Freitag, 19. April 2024

Schwarzmarkt: Britischer Glücksspiel­verband warnt vor restriktiver Gesetzgebung

Laptop, Buch, Brille, Chips PWC-Studie enthüllt: Zu strenge Glücksspielgesetze befeuern den Schwarzmarkt. (Bild: unsplash.com, Dan Dimmock, casinoonline.de)

Der britische Glücksspielverband Betting & Gaming Council (BGC) hat die Regierung vor der Einführung strenger Vorgaben für regulierte Glücksspiel-Betreiber gewarnt. Der Appell des BGC [Seite auf Englisch] am Freitag erfolgte nach der Veröffentlichung einer neuen Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers GmbH (PWC).

Die Untersuchungen des PWC hätten ein „schockierendes Ausmaß“ an Glücksspielaktivitäten auf dem Schwarzmarkt in Europa offengelegt. Dies sei laut der Studie Folge der Einführung rigider Maßnahmen für regulierte Betreiber in europäischen Ländern.

Strenge Glücksspielregulierung befeuert den Schwarzmarkt in Europa

Bei ihrer Recherche zog die PWC vergleichbare Glücksspielmärkte in anderen europäischen Ländern heran. Die Ergebnisse zeigen, dass eine zu restriktive Regulierung zur Abwanderung auf den Schwarzmarkt führen kann:

  • In Norwegen gilt ein Glücksspielmonopol. Einsatzlimits, Bonitätschecks und Werbeverbote hätten zu einer Abwanderung der Spieler auf nicht-regulierte Webseiten geführt. Der Schwarzmarkt habe einen Marktanteil von rund 66 %.
  • In Frankreich, wo ebenfalls das Monopol gelte, sollen die Einsätze auf dem Schwarzmarkt 57 % ausmachen.
  • Das vollständige Verbot für Glücksspielwerbung habe in Italien zu einem Schwarzmarkt von 23 % geführt.
  • Ein ähnlicher Trend sei in Spanien zu beobachten. Das im Jahre 2020 beschlossene vollständige Werbeverbot habe zur Folge gehabt, dass die Spieler nicht mehr wüssten, welche Anbieter lizenziert seien und welche nicht. Der Schwarzmarkt-Anteil belaufe sich auf 20 %
  • Das 2020 festgelegte Verbot von Bonusangeboten in Dänemark habe einen Anstieg des Schwarzmarktes um 9 % zur Folge gehabt.
  • In Deutschland ist der Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) im Juli 2021 in Kraft getreten. Daher dürfte es noch keine verlässlichen Daten in Bezug auf die Spieleraktivitäten auf unregulierten Glücksspiel-Plattformen geben. Dennoch sei der GlüStV nach Ansicht von Experten zu restriktiv und verfehle sein Ziel der erfolgreichen Kanalisierung.

BGC und PWC empfehlen einen „offeneren“ Online-Glücksspielmarkt

Vor der Neuregulierung der Glücksspielgesetzgebung stehe nun auch Großbritannien vor einem „gefährlichen Scheideweg“, so der Verband. Bereits in den letzten zwei Jahren habe sich die Anzahl britischer Nutzer nicht-lizenzierter Glücksspielangebote von 220.000 auf 460.000 mehr als verdoppelt. Die getätigten Einsätze bewegten sich in Milliardenhöhe.

Die Analyse der PWC habe gezeigt, dass der Marktanteil der nicht-lizenzierten Anbieter in Großbritannien dennoch geringer sei als in den europäischen Vergleichsmärkten. Dies liege daran, dass der Glücksspielmarkt im Vereinigten Königreich „offener“ sei.

Weiter heißt es in dem Bericht:

Es ist zwar nicht möglich, die Auswirkungen einzelner regulatorischer Merkmale zu isolieren, aber die obige Bewertung deutet darauf hin, dass Länder mit einem höheren Anteil an nicht lizenzierten Märkten tendenziell ein oder mehrere restriktive regulatorische oder lizenzrechtliche Merkmale aufweisen.

BGC-CEO Michael Dugher erklärte, der Glücksspielverband unterstütze eine Überarbeitung der Gesetzgebung. Allerdings bestehe die Gefahr, dass der regulierte Markt kleiner werde und der illegale Markt erheblich Zuwachs bekomme. Daher müssten Lehren aus dem Ausland gezogen werden, um die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Der BGC fordere die Regierung auf, gezielte Maßnahmen zum Schutz gefährdeter Spieler in Betracht zu ziehen. Ein pauschaler Ansatz könne jedoch die überwiegende Mehrheit auf den Schwarzmarkt zwingen.