Dienstag, 30. April 2024

Deutschlands Abschied aus der Nations League

Stadion Gelsenkirchen|Stadion Porto|Thomas Müller

Die DFB-Elf hat ihr letztes Nations League-Gruppenspiel gegen die Niederlande mit einem achtbaren Unentschieden nach Hause gebracht. Nach starkem Beginn und einer 2:0-Führung musste die Mannschaft in der Nachspielzeit allerdings noch den Ausgleich zum 2:2 hinnehmen.

Die deutsche Mannschaft hat bei ihrem letzten Match des Jahres in Gelsenkirchen erneut Wiedergutmachung betrieben. Wie schon beim ungefährdeten 3:0 gegen Russland am letzten Donnerstag zeigte die Mannschaft ein gutes Spiel. Über weite Strecken stand die Defensive sicher und das kombinationssichere und kreative Spiel nach vorne dürfte auch die vielen Kritiker überzeugt haben.

Thomas Müller

Jubiliar Thomas Müller (Bild: Wikipedia)

Joachim Löw setzte die angekündigte Verjüngungskur der Mannschaft fort, die es ihm bereits nach nur 25 Sekunden mit einem ersten Torschuss dankte. Im weiteren Verlauf spielte die Elf mutig nach vorne und kam zu zahlreichen Möglichkeiten, aus denen nach Toren von Werner und Sané in der 20. Minute die nicht unverdiente 2:0-Führung resultierte.

Danach erspielten sich die Deutschen weitere Chancen, konnten jedoch keine von ihnen erfolgreich abschließen. Im Unterschied zu vielen vorherigen Begegnungen verteidigte die Mannschaft gegen die besonders in der zweiten Halbzeit heranstürmenden Holländer konzentriert, ehe sie in der 85. Minute den Ausgleich hinnehmen musste.

Bis in die Schlussminute sah trotzdem alles nach einem Sieg des DFB-Teams aus, doch dann traf van Dijk per Volleyschuss unhaltbar ins Netz. Somit blieb den Deutschen trotz sehr ansprechender Leistung auch im letzten Gruppenspiel ein Sieg verwehrt.

Leroy Sané sah trotzdem positive Anzeichen, denn er sagte nach dem Spiel:

Es konnte jeder sehen. Da wächst auf jeden Fall was zusammen. Wir müssen uns allerdings auch belohnen, gerade wenn wir so gut spielen.

Der niedergeschlagene Mittelfeldspieler wurde später vom Bundestrainer ausdrücklich für seine Leistung in den vergangenen beiden Partien gelobt. Das hatte sich vor der Fußball-WM noch ganz anders angehört, denn da hatte Löw Sané nicht für den WM-Kader nominiert.

So geht es in der Nations League weiter

Für die Deutschen hatte ihr letztes Nations League-Spiel nur noch symbolischen Charakter, denn der Abstieg aus der ersten Division stand bereits vorher fest. In der Saison 2020/21 werden sie deshalb nur in der B-Liga vertreten sein. Doch auch dort können sie auf starke Gegner wie Polen, Island oder den Vizeweltmeister Kroatien treffen, die allesamt ebenfalls aus der A-Liga abgestiegen sind.

Die Holländer durften gestern hingegen in der Nachspielzeit besonders jubeln, denn ihr Ausgleichstreffer bescherte ihnen den Gruppensieg vor Weltmeister Frankreich. Damit haben sich unsere Nachbarn für das Finale der Nations League qualifiziert, das vom 5. bis 9. Juni 2019 in Portugal stattfindet.

Stadion Porto

In Porto findet das Finale statt (Bild: Wikipedia)

Das Final Four-Turnier wird in den Fußballstadien von Porto und Guimaraes ausgetragen. Die beiden Halbfinalspiele finden am 5. und 6. Juni statt, während das Spiel um Platz 3 sowie das Finale am 9. Juni folgen.

Neben den Holländern haben sich die Gruppenersten aus England, dem Gastgeberland Portugal und die Schweiz qualifiziert. Letztere hatten sich am Samstag nach 0:2 Rückstand mit einem furiosen 5:2 gegen die Favoriten aus Belgien im Spiel um den Gruppensieg durchgesetzt.

Die Buchmacher haben bereits einen Favoriten gekürt, denn sie sehen die Kicker von der Insel mit einer Quote von 1:2,8 als ersten Anwärter auf den Titelgewinn. Dahinter folgt mit geringem Abstand Portugal (1:3,3). Den Niederländern werden geringere Chancen eingeräumt (1:4,4), während die Schweiz mit einer Quote von 1:5,1 das Schlusslicht der Titelanwärter bildet.

Deutschland drohen schwere Gegner in der EM-Qualifikation

Das schlechte Abschneiden in der Nations League und der damit verbundene Abstieg der Deutschen haben auch Auswirkungen auf

die EM-Qualifikation: Dem Team droht die Verbannung aus dem Lostopf der top gesetzten Teams.

Damit das nicht passiert, muss Portugal heute sein Länderspiel gegen Polen gewinnen. Ansonsten bekommen es die Deutschen in der Quali mit weitaus stärkeren Gegnern zu tun.

Thomas Müller kommt zu seinem 100. Einsatz

Einen besonderen Moment erlebte Thomas Müller bei seiner Einwechslung in der 66. Minute, denn er kam gestern zu seinem 100. Länderspiel für Deutschland. Damit ist er erst der zehnte deutsche Nationalspieler, der in den erlauchten Kreis der „Hunderter“ aufgestiegen ist.

Deutsche Rekord-Nationalspieler
1. 150 Spiele: Lothar Matthäus
2. 137 Spiele: Miroslav Klose
3. 130 Spiele: Lukas Podolski
4. 121 Spiele: Bastian Schweinsteiger
5. 113 Spiele: Philip Lahm
6. 108 Spiele: Jürgen Klinsmann
7. 104 Spiele: Per Mertesacker
8. 103 Spiele: Franz Beckenbauer
9. 101 Spiele: Thomas Häßler
10. 100 Spiele: Thomas Müller

Der Bayern-Spieler ist damit der einzig aktuell Aktive, der 100 Spiele für das DFB-Team absolviert hat. Zum Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus ist der Abstand jedoch riesig, denn der ehemalige Profi hat es in seiner langen Karriere zu 50 % mehr Spielen im DFB-Dress gebracht. Derzeit hat nur Toni Kroos (90 Einsätze) noch die Chance, in seiner Karriere ebenfalls in den Kreis zu stoßen.

2018 – ein Jahr zum Vergessen

Das Jubiläum von Thomas Müller wirft zum Ende der Saison einen kurzen Lichtblick, denn das Unentschieden ist für die DFB-Elf der Ausklang eines desaströsen Jahres, in dem die Mannschaft so viele Niederlagen wie nie zuvor kassiert hat. Die schlechte Leistung erreichte ausgerechnet bei der Fußball-WM in Russland ihren Höhepunkt, als das Team sang- und klanglos bereits in der Vorrunde ausschied.

Auch die ersten Matches in der Nations League waren von Misserfolg und Niederlagen gekrönt. Erst die von Joachim Löw eingeleitete Verjüngung der Mannschaft brachte die Elf in den letzten Spielen auf die Erfolgsspur zurück. So lassen der über weite Teile überzeugende Sieg gegen Russland sowie das 2:2 gegen die Niederlande die Hoffnung aufkeimen, dass es im nächsten Jahr wieder aufwärts geht.