt, die Pokerturniere erlaubte, sofern deren Erlöse für wohltätige Zwecke eingesetzt werden. Die Gesetzesänderung wurde beispielsweise in den Jahren 2015, 2016 und 2017 genutzt, um ein Turnier zugunsten des Norwegischen Leukämie Vereins (Norwegian Leukaemia Association) zu organisieren.

Auch das Pokern innerhalb der eigenen vier Wände ist in begrenztem Rahmen erlaubt. Privatpersonen dürfen untereinander um Geld Pokern, sofern sich nicht mehr als 10 Personen beteiligen und der Einsatz pro Person nicht mehr als 1.000 NOK beträgt. Die privaten Turniere dürfen dabei in keiner Weise öffentlich beworben werden oder „professionellen Charakter“ haben.

Die beiden Unternehmen genießen damit ein fast absolutes Monopol und nehmen jährlich viele Milliarden Norwegischer Kronen ein. Doch für die norwegischen Spieler sind die Casinos internationaler Anbieter oft aufgrund eines breiteren Spielangebotes deutlich attraktiver.

Die Anzahl der verfügbaren Casinospiele und Wetten ist nämlich bei Norsk Tipping im Vergleich zu vielen internationalen Anbietern sehr klein. So gibt es beispielsweise weniger als 100 Slots und nur eine Handvoll Tisch- und Kartenspiele.

Auch unter den Sportwetten mangelt es an Vielfalt. Zwar können Wetten auch auf internationale Turniere platziert werden, jedoch gibt es kaum Vielfalt bei der Gestaltung der Wetten. Kombinationswetten, Handicap Wetten oder ganz individualisierte Wetten fehlen fast vollständig.

Da es im Bereich der Sportwetten außerdem keine Konkurrenz gibt, sind die Quoten im Vergleich unvorteilhafter für die Kunden.

Aufruf an die Malta Gaming Authority

Doch der norwegischen Glücksspielbehörde sind die ausländischen Casinos ein Dorn im Auge und derzeit geht sie rigoroser als je zuvor gegen diese vor. Allerdings stößt sie immer wieder an ihre Grenzen, was die Vollstreckung der Gesetze betrifft.

Bereits 2013 schickte die Behörde ein Schreiben {Seite auf Englisch] heraus, welches sämtliche internationalen Casino Websites aufforderte, sich vom norwegischen Markt zurückzuziehen. Mit mäßigem Erfolg, denn auch sechs Jahre später ist es für Norweger ein Leichtes, bei ausländischen Anbietern zu zocken.

Kindred

Kindred Group soll aus Norwegen verbannt werden (Bild: Wikipedia)

In einer aktuellen zweiten Welle werden die Anbieter nun aufgefordert, ihre Websites per Geoblocking für Norwegen unzugänglich zu machen, keine Zahlungen in Norwegischen Kronen zu akzeptieren und auch keinen norwegischen Kundenservice oder eine ins Norwegische übersetzte Website zur Verfügung zu stellen.

Soweit möglich, geht die Behörde nun auch selbst aktiv gegen die Anbieter vor. Norwegische Banken wurden daher dazu angehalten, keine Zahlungen durchzulassen, wenn ersichtlich wird, dass es sich um „illegales Glücksspiel“ handelt.

Wie die maltesische Presse vermeldete, seien sechs namhafte in Malta lizenzierte Casinobetreiber von der norwegischen Glücksspielbehörde verwarnt worden. Hierbei handle es sich um die Cherry AB, die L&L Europe Players Ltd, die Gaming Innovation Group, die Kindred Group und die Lucky Dino Gaming Ltd.

Die Betreiber operieren jeweils auf verschiedenen Online Glücksspiel Plattformen und die in Norwegen zugänglichen Anbieter sollen nun unverzüglich geblockt werden. Die norwegische Behörde appellierte daher jetzt auch an die Malta Gaming Authority und bat diese, ihre Lizenznehmer an die in Norwegen geltenden Gesetze zu erinnern.

Geldeinbußen oder Spielerschutz?

Doch wie begründet die norwegische Glücksspielbehörde ihr harsches Vorgehen? Bei den Spielern des Landes herrscht Unverständnis, begründet vor allem in dem Umstand, dass die bei Norsk Tipping angebotenen Spiele, insbesondere die Slots, durchaus von internationalen Entwicklern stammen.

So gibt es bei Norsk Tipping beispielsweise Spiele von NetEnt, WMS oder Playtech. Warum, so fragen sich viele, dürfen also dieselben Spiele innerhalb Norwegens nicht auf anderen Plattformen angeboten werden?

Die Glücksspielbehörde beruft sich in diesem Zusammenhang stets auf den Spielerschutz, der nur gegeben werden kann, wenn Online Casinos streng reguliert werden.

UK Gambling Commission

Viele Casinos erhalten ihre Lizenzen von der UKGC (Bild: Gambling Commission)

Alle namhaften Online Casino Gruppen haben jedoch zumeist eine Lizenzierung durch die Malta Gaming Authority, den Gibraltar Gambling Commissioner oder die UK Gambling Commission.

Diese Regulierungsbehörden verfügen über sehr strenge Regelwerke, doch gelten diese rein rechtlich nicht innerhalb der norwegischen Landesgrenzen. Die Glücksspielbehörde ist somit grundsätzlich im Recht, die ausländischen Anbieter zu verbieten.

Sicherlich geht es aber nicht nur um den Spielerschutz, der durchaus dank der internationalen Behörden gewährleistet werden könnte. Norwegen möchte das bisher gut funktionierende und fest in die Kultur verankerte Glücksspielmonopol beibehalten.

Der vorbildliche Nachbar Schweden

Schaut man von Norwegen nach Schweden herüber, sieht man ein gutes Beispiel, wie der aktuelle Konflikt gelöst werden könnte. Bis zum letzten Jahr nämlich befanden sich die Schweden in einer ähnlichen Situation wie die Norweger, denn bis auf Svenska Spel durfte kein Anbieter Online Glücksspiel in Schweden zur Verfügung stellen.

Auch hier war den Spielern das Angebot nicht groß und nicht vielfältig genug und die Behörden hatten keine Chance, sich mit Verboten gegen die beliebten ausländischen Anbieter durchzusetzen. Die Schweden wollten zocken und fanden einen Weg.

Seit Anfang Januar dieses Jahres nun ist der schwedische Markt auch für ausländische Casinos online verfügbar. Zahlreiche Anbieter sicherten sich eine Lizenzierung der schwedischen Glücksspielbehörde Spel Inspektionen (Lotteriinspektionen).

Norwegen könnte zukünftig einen ähnlichen Weg einschlagen und den Markt ebenfalls liberalisieren. Doch zum jetzigen Zeitpunkt scheint die Politik zu diesem Schritt nicht bereit und das Land wird sich weiterhin mit den Problemen auseinandersetzen müssen.