Freitag, 26. April 2024

Schweiz: Razzia gegen illegale Glücksspiele und Sportwetten in Zug

Schweiz: Razzia gegen illegale Glücksspiele und Sportwetten in Zug

Schweiz: Razzia gegen illegale Glücksspiele und Sportwetten in Zug

Illegale Glücksspiele im Schweizer Kanton Zug: organisierte Kriminalität? (Symbolbild – Bildquelle)

Die Polizei in Zug in der Schweiz hat bei einer weiteren Razzia in Klubs und Lokalen illegale Glücksspiele festgestellt. Bei der jüngsten Aktion stellen die Beamten gleich mehrere Verstöße gegen das Glücksspielgesetz fest und sicherten Bargeld, Wettcomputer und Spielterminals. Zwei Frauen wurden verhaftet. Das Ausmaß der illegalen Glücksspiele ist anscheinend größer als angenommen und zeugt laut eines Szenekenners von organisiertem Verbrechen.

Razzia gegen illegale Glücksspiele

Am vergangenen Donnerstag haben Polizei und Staatsanwaltschaft gemeinsam im Schweizer Kanton Zug eine Razzia in einem Klublokal in Baar durchgeführt. Hintergrund war der Verdacht auf illegale Glücksspiele und verbotene Sportwetten, die der 53-jährige Betreiber während eines Zeitraums von mehreren Monaten durchgeführt haben soll. Bei der Durchsuchung der Räumlichkeiten des Lokals wurden Wettcomputer, Spielterminals und Bargeld in der Höhe von mehreren tausend Franken sichergestellt. Der türkische Betreiber des Klubs muss sich vor der Staatsanwaltschat Zug und vor der Eidgenössischen Spielbankenkommission verantworten wegen Verstößen gegen das Schweizer Lotterie- und Wettgesetz, sowie das Spielbanken- und Ausländergesetz. Während der Aktion kam es zur Festnahme einer 27-jährigen Bulgarin und einer 32-jährigen Serbin, die ohne Arbeitserlaubnis illegal als Kellnerinnen beschäftigt waren. In beiden Fällen kam es bereits zu einer rechtskräftigen Verurteilung durch den Schnellrichter.

Vermehrte Kontrollen in Klublokalen gegen illegale Glücksspiele

Bereits seit längerem geht die Polizei in Zug vermehrt mit Kontrollen gegen Klublokale vor, die im Verdacht der illegalen Glücksspiele stehen. Bei einer weiteren Razzia am vergangenen Mittwoch ebenfalls in Baar konnten die Einsatzkräfte mehrere Wettcomputer, Spielterminals, Wertkarten und Bargeld in Höhe von mehreren hundert Franken beschlagnahmen. Betreiber des entsprechenden Lokals waren ein 44-jähriger Schweizer und ein 27-jähriger Slowene, die bereits zum dritten Mal seit 2015 gegen Glücksspielgesetze mit illegalem Glücksspiel in ihrem Klublokal verstoßen hatten.

Illegale Glücksspiele in Zug: organisierte Kriminalität?

Derartige Razzien waren in den letzten Monaten in Zug beinahe wöchentlich erfolgt. Aus ermittlungstaktischen Gründen wollte sich die Polizei zum Vorgehen nicht äußern. Laut eines Szenekenners soll das Ausmaß der illegalen Glücksspiele im Kanton größer sein als angenommen. Er spricht von mehreren Klubs, vielleicht sechs oder sieben, die sich als Internetcafés tarnen. Wer eingeweiht ist, spricht eine Kellnerin auf Glücksspiele an und bezahlt einen gewünschten Betrag zum Zocken an der Theke. Per Code werden illegale Glücksspiele und Wettangebote am PC freigeschaltet. Beliebt seien vor allem Fußball Wetten.

Bis zu 20.000 oder gar 30.000 Franken könne ein Vereinsbetreiber mit Wetten pro Monat umsetzen, so der Szenekenner. Organisiert werde das Geschäft von Österreichern, die Schweizer Klublokalen die gesamte Infrastruktur mit Wettcomputern stellen. Die Betreiber der Vereine arbeiten auf Provision und erhalten 20 Prozent, während der restliche Umsatz ins Ausland fließt.

Die Mafia-artigen Strukturen sind der Polizei bekannt

Thomas Armbruster von der Zuger Kriminalpolizei bestätigt, dass die Vorgänge den Beamten bekannt sind. Nicht nur aus Österreich, sondern aus von anderen europäischen Ländern werden illegale Glücksspiele in der Schweiz organisiert. „Bei diesen illegalen Wetten und Geldspielen sind oft große Summen im Spiel, weshalb sie für die Lokalinhaber und die Hintermänner sehr lukrativ sind. Dabei gibt es verschiedene Geschäftsmodelle in Bezug auf den Einsatz der Apparate und Verteilung der Provisionen.“

In einigen Fällen hatten die Betreiber Mühe, ein verhängtes Bußgeld aufbringen zu können. In anderen Fällen wurde die auferlegte Strafe direkt von den Hintermännern bezahlt, so der Szenekenner. Ein Beispiel ist der Balkanische Jassverein. Dessen Betreiber, Krstan Gajic, hat früher das Lokal Falken geführt, in dem es 2011 zu einer Razzia wegen illegalen Glücksspielen kam. Das Bußgeld soll von Österreichern bezahlt worden sein. Der Jassverein ist der Polizei vor allem wegen illegaler Poker Spiele wie Texas Hold’em bekannt.

Kein internationaler Austausch im Kampf gegen organisiertes Verbrechen

Eine Kooperation mit Österreich oder anderen EU Ländern findet derzeit nicht statt, auch wenn in anderen Ländern ebenfalls Kontrollen und Razzien stattfinden (wie jüngst in Weil am Rhein – wir berichteten). Wer von der Zuger Polizei als Betreiber illegaler Glücksspiele erwischt wird, muss mit Bußgeld und Strafanzeige rechnen. Bei einem Bußgeld über 5.000 Franken erfolgt ein Eintrag im Strafregister. Nicht alle Täter sind Wiederholungstäter. Judith Aklin, Kommunikationsverantwortliche der Zuger Strafverfolgungsbehörden, äußert sich zu den Razzien der Polizei wie folgt:

„Die Szene ist gut organisiert. Eine organisierte Kriminalität schließen wir derzeit nicht aus. Im Rahmen der Razzien werden auch entsprechende Ermittlungen getätigt.“

Derzeit legt die Zuger Polizei den Schwerpunkt auf die Kontrolle von Klublokalen. Entsprechend dem Gesetz werden Ermittlungen aufgenommen, sobald der Sachverhalt und das Ausmaß der illegalen Machenschaften dies erfordern. Eigene Ermittler sowie die Schweizer Spielbankenkommission sorgen dabei für Hinweise, außerdem beobachtet die Polizei bekannte Stellen genau. Ein Austausch zwischen den verschiedenen Polizeistellen der Schweizer Kantone findet statt – jedoch nicht mit internationalen Behörden.

Daher ist es schwer, den Hintermännern aus Österreich und anderen EU Staaten das Handwerk zu legen. Eine erfolgreiche Ursachenbekämpfung sieht anders aus. Denn trotz des jüngsten Erfolges und der Beschlagnahmung von Materialien können illegale Glücksspiele meist direkt am nächsten Tag weitergehen. Laut Szenekenner sind die Organisatoren derart schnell beim Aufstellen neuer Geräte.