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Die größten Verluste durch Casino Schließungen in Deutschland – Bundesländer verlieren Millionen

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Die Corona-Pandemie hat eine Krise ausgelöst, die vielen Unternehmen und ganzen Branchen wirtschaftliche Einbußen gebracht hat. Maßnahmen wie vorübergehende Schließungen, Abstandsregelungen und Kontaktbeschränkungen führten auch bei den Casinos in Deutschland zu einem Ausbleiben der Spieler und damit zu einem Wegfall der Einnahmen.

Welche Spielstätten waren davon am meisten betroffen? Wir haben eine Übersicht erstellt: die größten Verluste durch Casino Schließungen in Deutschland nach Bundesländern sortiert.

Umsatz der staatlichen Spielbanken in Deutschland 2019

Um das wahre Ausmaß der Krise erfassen zu können, lohnt sich der vergleichende Blick auf das Jahr vor der Pandemie. 2019 war ein besonders gutes Geschäftsjahr für die staatlich konzessionierten Spielbanken in Deutschland. Die Bruttospielerträge stiegen gegenüber dem Vorjahr um 25,6 Prozent. In absoluten Zahlen bedeutet das einen Umsatz von 860,26 Millionen Euro 2019 und 684,84 Euro im Jahr 2018.

Die Top 3 bei den Umsätzen im Jahr 2019 waren die Westdeutschen Spielbanken, die Spielbanken in Baden-Württemberg und die Spielbank Berlin.

Grund für die positive Bilanz war auch ein Anstieg der Besucher. Mit rund 6,4 Millionen Spielern zog es 2019 mehr Gäste in die deutschen Casinos. Im Vergleich zu den rund 5,7 Millionen Spielern ist das ein Anstieg von 13,21 Prozent.

Otto Wulferding, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Spielbankenverbandes DSbV, sieht Investitionen in die Spielstätten als Ursache für den Besucheranstieg:

„Wir haben im vergangenen Jahr [2018] viel in Spielkultur und Spielsicherheit investiert. Die Besucher der Spielbanken honorieren dies.“

Bilanz der staatlichen Spielbanken des Geschäftsjahres 2019

SPIELART

BRUTTOSPIELERTRÄGE 2019

ANSTIEG ZU 2018

Casino gesamt

860,26 Mio. Euro

25,6 %

Automatenspiel

700,1 Mio. Euro

32 %

Tischspiele

160,130 Mio. Euro

4,15 %

Bruttospielerträge

Die Bruttospielerträge bezeichnen einen dem Umsatz vergleichbaren Marktwert, der sich aus den Einnahmen des Casinos abzüglich der Spielergewinne ergibt. Es handelt sich also um die Differenz zwischen der Summe der Spieleinsätze und den durch Spieler gewonnenen Beträgen.

Umsatzrückgang der deutschen Spielbanken nach Bundesländern

Die folgende Tabelle zeigt den Rückgang der Bruttospielerträge der deutschen Spielbanken nach Bundesländern im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr in absoluten Zahlen und in Prozent, soweit Angaben vorhanden sind.

BUNDESLAND

BSE 2019

BSE 2020

VERLUSTE

Baden-Württemberg

107,2 Mio. Euro (ganzjährig)

24,1 Mio. Euro (Halbjahr)

– 34,5 %

Bayern

87 Mio. Euro

(ganzjährig)

48 Mio. Euro

(3 Quartale)

