Donnerstag, 28. März 2024

Triaden- und Glücksspiel-Boss „Shanghai Boy“ in Hongkong verhaftet

„Shanghai Boy“ Kwok Wing-hung

In Hongkong haben die Behörden den mutmaßlichen ehemaligen Triaden-Boss „Shanghai Boy” Kwok Wing-hung festgenommen. Wie die Tageszeitung The South China Morning Post [Seite auf Englisch] am Dienstag berichtet hat, habe die Polizei den 62-Jährigen am Flughafen verhaftet, nachdem er aus Bangkok eingereist sei.

Kwok befand sich seit zwei Jahren auf der Flucht vor den chinesischen Ermittlungsbehörden, die ihm unter anderem illegale Wettgeschäfte sowie die Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung vorwerfen. So soll er von 1998 bis 2000 Chef der berüchtigten Wo Shing Wo-Triade in Hongkong gewesen sein.

Wo Shing Wo gilt als Hongkongs älteste Triade. Sie wurde 1930 in der ehemaligen britischen Kronkolonie gegründet und hat sich auf Glücksspiel, Drogenhandel, Erpressung und Prostitution verlegt. Ihre Führer, zu denen zwischenzeitlich „Shanghai Boy“ zählte, werden „Drachenköpfe“ genannt und von den Triaden-Mitgliedern alle zwei Jahre gewählt.

Des Weiteren soll „Shanghai Boy“, der stets mit John Lennon-Frisur und 70er-Jahre-Sonnenbrille auftritt, von 2007 bis 2012 über 100 Mio. HKD (10,8 Mio. Euro) an illegalen Wetteinnahmen gewaschen haben. Deshalb war er 2017 wegen des Verdachts auf Geldwäsche verhaftet worden.

Flucht in den Luxus

Der mutmaßliche Gangster wurde damals auf Kaution freigelassen. Kurz darauf flüchtete er ins Ausland. Später benachrichtigte er die Behörden, dass er sich in Thailand befinde, wo er einen Herzinfarkt erlitten habe.

Tatsächlich soll sich „Shanghai Boy“ Medienberichten zufolge jedoch in Europa aufgehalten und sich bester Gesundheit erfreut haben. Dort habe er ein Luxusleben genossen. Statt in einem chinesischen Gefängnis habe er in teuren Hotels gewohnt und Hunderttausende für seinen aufwändigen Lebensstil, Frauen und Bodyguards verprasst.

Als Grund für seine jetzige Rückkehr soll er den Behörden eine Covid-19-Erkrankung angegeben haben. So zitiert die Morning Post eine anonyme Quelle:

Er behauptete, er habe beschlossen, nach Hongkong zurückzukehren, weil die Pandemie-Situation in Europa immer noch ernst ist und er nicht jung ist und nicht im Ausland sterben will.

Allerdings sei der noch am Flughafen durchgeführte Corona-Test negativ ausgefallen. Nach über 40-stündiger Untersuchungshaft und Zahlung einer Kaution von 200.000 HKD habe Kwok das Gefängnis wieder verlassen und befinde sich nun in häuslicher Quarantäne.

Zu den Vorwürfen soll er sich Anfang 2021 vor Gericht äußern. Es wird sich zeigen, ob „Shanghai Boy“ dort erscheint oder ob er erneut die Flucht ins Ausland antritt.