Pachinko ist ein japanisches Glücksspiel, das Elemente von Spielautomaten und Flipperautomaten verbindet.

Was ist Pachinko und warum ist das Glücksspiel in Japan legal?

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Pachinko ist ein Automatenspiel aus Japan. Rein mechanische Pachinko Spielautomaten gab es bereits vor dem Zweiten Weltkrieg. Die heutigen Geräte sind eine bunte Mischung aus mechanischem Spielablauf mit kleinen Kugeln und elektronischen Anzeigen.

Sogenannte Pachislots lassen das Pachinko Spiel wie bei einem westlichen Spielautomaten ablaufen.

Pachinko ist in Japan ein beliebter und verbreiteter Zeitvertreib. Durch die Chance auf Gewinne wird aus dem Automatenspiel ein Glücksspiel, obwohl diese eigentlich verboten sind. Der Pachinko Markt beläuft sich auf rund 150 Milliarden Euro pro Jahr.

Wie funktioniert das Spiel, und wieso ist das Glücksspiel geduldet?

Was ist Pachinko?

Pachinko ist ein japanisches Spiel, das Geschick und Glück kombiniert. Pachinko Spielautomaten sind aufrecht stehende Geräte, welche die Spieler mit kleinen Metallkugeln füttern, ähnlich wie bei einem Flipper-Automaten.

Die Kugeln bewegen sich auf dem Spielfeld durch mehrere Hindernisse und können so Gewinne in Form von weiteren Kugeln auslösen. Die Spieler können gewonnene Kugeln am Ende gegen Sachpreise eintauschen.

Pachinko wird in Japan in Spielhallen gespielt, die den hierzulande bekannten Spielotheken oder Automatencasinos ähneln. Die Spieler sitzen meist dicht an dicht, da die Automaten eng aufgestellt sind. Die Geräusche der Kugeln und Spielautomaten können für eine entsprechende Lärmkulisse sorgen.

In Pachinko Spielhallen stehen die Spielautomaten dicht an dicht und durch das Spiel entsteht eine entsprechende Lärmkulisse (Bild: Emile Guillemot / Unsplash).

In Pachinko Spielhallen stehen die Spielautomaten dicht an dicht und durch das Spiel entsteht eine entsprechende Lärmkulisse (Bild: Emile Guillemot / Unsplash).

Die ersten Pachinko Geräte stammen aus den 1920er Jahren und stellten eine Form des Korinthspiels dar. Der japanische Name lautet „korinto gēmu“. Auch hier muss ein Ball durch Hindernisse bewegt werden.

Ein ähnliches Spiel gab es in Europa bereits im 18. Jahrhundert in der Form des japanischen Billards, das Billard Japonais.

Pachinko breitete sich in Japan in den 1930er Jahren aus. Die Spielhallen blieben während des Zweiten Weltkriegs geschlossen, danach erreichte Pachinko aber auch Taiwan und Korea.

In den 1980er Jahren begannen die Hersteller von Pachinko Spielautomaten, die rein mechanischen Geräte durch zunächst elektronische und danach vollelektronische Automaten zu ersetzen.

Heutige Pachinko Spielautomaten sind aufwendig gestaltet mit elektronischen Anzeigen, unterschiedlichen Designs und Jackpots.

Was sind Pachislots?

Pachislots sind Spielautomaten, die Pachinko und das Slot Machine Automatenspiel verbinden. In der Mitte des Spielfelds befindet sich hier ein Feld mit meist drei Walzen wie bei einem klassischen Spielautomaten.

Diese können mechanische Walzen oder eine digitale Anzeige sein. Die Slots-Funktion kann durch die Metallkugeln ausgelöst werden.

Die Walzen drehen typischerweise sehr schnell. Je nach Spielautomat kommt es automatisch zu einem Stopp, oder der Spieler kann eine Stopptaste betätigen. Zu gewinnen gibt es hier weitere Kugeln als Spieleinsatz oder auch einen Jackpot.

Neue Pachislots funktionieren ganz ohne Metallkugeln und erzählen stattdessen anhand von Bildern auf den Walzen und Anzeigen eine Geschichte, vergleichbar mit Videospielautomaten.

Was bedeutet Pachinko?

Das japanische Wort Pachinko als Bezeichnung für das Spiel und die Spielautomaten setzt sich aus zwei Worten zusammen. „Pachin“ ist aus dem Geräusch, das die Automaten verursachen, entstanden, während die Endsilbe „ko“ im Japanischen „klein“ bedeutet.

Auch wenn die ersten mechanischen Automaten aus den 1920er Jahren stammen, so ist das Wort Pachinko selbst erst in den 1950er Jahren entstanden.

Wie funktioniert Pachinko?

Pachinko Spielautomaten mögen zwar an Flipper-Geräte erinnern, verwenden aber andere Metallkugeln mit einem Durchmesser von lediglich elf Millimetern. Der Pachinko Spieler kauft einen Satz solcher Bälle oder Kugeln als Spieleinsatz von der Spielhalle, und zwar meist mehrere hundert auf einmal.

Damit es nicht zu Betrug oder Fälschung kommt, sind die Kugeln mit einem Logo oder Zeichen geprägt.

Der Spieler kann eine oder mehrere Kugeln in die Maschine einlegen und mit einer Art Federzug nach oben schnellen lassen. Die Kugeln fallen dann von oben in das Spielfeld herab.

Dort prallen die Kugeln von zahlreichen Hindernissen ab, die meist aus Kupferstiften bestehen.

Moderne Pachinko Spielautomaten im Pop-Design (Bild: Susann Schuster / Unsplash).

Moderne Pachinko Spielautomaten im Pop-Design (Bild: Susann Schuster / Unsplash).