– 22 %

Berlin

18,55 Mio. Euro*

2,84 Mio Euro*

– 15 %

Brandenburg

4,13 Mio. Euro*

0,63 Mio. Euro

– 15 %

Bremen

8,4 Mio. Euro*

1,28 Mio. Euro*

– 15%

Hamburg

62,39 Mio. Euro*

9,57 Mio. Euro*

– 15 %

Hessen

25,42 Mio. Euro*

3,9 Mio Euro*

– 15 %

Mecklenburg-Vorpommern

0,077 Mio. Euro*

0,011 Mio. Euro*

– 15 %

Niedersachsen

32,55 Mio. Euro*

4,99 Mio. Euro*

– 15 %

Nordrhein-Westfalen

117,2 Mio. Euro

17,98 Mio. Euro*

– 15 %

Rheinland-Pfalz

8,37 Mio. Euro*

1,42 Mio. Euro*

– 17 %

Saarland

3,26 Mio. Euro*

0,5 Mio Euro*

– 15 %

Sachsen

3,52 Mio. Euro*

0,55 Mio. Euro*

– 15 %

Sachsen-Anhalt

2,4 Mio. Euro*

0,36 Mio. Euro*

– 15 %

Schleswig-Holstein

5,72 Mio Euro*

0,877 Mio. Euro*

– 15 %

Thüringen

3,72 Mio. Euro*

0,57 Mio. Euro*

– 15 %

Anmerkung: Bei den mit Sternchen versehenen Werten handelt es sich um Schätzungen, ausgehend von der Spielbankabgabe 2019 für das jeweilige Bundesland sowie einer durchschnittlichen Zwangsschließung von jeweils zwei Monaten.

Baden-Württemberg

Die Spielbanken in Baden-Württemberg mussten wegen der Corona-Krise ab dem 13. März 2020 schließen. Waren Ende des Jahres 2019 noch rund 600 Menschen beschäftigt, mussten rund 80 Prozent der Angestellten in Kurzarbeit gehen. Ab dem 25. Mai 2020 kam es wieder zu Öffnungen der Spielstätten.

Die vorübergehende Schließung der Casinos in Baden-Baden, Konstanz und Stuttgart bedingte einen Rückgang der Bruttospielerträge um 34,5 Prozent auf 24,1 Millionen Euro. In Anbetracht des Vorjahres wären Umsätze von mehr als 50 Millionen Euro für diesen Zeitraum zu erwarten gewesen. Die drei Spielbanken erzielten im Geschäftsjahr 2019 eine Rekordbilanz von 107,2 Millionen Euro mit einer Spielbankabgabe in Höhe von 56 Millionen Euro.

Bayern

Auch in Bayern blieben die Spielbanken ab dem 14. März 2020 geschlossen. Nach acht Wochen startete zunächst das Automatenspiel wieder unter neuen Hygieneregeln, am 15. Juni folgte das Tischspiel mit Mindesabstand und Maskenpflicht.

Die zeitweisen Schließungen ein Einschränkungen des Spielbetriebs führten zu rund 40 Prozent weniger Spielern in den Spielbanken, was die Bruttospielerträge im Vergleich zum Vorjahr um 22 Prozent drückte. Nach dem dritten Quartal hatten die bayerischen Spielbanken Umsätze von 48 Millionen Euro erwirtschaftet. Im Jahr 2019 dagegen konnte ein neuer Rekord aufgestellt werden: Mit rund 87 Millionen Euro an Bruttospielerträgen im Jahr handelte es sich um die höchsten Einnahmen der Spielbanken im Freistaat Bayern seit 14 Jahren.

Rheinland-Pfalz

Auch in Rheinland-Pfalz mussten die Spielbanken ab Mitte März bis Mitte Juni schließen. Im Vergleich zum Vorjahr brachen die Besucherzahlen 2020 um rund 25 Prozent ein. Für den Umsatz bedeutete das ein Minus von rund 17 Prozent. Nach Aussage von Christian Kreyer, Geschäftsführer der Spielbanken Mainz, Trier und Bad Ems, seien geplante Investitionen gestoppt worden.

Gesamtwirtschaftliche Auswirkungen der Corona-Krise in Deutschland nach Bundesländern

Ein Blick auf die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Wirtschaft in Deutschland insgesamt erlaubt Rückschlüsse auf die Auswirkungen für die deutschen Spielbanken. Verluste bei den Bruttospielerträgen führten so zu geringeren Spielbankenabgaben, was wiederum Einbußen bei den Landessteuern zur Folge hatte (wir berichteten).

