Dienstag, 19. März 2024

Ende der Anonymität: Dänemark führt ID-Karte für Sportwetten ein

Schattenfigur zeigt Mobiltelefon mit Schattenfigur

Ab dem kommenden Sommer soll es in Dänemark dank Einführung einer Spieler-ID-Karte nicht mehr möglich sein, anonym Sportwetten in Annahmestellen zu platzieren. Dies beschloss am Dienstag ein breites Bündnis aus Regierung und Opposition im dänischen Parlament Folketing.

Die unter Führung des Steuerministeriums beschlossene Maßnahme richtet sich gegen Geldwäsche und Spielmanipulation. Gleichzeitig soll sie dem Schutz von Minderjährigen und Menschen mit problematischem Glücksspielverhalten dienen.

Breite Mehrheit für Sportwetten-ID-Karte

Wie das dänische Steuerministerium auf seiner Webseite bekanntgibt [Seite auf Dänisch], haben sich die führenden Sozialdemokraten mit der Linkspartei, der Dänischen Volkspartei, der Sozialistischen Volkspartei, der Radikalen Linkspartei, der Einheitspartei, der Alternativen Partei und den Christdemokraten auf die Einführung einer Wettkarte geeinigt.

Die Vorlage der personalisierten Karte soll voraussichtlich ab dem 1. Juli 2022 bei Sportwetten in Kiosken und anderen physischen Annahmestellen obligatorisch werden. Angebote wie Lotterien und Rubbellose fallen nicht unter die Vorgabe.

Neben personenbezogenen Angaben wie dem Altersnachweis speichere die Karte auch Daten des Online-Systems ROFUS. Bislang sind lediglich Spielbanken und Online-Angebote an das Selbstausschluss-Register der dänischen Glücksspielbehörde Spillemyndigheden angebunden.

Mit der Einführung der neuen Wettkarte soll nun sichergestellt werden, dass im System selbstgewählte Einstellungen auch in Wettannahmestellen Anwendung finden. Hierzu gehört neben der Abfrage möglicher Selbstsperren auch die Prüfung von eingerichteten Spiellimits.

Analyse- und Meldepflicht für Betreiber

Neben der Stärkung des Schutzes von Jugendlichen und Problemspielern sehen die Verantwortlichen in der ID-Karte auch ein wichtiges Instrument im Kampf gegen die im Sportwetten-Kontext florierende Kriminalität. So erklärt der dänische Steuerminister Morten Bødskov im Statement:

Mit der Wettkarte schaffen wir die Möglichkeit ab, anonym auf Fußballspiele zu wetten. Damit schieben wir Kriminellen, die diese Art von Glücksspiel zum Beispiel zur Geldwäsche nutzen, einen Riegel vor. Mit der Glücksspielkarte müssen sich die Spieler registrieren lassen, unabhängig davon, wie gering die Beträge sind, um die sie spielen, und die Daten über ihre Spiele werden analysiert und den Behörden gemeldet, wenn sie verdächtig erscheinen.

Mit Einführung der Wettkarte seien die Glücksspiel-Anbieter verpflichtet, Daten über jedes Spiel und den Spielverlauf jedes Spielers zu sammeln und zu analysieren. Neben dem Kampf gegen Geldwäsche diene dies auch dem Erkennen von Mustern, die auf Spielmanipulation hindeuten.

Mit dem Beschluss, die Spieler-Anonymität in Wettannahmestellen aufzuheben, dürfte der dänische Staat seine Kontrolle über den Glücksspiel-Sektor im Land maßgeblich stärken. Abgeschlossen ist das Ringen um den Umgang mit der Branche damit jedoch nicht:

Mehrere Abgeordnete kündigten an, sich für eine weitere Verschärfung der Gesetzgebung einzusetzen. Unter anderem Vertreter von Volkssozialisten und Sozialliberalen erklärten, nun eine Einschränkung der Glücksspielwerbung in den Fokus zu nehmen.