Freitag, 26. April 2024

Britische Kommission untersucht Zusammenhänge zwischen Spielsucht und Kriminalität

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Die britische Organisation für Strafrechtsreform, Howard League for Penal Reform, hat eine neue Kommission ins Leben gerufen, welche die Verbindungen zwischen problematischem Glücksspiel und kriminellem Verhalten untersucht.

Die Howard League gab bekannt, dass die erste Zusammenkunft gestern in London stattgefunden habe. Nun habe ein dreijähriges Forschungsprojekt unter der Leitung von Generalstaatsanwalt Lord Peter Goldsmith, dem Vorsitzenden der Kommission, begonnen.

Lord Goldsmith kommentierte:

„Die Besorgnis über schädliche Glücksspielaktivitäten hat seit einiger Zeit zugenommen, aber dies ist die erste Kommission, die sich speziell auf die Beziehung zwischen problematischem Glücksspiel und Kriminalität konzentriert.“

Er fügte hinzu, dass es zu den Zielen der Howard League gehöre, Kriminalität einzudämmen und die Sicherheit der Menschen zu erhöhen.

Die Ziele der Howard League

In den drei Jahren ihrer Tätigkeit soll die Kommission versuchen, die Zusammenhänge zwischen Kriminalität und problematischem Glücksspiel zu ermitteln. Dabei sollen auch die Auswirkungen auf die Gesellschaft sowie die Einflüsse der Medien, der Gesetzgebung und der Politik beleuchtet werden.

Die zentralen Fragen, die in den kommenden drei Jahren beantwortet werden sollen, sind:

– Was sind die Zusammenhänge zwischen Kriminalität und problematischem Glücksspiel?

– Welchen Einfluss hat diese Verbindung auf die Gemeinden und die Gesellschaft?

– Was muss getan werden?

Laut der Howard League ist das  Glücksspiel weltweit stark angestiegen. Dessen Auswirkung auf die Kriminalität sei daher international von großer Bedeutung.

Die Kommission werde eine führende Rolle dabei spielen zu ergründen, welche Verbrechensmuster im Zusammenhang mit Spielsucht stünden und wie die daraus resultierenden gesellschaftlichen Schäden aussähen.

Der ehemalige Generalstaatsanwalt Lord Peter Goldsmith

Der ehemalige Generalstaatsanwalt Lord Peter Goldsmith ist der Vorsitzende der Kommission. (Bild: youtube.com)

Mit diesen Erkenntnissen könnten Empfehlungen für die Regierung, die Glücksspielbranche sowie die Strafjustiz abgegeben werden.

Weiterhin werde die Kommission die öffentliche Debatte mit Berichterstattung, Seminaren, Beweisaufnahmen und anderen Veranstaltungen anregen.

Gleichzeitig fordert die Kommission Wissenschaftler, politische Entscheidungsträger, Glücksspielexperten, Menschen aus dem Gesundheitswesen, Kriminologen sowie Betroffene dazu auf, schriftliche Erkenntnisse [Seite auf Englisch] hinsichtlich der Zusammenhänge zwischen Spielsucht und Kriminalität einzureichen, um die Arbeit der Howard League zu unterstützen.

Wer sind die Mitglieder der Kommission?

Lord Peter Goldsmith, ein ehemaliger Generalstaatsanwalt, wurde zum Vorsitzenden der Kommission ernannt, die Experten aus verschiedenen Bereichen zusammenbringt.

Die Mitglieder kommen aus Wohltätigkeitsorganisationen, aus dem Bereich des Strafvollzugs, aus Wissenschaft und Forschung sowie aus dem Gesundheitssektor, unter anderem Andrew Black, Mitbegründer des Wettunternehmens Betfair, sowie Dr. Henrietta Bowden-Jones, Ärztin und beratende Psychiaterin in Suchtfragen.

Weitere Mitglieder sind:

  • Matt Burton, stellvertretender Polizeichef in Cheshire
  • Dr. John Chisholm CBE, Vorsitzender des Medical Ethics Committee der British Medical Association
  • Jon Collins, Geschäftsführer der Vereinigung der Laienrichter
  • Frances Crook OBE, Vorstandsvorsitzender der Howard League für Strafrechtsreform
  • Elizabeth Morony, Partnerin der Anwaltskanzlei Clifford Chance
  • Andrew Neilson, Kampagnendirektor der Howard League für Strafrechtsreform
  • Neil Platt, Direktor therapeutischen Einrichtung Beacon Counseling Trust
  • Sarah Ramanauskas, Senior Partner, Audit und Forschung, bei Gambling Integrity, einer Gruppe von Fachberatern für Spielerschutz und Finanzkriminalität
  • Professor Gerda Reith, Professorin für Sozialwissenschaften, Universität Glasgow
  • Stadträtin Norma Stephenson OBE, Stadträtin, von der Gemeindeverwaltung Stockton-on-Tees
  • Sue Wade OBE, ehemalige Bewährungshelferin

UK Gambling Commission begrüßt die Gründung des Gremiums

Die UKGC, die britische Glücksspielkommission, begrüßte die Gründung der Howard League. Tim Miller, der Geschäftsführer der UKGC, sagte dazu:

„Diese unabhängige Kommission für Kriminalität und problematisches Glücksspiel wird eine erhebliche Lücke im Verständnis der Verbindung zwischen den Schäden durch das Glücksspiel und der Kriminalität schließen.“

Miller sagte weiter, dass die UKGC die Howard League voll unterstützen werde. Die Empfehlungen des Gremiums könnten hilfreich sein, um schnellere und bessere Fortschritte bei der Umsetzung der Strategien zur Bekämpfung der Spielsucht zu erzielen.

Spielsucht und Kriminalität in allen Gesellschaftsschichten

Von Spielsucht Betroffene kommen in allen gesellschaftlichen Schichten vor. Wer einmal in den Strudel der Abhängigkeit gerät, könnte Freundschaft, berufliche Pflichten oder familiäre Bande vergessen und sich zu kriminellen Taten hinreißen lassen, um die Sucht zu finanzieren.

Gefängnistrackt Dublin

Kriminalität durch Spielsucht endet oft im Gefängnis. (Bild: flickr.com)

So tötete im vergangenen Jahr in Großbritannien ein 26 Jahre alter Drogen- und Spielsüchtiger, der Schulden in Höhe von 35.000 Pfund Sterling angehäuft hatte, seine eigene Großmutter mit über 40 Messerstichen.

Eine 28-jährige Frau aus dem Steigerwald, Deutschland, wurde im Jahre 2017 aufgrund ihrer Spielsucht zur Diebin, Betrügerin und Einbrecherin. Sie stahl einem Bekannten 6.500 Euro aus seiner Wohnung. Das Geld hatte der Mann für den Kauf eines Autos angespart.

Auch eine Polizeiuniform schützt nicht vor Spielsucht und Kriminalität. Ein 31-jähriger Hamburger Polizeibeamter, der durch das Poker- und Roulette-Spiel einen Schulden angehäuft hatte, soll gefälschte Durchsuchungsbeschlüsse besorgt haben, um gemeinsam mit Komplizen Geld und Wertgegenstände im Rahmen von Wohnungsdurchsuchungen zu stehlen.

Glücksspiel ist seit Jahrtausenden für zahlreiche Menschen eine beliebte Beschäftigung. Doch für einen Teil der Spieler birgt das Glücksspiel auch Gefahren. Initiativen wie jene der Howard League könnten daher hilfreich sein.