Weitere Wechselwirkungen sind beim Bruttoinlandsprodukt und beim Konsumverhalten zu erkennen: Schließungen der Spielstätten trugen zu einem BIP-Rückgang bei und der allgemein gesunkene Konsum der Verbraucher führte zu weniger Ausgaben für Glücksspiel selbst nach der Öffnung von geschlossenen Casinos.

Rückgang von Steuereinnahmen in Deutschland

Die Corona-Krise bedingte im Frühjahr 2020 zweistellige Rückgänge der Einnahmen aus Gemeinschafts-, Bundes und Landessteuern. Für Januar 2021 waren wieder deutlich höhere Steuereinnahmen zu verzeichnen, die allerdings nicht das Niveau vor der Pandemie erreichen konnten.

Einnahmen Gemeinschafts und Bundeslandessteuern 2008 bis 2020

Einnahmen aus Gemeinschafts- Bundes- und Landessteuern im zeitlichen Verlauf (Quelle).

Rückgang Bruttoinlandsprodukt nach Bundesländern

Das Bruttoinlandsprodukt, kurz BIP, ist ein wichtiger Wirtschaftsindikator, der die konjunkturelle Entwicklung einer Volkswirtschaft abbildet. Gemessen wird die Wirtschaftsleistung während eines Zeitraums. Das Statistische Bundesamt berichtet für 2020 von einem BIP-Rückgang von 5 Prozent, bedingt durch die Auswirkungen der Corona-Krise.

Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts 2008 bis 2020

Bruttoinlandsprodukt als Konjukturindikator für Deutschland in Prozent (Quelle).

Die folgende Tabelle zeigt das Bruttoinlandsprodukt der deutschen Bundesländer für das erste Halbjahr 2020 im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 in Prozent in jeweiligen Preisen sowie preisbereinigt.

BUNDLAND

BIP-VERÄNDERUNG IN PROZENT

in jeweiligen Preisen

preisbereinigt

Baden-Württemberg

−5,5   

−7,7

Bayern

−4,7   

−7,0

Berlin

−2,3   

−5,1

Brandenburg

−2,1   

−4,9

Bremen

−6,3   

−8,7

Hamburg

−4,5   

−6,6

Hessen

−3,9   

−6,1

Mecklenburg-Vorpommern

−2,4   

−5,2

Niedersachsen

−4,8   

−7,3

Nordrhein-Westfalen

−3,8   

−6,2

Rheinland-Pfalz

−3,3   

−5,7

Saarland

−7,0   

−9,5

Sachsen

−3,8   

−6,5

Sachsen-Anhalt

−2,8   

−5,2

Schleswig-Holstein

−1,0   

−3,8

Thüringen

−3,4   

−6,3

Deutschland gesamt

−4,2

−6,6

Rückgang Konsumverhalten der Verbraucher

Die Corona-Pandemie hat das Konsumverhalten der Privatverbraucher im Jahr 2020 stark verändert. Über das gesamte Jahr war ein Rückgang von 5 Prozent zu verzeichnen, der stärkste seit 1970. Damit hat die Corona-Krise den privaten Konsum mehr beeinträchtigt als die Finanzkrise von 2008/2009.

Entwicklung der Konsumausgaben privater Haushalte in Deutschland in Prozent

Entwicklung der Konsumausgaben privater Haushalte in Deutschland in Prozent (Quelle).

Entwicklung der Konsumausgaben privater Haushalte in Deutschland in Prozent

Private Konsumausgaben in Deutschland im zeitlichen Verlauf (Quelle).

Casino Verluste Deutschland im EU Vergleich

Im europäischen Vergleich belegt Deutschland den dritten Platz bei den Bruttospielerträgen der lizenzierten Spielbanken und damit auch bei den Verlusten. Für jeden Zwangsschließtag müssen die heimischen Casinos rund 1,88 Millionen Euro an Umsatz einbüßen.  In der EU belegt Frankreich den ersten Platz mit rund 6,33 Millionen Euro pro Schließtag, gefolgt von Großbritannien mit rund 4,38 Millionen Euro Verlust pro Schließtag.

