Donnerstag, 25. April 2024

Werbung für Glücksspiel-Unternehmen: Presserat rügt österreichische Zeitungen

Weltrotkreuztag Casinos Austria|Kampagne Oesterreich impft Lotterien Oesterreich

Der Österreichische Presserat hat die Tageszeitungen Kurier und Kronen Zeitung wegen verdeckter Werbung für Glücksspielbetreiber gerügt. Wie der Verein zur Selbstkontrolle der österreichischen Presse mitteilte, hätten die Medien bei ihrer beinah wortgleichen Berichterstattung über die Casinos Austria und Österreichische Lotterien Gruppe journalistische Distanz vermissen lassen. Zudem sei davon auszugehen, dass es bei den Beiträgen zu „Einflussnahme von außen“ gekommen sei.

„In die Irre geführt“

Im vergangenen März erschienen in den Zeitungen Kurier und Kronen Zeitung kurz aufeinanderfolgend zwei Beiträge, die den Presserat auf den Plan riefen. In „Der Mensch im Fokus“ sowie „Mensch im Fokus“ berichteten die Medien am 24. und 26.03. über das soziale Engagement der Casinos Austria und Österreichische Lotterien Gruppe.

Hierbei, so der Presserat in seiner in der vergangenen Woche veröffentlichten Mitteilung, hätten die Medienhäuser gegen den Ehrenkodex der österreichischen Presse verstoßen.

Dieser schreibt unter anderem unter Punkt 3 die Unterscheidbarkeit von Tatsachenberichten und der Wiedergabe von Fremdmeinungen vor. Zudem stuft er unter Punkt 4 „die Einflussnahme Außenstehender auf Inhalt oder Form eines redaktionellen Beitrags“ als unzulässig ein.

Gegen beide Vorgaben hätten Kronen Zeitung und Kurier verstoßen, indem sie ihre beinah gleichlautenden und identisch bebilderten Texte nicht als Werbung gekennzeichnet hätten. In ihrer Mitteilung erklären die Verantwortlichen:

Im Ergebnis kann der Senat in den Beiträgen weder eine unabhängige redaktionelle Aufarbeitung noch die erforderliche journalistische Distanz erkennen. (…) Die aus medienethischer Sicht erforderliche Unterscheidbarkeit zwischen Werbung und redaktionellen Inhalten im Sinne der Punkte 3 und 4 des Ehrenkodex wurde missachtet. Die Leserinnen und Leser wurden in die Irre geführt.

„Werbend und unkritisch“

Zur Begründung führen die Medienwächter an, dass das zivilgesellschaftliche Engagement des Glücksspielkonzerns durchweg positiv und unkritisch dargestellt worden sei. Zudem sei festzustellen, dass in den Beiträgen „Werbesprache“ überwiege.

Unter anderem hatten die Texte herausgestellt, dass die Casinos Austria und Österreichische Lotterien Gruppe seit Jahrzehnten „gesellschaftliche Verantwortung übernehme“ und wichtiger Partner bei sozialen Projekten sei.

Die Österreichische Lotterien Gesellschaft betreibt rund 5.100 Annahmestellen in Österreich. Eigentümer sind die Casinos Austria AG mit rund 74 % und de Lotto-Toto Holding Gesellschaft m.b.H. mit rund 26 %.

Weiterhin sei ein ebenfalls sehr ähnlicher Text in der Tageszeitung Der Standard als „Bezahlte Anzeige“ gekennzeichnet erschienen. Dies werte der Presserat als Indiz, dass es bei den Artikeln zur Einflussnahme von außen gekommen sei.

Wie der Presserat berichtet, hätten die Verantwortlichen von Kurier und Kronen Zeitung auf die Möglichkeit, an dem Verfahren teilzunehmen, verzichtet. Das Kontrollgremium fordert die Betroffenen nun auf, „die Entscheidung freiwillig zu veröffentlichen oder bekanntzugeben“.

Ob dies tatsächlich geschehen wird, scheint zumindest bei der Kronen Zeitung eher fraglich. Im Gegensatz zum Kurier und der absolut überwiegenden Mehrheit der österreichischen Presselandschaft erkennt die Boulevardzeitung die Schiedsgerichtsbarkeit des Presserats bislang nicht offiziell an.