Samstag, 27. Juli 2024

Australien: Interessenskonflikte in Glücksspiel-Arbeitsgruppe?

Der Geschäftsführer der australischen Allianz für Glücksspiel-Reform, Tony Mohr, warnt davor, dass Casinos in Australien zu früh wiedereröffnet werden könnten. Dies hat die Zeitung The Age am Sonntag berichtet.

Die zuständige Arbeitsgruppe, welche den Plan zur Wiedereröffnung ausarbeiten solle, bestünde zu großen Teilen aus einflussreichen Casino-Betreibern.

Die Gruppe wurde bereits vor der Corona-Pandemie gegründet. Zu ihren Mitgliedern gehören die Betreiber Crown Resorts, Tabcorp, die Vereinigung Australischer Hotels sowie die Community Clubs Victoria. Der frühere Kopf der Crown-Casinos, Neil Spencer, hat den Vorsitz der Arbeitsgruppe inne.

Profit vor Gesundheit?

Mohr gibt zu bedenken, dass die Gruppe aufgrund ihrer Zusammensetzung wirtschaftliche vor gesundheitliche Interessen stellen könnte:

Wir sind wirklich besorgt, dass ihre Ratschläge eigennützig sind und nicht im Interesse der Bemühungen um öffentliche Gesundheit, für die wir gerade kämpfen. (…) Es ist absolut unfassbar, dass wir eine Arbeitsgruppe haben, die sich intern für ihre eigenen Profite einsetzt. Sie muss transparent, der Öffentlichkeit zugänglich und im öffentlichen Interesse sein.

Die Ministerin für Verbraucherschutz und Regulierung von Glücksspiel und Alkohol, Marlene Kairouz, entgegnet, dass die Arbeitsgruppe den Empfehlungen des höchsten Gesundheitsbeauftragten [Seite auf Englisch] im Land folge.

Eine Crown-Sprecherin sagte, dass die Arbeitnehmer der Glücksspiel-Branche große Verluste hätten hinnehmen müssen, und versichert, dass die Beratungen der Arbeitsgruppe dazu dienten, die Wiedereröffnung von Casinos für Kunden und Angestellte sicher zu gestalten.

Glücksspiel neu überdenken

Neben den Bedenken um die Auswirkungen auf die Corona-Pandemie sehe Mohr eine übereilte Wiedereröffnung von Casinos auch mit Blick auf problematisches Spielverhalten kritisch.

Viele Spielsüchtige hätten aufgrund der Krise zum ersten Mal eine Pause vom Glücksspiel erlebt. Durch eine gut geplante Wiederöffnung von Glücksspiel-Etablissements könnten die Spielprobleme dieser Menschen reduziert werden, so Mohr.

Diese Ansicht teile auch Tim Costello, der oberste Repräsentant der Allianz für Glücksspiel-Reform. Seiner Auffassung nach könne man Glücksspiel-Schäden am besten vorbeugen, indem Spielautomaten abgeschaltet blieben. Die Pandemie sei eine einzigartige Möglichkeit, das Glücksspiel im Land neu zu überdenken.

Die Arbeitsgruppe tage aktuell wöchentlich und plane ihre Beratungen innerhalb der nächsten 14 Tagen abzuschließen. Die Empfehlungen sollen anschließend der Regierung übergeben werden. Kairouz zufolge sei eine Wiedereröffnung der Casinos ab Ende Juli denkbar.