Da sich Lockdown-Maßnahmen von Land zu Land oder sogar von Region zu Region unterscheiden, ermöglicht die Betrachtung der Einnahmeausfälle pro Schließtag einen besseren internationalen Vergleich. Die Daten für die folgende Übersicht stammen von der European Casino Association und legen das Geschäftsjahr 2017 zugrunde.

LAND

BSE 2017

ANZAHL CASINOS

BESUCHER / TAG

UMSATZ PRO BESUCHER / TAG

VERLUST PRO SCHLIESSTAG

Frankreich

2,31 Mill. €

200

90.471

70,07 €

6.339.726 €

Großbritannien

1,60 Mill. €

150

54.022

81,25 €

4.389.041 €

Deutschland

688 Mio. €

65

15.173

124,23 €

1.884.932 €

Schweiz

661 Mio. €

21

13.068

138,57 €

1.810.959 €

Niederlande

610 Mio. €

13

16.000

104,45 €

1.671.233 €

Spanien

341 Mio. €

45

12.775

73,13 €

934.247 €

Österreich

330 Mio. €

12

7.797

115,95 €

904.109 €

Italien

312 Mio. €

4

5.562

153,69 €

854.794 €

Portugal

309 Mio. €

12

17.808

47,54 €

846.575 €

Griechenland

260 Mio. €

9

7.797

91,36 €

712.329 €

Monaco

223 Mio. €

5

630

969,57 €

610.958 €

Polen

173 Mio. €

49

3.151

150,43 €

473.973 €

Slowenien

167 Mio. €

10

4.753

96,25 €

457.534 €

Schweden

116 Mio. €

4

2.699

117,77 €

317.808 €

Ungarn

107 Mio. €

10

3.753

78,10 €

293.150 €

Belgien

94 Mio. €

9

3.156

81,60 €

257.534,25 €

Estland

60 Mio. €

63

2.493

65,93 €

164.363,49 €

Dänemark

60 Mio. €

6

1.137

144,58 €

164.387,46 €

Luxemburg

41 Mio. €

1

1.205

€93.18

112.328,77 €

Slowakei

31 Mio. €

13

822

103,33 €

84.931,51 €

Finnland

30 Mio. €

1

784

104,90 €

82.191,78 €

Lettland

20 Mio. €

7

2.005

27,32 €

54.794,52 €

San Marino

17 Mio. €

1

477

97,70 €

46.575,34 €

Serbien

11 Mio. €

1

386

78,01 €

30.136,99 €

Montenegro

10 Mio. €

1

85

€322.58

27.397,26 €

 

Quellen:

  • https://www.deutscher-spielbankenverband.de/presse-aktuelles/
  • https://bnn.de/nachrichten/baden-wuerttemberg/spielbanken-im-suedwesten-mit-umsatzminus
  • https://www.tvaktuell.com/bayern-umsatzeinbussen-in-spielbanken-wegen-corona-375532/
  • https://www.tagesschau.de/wirtschaft/bip-bricht-um-fuenf-prozent-ein-101.html
  • https://de.statista.com/themen/6058/auswirkungen-des-coronavirus-auf-die-wirtschaft/
  • https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/landespolitik/wie-das-gluecksspiel-in-sachsen-anhalt-organisiert-wird-100.html
  • https://www.europeancasinoassociation.org/fileadmin/eca-files/Facts & figures/ECA_Industry_Facts___Figures_2017__final_.pdf
  • https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/507127/Wie-auch-Vater-Staat-am-Gluecksspiel-mitverdient
  • http://www.statistikportal.de/de/vgrdl/ergebnisse-laenderebene/bruttoinlandsprodukt-bruttowertschoepfung/bip#11489

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Glücksspiel in Deutschland
Jakob Straub
Jakob Straub Casino Experte

Buchautor und Branchenexperte Jakob schreibt seit 5 Jahren für CasinoOnline.de

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