Samstag, 12. Oktober 2024

Australische Veteranen fordern Abschaffung von Spielautomaten

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Eine Gruppe junger Veteranen der australischen Hilfsorganisation Returned and Services League (RSL) klagt gegenüber den Behörden über die vielen Spielautomaten, die sich in den RSL-Clubs des Landes befinden.

Aufgestellt wurden die Spielgeräte, um für zusätzliche Einnahmen zu sorgen, welche in Hilfsprojekte für Veteranen fließen sollten. Doch aktuell gibt es große Unstimmigkeiten darüber, ob die Automaten tatsächlich eine bedeutsame finanzielle Hilfe darstellen oder in der Tat mehr Schaden anrichten als Gutes tun.

Unter dem Deckmantel der Wohltätigkeit

Kameradschaft steht innerhalb der australischen Militärstruktur an oberster Stelle und die Hilfsorganisation Returned and Services League bietet ehemaligen Rekrutierten und Veteranen Raum für soziale Interaktionen und zielgerichtete Unterstützung für alle Lebensbereiche.

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Spielautomaten in zahlreichen RSL Clubs (Bild: CasinoOnline)

Ein beliebter Treffpunkt für die vielen Veteranen des Landes sind die RSL-eigenen Clubs, die in jedem der sechs australischen Staaten zu finden sind. Die Clubs ähneln oft Pubs und Bars, verkaufen Speisen und schenken Alkohol aus. In vielen der Gaststätten sind darüber hinaus Geldspielgeräte zu finden.

Im australischen Staat Victoria jedoch erhalten diese Spielautomaten aktuell großen Gegenwind von jüngeren Veteranen, die in den Geräten nicht nur keinen Nutzen, sondern gar eine Gefahr sehen.

In 52 der 280 RSL-Vertretungen des Landes befinden sich aktuell diverse Geldspielgeräte (von den Australiern Pokies genannt). Die Protestwelle gegen die Maschinen begann jedoch mit David Petersen (32), dem Vorsitzenden der RSL-Vertretung in Camberwell, wo sich keinerlei Spielgeräte befinden.

Spielautomaten sind in Australien als „Poker Machines“ (oder Pokies) bekannt und neben offiziellen Casinos und Spielotheken auch in Pubs, Clubs und wenigen anderen öffentlichen Orten zu finden. New South Wales legalisierte die Geldspielgeräte im Jahr 1965 als erster Staat; die anderen Staaten folgten nach und nach.

Im Jahr 1999 wurde die Gesamtzahl der Geräte im Land auf 180.000 Stück geschätzt, womit das Land fünfmal so viele Automaten hatte wie die USA. Über die letzten 20 Jahre wurden die Regeln rund um die Geräte zunehmend strenger und geringere Einsatzlimits sowie höhere Mindestauszahlungsquoten sollten die Verluste der Spieler eindämmen.

Peterson erläuterte, dass das Geld, welches die Spielautomaten einbrächten, kaum wie vorgesehen für wohltätige Zwecke verwendet werde. Berichten zufolge gingen jedoch weniger als 4 % des erzielten Umsatzes an Wohltätigkeitsprogramme für bedürftige Veteranen und die Gemeinden.

Der Gesamtumsatz aus den Geldspielgeräten der 52 Standorte Victorias wurde für das Jahr 2017 auf 260 Mio. Australische Dollar (umgerechnet 164 Mio. Euro) geschätzt. Lediglich 9,8 Mio. Australische Dollar davon seien aber tatsächlich in die Hilfsprogramme geflossen.

Mehr Schaden als Gutes

Peterson, zu dessen Aufgabenfeld innerhalb der RSL die Betreuung Suizidgefährdeter gehört, erklärte, dass viele der von ihm betreuten Veteranen mit Alkohol- Drogen- und/oder Spielsucht zu kämpfen hätten. Aus diesem Grunde sollten die Clubs weder Alkohol noch die Möglichkeit des Glücksspiels anbieten.

Im Interview mit dem australischen Nachrichtendienst ABC äußerte sich auch ein ehemals Betroffener zur Thematik. Jono Tubby, der noch vor seinem 22. Geburtstag die Armee verlassen musste und seither Invaliditätsgelder bezieht, erklärte, wie er innerhalb der RSL Clubs eine Spielsucht entwickelte.

Ich ging immer in die Pubs und Clubs und begann schon ab 11 Uhr morgens, dort Bier zu trinken und an den Pokies zu spielen. Es wurde schnell zu einer Gewohnheit und schließlich zu einer Sucht.

Der junge Mann schätze, insgesamt 100.000 Australische Dollar an den Spielgeräten ausgegeben zu haben. Heute meide er die Clubs, um der Versuchung des Spielens aus dem Weg zu gehen.

Für Peterson und andere Gegner der Poker Machines seien Fälle wie dieser der beste Beweis, dass die geringen Wohltätigkeitseinnahmen die Schattenseite des Glücksspiels keinesfalls wert seien.

RSL auf jeden Dollar angewiesen

Die Geräte einfach abzuschaffen, kommt für die RSL als Ganzes derzeit allerdings nicht in Frage. So gering manche die Einnahmen auch ansehen, so unverzichtbar seien sie an verschiedenen Stellen.

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RSL in finanziellen Schwierigkeiten (Bild: Wikipedia)

In der Tat mussten in den letzten zehn Jahren einige RSL-Vertretungen und Clubs aus finanziellen Gründen schließen. Eine unangenehme Entwicklung für die RSL [Seite auf Englisch], welche landesweit nach einer noch größeren Vernetzung strebe und weitere Hilfsangebote für bedürftige Veteranen plane.

Die Organisation wolle daher in Zukunft noch mehr als zuvor auf die Einnahmen der Spielautomaten zählen. Dabei sorgen nicht nur die Geldeinsätze der Spieler selbst für ein finanzielles Plus, sondern auch die 500.000 Australische Dollar Sponsorengelder der Gerätebaufirma Tabcorp, von welcher im Staat Victoria 2.800 Geldspielgeräte stammen.

Den Vorwurf der Interessenskonflikte taten sowohl die RSL Victoria als auch Tabcorp ab. Sponsorengelder in dieser Höhe seien für das Unternehmen ein üblicher Teil von Verträgen. Derzeit also scheinen Gegner und Befürworter der Automaten nicht auf einen Nenner kommen zu können.