Donnerstag, 25. April 2024

Kambodscha: Polizei befreit entführte und gefolterte Casinobesucher nach fünf Tagen

Geld Handschellen|Serendipity Beach bei Sihanoukville|Skyline Manla

Die Behörden in Kambodscha haben neun chinesische Staatsbürger verhaftet. Sie hatten zwei Landsmänner entführt und gefoltert, nachdem diese angefallene Spielschulden nicht bezahlen konnten.

Es ist nicht das erste Mal, dass die chinesische Mafia mit diesem Vorgehen Schlagzeilen macht.

Sihanoukville am südwestlichsten Zipfel Kambodschas wirkt wie ein Paradies. Die 90.000-Einwohnerstadt am Golf von Siam lockt mit weißen Stränden und einem breiten Tourismusangebot.

Für zwei Chinesen entpuppte sich die Reise an die „Côte d’Azur“ Kambodschas allerdings als wahrer Alptraum.

Erst verloren, dann entführt

Wie die kambodschanischen Behörden am Mittwoch bekanntgaben, hatten die beiden Touristen ein von Chinesen geführtes Casino in Sihanoukville besucht und dort ihr gesamtes Geld verloren.

Serendipity Beach bei Sihanoukville

Eigentlich ein Paradies: Serendipity Beach bei Sihanoukville (Quelle:Franz Xaver, licensed under CC 3.0)

In der Folge hatten sie sich von Anwesenden Geld geliehen, dass sie nicht zurückzahlen konnten. Daraufhin nahm das Unglück seinen Lauf:

Die beiden Opfer wurden von ihren „Kreditgebern“ in ein angemietetes Haus gebracht und dort gegen ihren Willen festgehalten, wie Sok Kosal, Major der Polizei von Sihanoukville, der „Khmer Times“ berichtete.

Während ihrer Gefangenschaft sollen die Schuldner gefoltert worden sein, zudem hätten die nun Verhafteten die Familien ihrer Opfer in China kontaktiert, um an das geforderte Geld zu gelangen.

Details zu den Gewalttaten gab die kambodschanische Polizei nicht bekannt, allerdings wurden im Versteck der Entführer zwei mit Elektroschockgeräten ausgerüstete Schlagstöcke gefunden.

Erst nach fünf Tagen konnte die kambodschanische Militärpolizei die beiden Entführten aus der Gewalt der Kidnapper befreien. Sie wurden umgehend in die chinesische Botschaft in der Hauptstadt Phnom Penh gebracht.

Waffenfund bei chinesischer Gang

Bei der Festnahme der neun Verdächtigen stellte die Polizei neben den erwähnten Schlagstöcken auch eine Pistole, vier paar Handschellen und diverse Mobiltelefone sicher.

Offensichtlich handelte es sich bei der Entführung um eine geplante Tat des organisierten Verbrechens, wie Major Kosal zu Protokoll gab:

(Die Entführer) sind Teil einer chinesischen Gang, die Spielern in Casinos in Sihanoukville Kredite anbietet.

Die Verdächtigen, die zeitnah dem Richter vorgeführt werden sollen, müssen wegen Freiheitsberaubung, Körperverletzung und illegalem Waffenbesitz jeweils mit einer Gefängnisstrafe von bis zu fünf Jahren rechnen.

Organisierte Kriminalität im Glücksspielmilieu Asiens: Kein Einzelfall

Der nun bekanntgewordene Fall reiht sich ein in eine Serie von Vorfällen, die in den letzten Monaten Schlagzeilen machten.

Skyline Manla

Auch aus Manila sind ähnliche Fälle bekannt(Quelle:pixabay.com/TheDigitalWay, licensed under CC0)

Alle Geschichten eint, dass chinesische Spieler sich in Casinos darauf einließen, Kredite von Landsleuten anzunehmen und diese nicht zurückzahlen konnten. In der Folge wurden sie entführt und misshandelt, um ihre Familien im Ausland unter Druck zu setzen.

In einem dieser Fälle, der sich im philippinischen Manila ereignete, waren die Angehörigen sogar mit Foltersequenzen auf Video von den Tätern zur Zahlung aufgefordert worden.

Dass sich die Berichte über Vorfälle dieser Art mehren, bei denen das organisierte chinesische Verbrechen Landsleute aufgrund von Spielschulden direkt aus Casinos entführt, mag auch Folge der Expansionspolitik des Reichs der Mitte im Glücksspielsektor sein.

Glücksspiel: Wenn nicht in China, dann eben woanders

Während das Glücksspiel, abgesehen von der staatlichen Lotterie, in China unter Strafe steht, verstärken chinesische Casinobetreiber ihr Engagement im Ausland.

So entwickelt sich Sihanoukville durch Investoren aus China bereits seit einiger Zeit zum Glücksspiel-Hotspot Kambodschas.

Kambodscha hat sich in den letzten Jahren nicht nur für asiatische, sondern auch für westliche Glücksritter zum beliebten Ziel für mehr oder minder lange Aufenthalte entwickelt.

Während das Glücksspiel in dem buddhistisch geprägten Land in Südostasien für Einheimische untersagt ist, blüht der Gamblingsektor für Ausländer.

Insbesondere junge Besucher aus Europa und den USA folgen dem Ruf von Hinterzimmer-Pokerturnieren in die Hauptstadt Phnom-Penh.

Die Geschäftstätigkeit der Chinesen ruft das Missfallen vieler ortsansässiger Kambodschaner hervor:

Zwar kurbele das Geschäft mit Roulette und Co. den Tourismus durch chinesische Besucher an – die Zahl hat sich 2017 mit 120.000 im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt – jedoch profitierten die Einheimischen nur wenig von dem neuen Boom:

In den von Chinesen betriebenen Casinos und Hotels würden vornehmlich chinesische statt kambodschanische Arbeitskräfte eingestellt, zudem stiegen die Immobilienpreise für die Einwohner von Sihanoukville in unbezahlbare Höhen, lassen kritische Stimmen wissen.

Auch China benennt Probleme in Kambodscha

Durch den Anstieg der Anzahl derer, die die neu entstehenden Glücksspieloasen in Asien frequentieren, steigt auch die Anzahl derer, die abseits der legalen Bahnen das große Geld wittern.

So musste auch der chinesische Abgesandte Xiong Bo bei einer seiner seltenen Pressekonferenzen in Sihanoukville im Februar bekennen, dass das chinesische Engagement in der Region nicht nur Vorteile mit sich bringt:

Chinesen mit niedriger Bildung fänden sich immer öfter in Sihanoukville ein, um dort geltendes Recht zu brechen.

Eine Erkenntnis, die auch die kambodschanischen Behörden teilen: Das Sicherheitsministerium hat bereits eine Taskforce in die Kostenstadt entsandt um speziell die Kriminellen aus dem Reich der Mitte im Auge zu behalten.