Jede Kugel, die unten aus dem Spielfeld fällt, ist verloren. Landet eine Kugel in einem Behälter auf dem Feld, gibt es dafür einen Gewinn. Je nach Spielmechanik gibt es Auffänger, die größer und kleiner werden können.

Pachinko Spielautomaten belohnen den Spieler mit weiteren Kugeln. Diese können sofort wieder als Spieleinsatz verwendet werden. Sie lassen sich aber auch je nach Anzahl in unterschiedliche Sachpreise eintauschen.

Ein Spieler kann aber auch einen Gutschein über die Anzahl seiner Kugeln fordern, um zu einem späteren Zeitpunkt weiterzuspielen.

Ist Pachinko ein Glücksspiel?

Spieler haben beim Pachinko nur einen begrenzten Einfluss auf den Spielablauf. Pachinko Spielautomaten können dem Spieler unterschiedliche Mechaniken bieten, um die Bälle ins Spielfeld zu befördern.

Es gibt aber keine Hebel oder Mechanik wie beim Flipper, um die Kugeln auf dem Spielfeld zu beeinflussen. Der Ablauf von Pachislots ähnelt dem Spiel an einem Videospielautomaten.

Pachinko ist in Japan als Geschicklichkeitsspiel angesehen, Mechanik und Ablauf unterliegen aber größtenteils dem Zufall. Vollelektronische Pachislots unterliegen einer Steuerung durch Software und Algorithmen.

Wie westliche Spielautomaten auch ist Pachinko daher als Glücksspiel zu betrachten.

Ist Pachinko in Japan legal?

Glücksspiel ist in Japan illegal beziehungsweise unterliegt einem Monopol. Allein der Staat darf Lotterien und Wetten auf Rennen veranstalten und vergibt inzwischen auch Casino Lizenzen.

Pachinko wird aber als Unterhaltung angesehen und wie eine Ausnahme behandelt.

Die Spieler dürfen keine direkten Geldgewinne erhalten. Um das Gesetz zu umgehen, lassen sich beim Pachinko gewonnene Kugeln gegen Sachpreise eintauschen. Kleine Gewinne sind beispielsweise Kugelschreiber, Spielzeuge oder Feuerzeuge.

Wertvollere Gegenstände sind etwa elektronische Geräte, Münzen oder auch kleine Silber- und Goldbarren.

Pachinko Spieler können diese Preise außerhalb der Spielhalle, meist in unmittelbarer Umgebung beziehungsweise direkt daneben, für Bargeld verkaufen.

Eine Spielhalle darf so eine Ankaufstelle nicht direkt betreiben, kauft am Ende aber die Sachpreise wieder von den Annahmestellen zurück, sodass ein geschlossener Kreislauf entsteht.

In der Praxis betreiben die Spielhallen die Ankaufstellen dennoch häufig selbst oder beschäftigen dieselben Angestellten. Polizei und Aufsichtsbehörden haben hier zumindest in der Vergangenheit sprichwörtlich ein Auge zugedrückt und ermitteln stattdessen gegen das organisierte Verbrechen und direkten Betrug beim Spiel oder Geldwäsche in Spielhallen.

So beliebt ist Pachinko in Japan

Das Pachinko Spiel macht einen beträchtlichen Anteil an der Unterhaltungsindustrie in Japan aus. Trotz leicht rückläufiger Zahlen handelt es sich um ein lukratives Geschäft, das dem Staat jährlich rund 90 Milliarden Yen (rund 695 Millionen Euro) an Steuereinnahmen bringt.

Die Pachinko Marktgröße in Japan schrumpft von Jahr zu Jahr.

Die Pachinko Marktgröße in Japan schrumpft von Jahr zu Jahr (Bild: Casinoonline.de | Datenquelle: Japan Productivity Center JPC via Statista).

Vom Jahr 2010 bis zum Jahr 2019 schrumpfte der Markt von 25,9 Billionen auf 20 Billionen Yen an Umsatz.

Durchschnittliche Ausgaben der Pachinko Spieler in Japan.

Durchschnittliche Ausgaben der Pachinko Spieler in Japan (Bild: Casinoonline.de | Datenquelle: Japan Productivity Center JPC via Statista).

Jährlich spielen Millionen Japaner in Tausenden Spielhallen und an Millionen von Spielautomaten im ganzen Land Pachinko. 2019 war ein Rekordjahr, was die Ausgaben der Spieler betraf: Sie setzten im Schnitt 103.400 Yen (rund 800 Euro) beim Pachinko ein. 2020 waren es dagegen nur 89.500 Yen (rund 690 Euro).

Die Anzahl der Pachinko Spielautomaten in Japan ist insgesamt rückläufig.

Die Anzahl der Pachinko Spielautomaten in Japan ist insgesamt rückläufig (Bild: Casinoonline.de | Datenquelle: Japan Productivity Center JPC via Statista).

Auch die Anzahl der aufgestellten Pachinko Spielautomaten in Japan ist insgesamt rückläufig. Im Jahr 2011 waren es noch 3,11 Millionen Geräte, 2020 dagegen nur noch 2,43 Millionen.

Quellen:

  • https://www.nichiyukyo.or.jp/
  • https://www.japan-zone.com/modern/pachinko.shtml
  • https://www.japan-zone.com/features/020_pachislot_pachinko_little_brother.shtml
  • http://pachinkoplanet.com/zencart/index.php?main_page=page&id=2&chapter=2&zenid=bqff82amvfcqplln150biks7u2/
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Jakob Straub
Jakob Straub Casino Experte

Buchautor und Branchenexperte Jakob schreibt seit 5 Jahren für CasinoOnline.de

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