Donnerstag, 05. Dezember 2024

Deutsche Box-Legende Jürgen Blin mit 79 Jahren verstorben

Boxkampf zwischen Peter Weiland und Jürgen Blin Jürgen Blin (rechts) erzielte vor knapp 50 Jahren große Box-Erfolge (Bild: Wikimedia/Magnussen-Friedrich/CC BY-SA 3.0 DE)

Die deutsche Box-Legende Jürgen Blin ist am Samstag im Alter von 79 Jahren verstorben. In einem Krankenhaus in Reinbek in der Nähe von Hamburg sei der ehemalige Europameister im Schwergewicht den Folgen seines Nierenleidens erlegen, heißt es in den Medien. Die Box-Welt trauert und blickt auf Blins beeindruckende Karriere zurück.

Kampf gegen Muhammad Ali und Sieg zum Europameister

Knapp 50 Jahre ist es her, dass Blin seine Box-Karriere offiziell beendete. Seine Erfolge in den 1960er und frühen 1970er Jahren gingen jedoch in die Geschichtsbücher ein.

Blins Sieges-Statistik beeindruckt noch heute die Fans des Boxsports. Von insgesamt 48 Profi-Kämpfen gewann er 30, acht davon durch K.o. Zwölfmal hingegen musste er eine Niederlage einstecken, sechs Kämpfe endeten im Unentschieden.

Obwohl Blin in zwei Dritteln seiner Profi-Kämpfe mit einem Sieg brillierte, war es eine K.o.-Niederlage, die ihm in der Sportwelt die größte Anerkennung verschaffte. So stellte sich der Wahl-Hamburger am 26. Dezember 1971 in Zürich dem dreifachen Box-Weltmeister Muhammad Ali (†74).  

Ganze sieben Runden bewährte sich Blin im Ring, bis es schließlich zum K.o. durch den US-Amerikaner kam. Wie Blin vor einigen Jahren in einem Interview erklärte, sei dies der einzige Kampf gewesen, bei welchem er sich selbst keinerlei Siegeschancen ausgerechnet habe.

Für seinen Mut und sauberen Kampfstil wurde er in der internationalen Presse dennoch in den höchsten Tönen gelobt. Blin wiederum schaute noch Jahre später zu Ali auf. Gegenüber dem Hamburger Abendblatt sagte er:

Ali war der Größte, weil er als Mensch Größe hatte, nicht nur im Ring.“

Tatsächlich war Blin neben Karl Mildenberger (†80) der einzige Deutsche, der jemals gegen Ali angetreten war. Ganze 180.000 DM brachte der Kampf ihm damals ein. Nur ein halbes Jahr später gelang Blin schließlich der größte Titelerfolg seiner Karriere.

So besiegte er im Juni 1972 im Sportpalast von Madrid den baskischen Schwergewichtsmeister José Manuel Urtain (eigentlich José Manuel Ibar Aspiazu) und holte sich damit den Europameistertitel im Schwergewicht. Für Blin war dies bereits der dritte Anlauf, die Meisterschaft zu gewinnen. Gescheitert war er 1970 ebenfalls gegen Urtain sowie 1971 gegen den Briten Joe Bugner.

Nachdem Blin bei seiner ersten Titelverteidigung Bugner schließlich erneut unterlag, gab der deutsche Europameister Ende 1972 sein Karriereende bekannt.

Förderung des Box-Nachwuchses

Doch auch nach seiner aktiven Box-Karriere blieb Blin dem Sport treu. So trainierte er zeitweise seinen Sohn Knut Blin, der ebenfalls als Profiboxer tätig war. Nach vielen Jahren der bipolaren Störung nahm dieser sich jedoch 2004 das Leben.

Jürgen Blins weitere zwei Söhne Jörg und Frank hingegen stiegen ins norddeutsche Gastgewerbe und damit in die zweiten Fußstapfen ihres Vaters ein. Dieser nämlich betrieb nach seiner Box-Karriere Gaststätten und Imbisse. Besonders bekannt war „Jürgen Blins Bier- und Snackbar“ (1978 bis 2012) in den Süd-Katakomben des Hamburger Hauptbahnhofs.

Seit 2007 engagierte sich Blin gleichzeitig in einem „sozialen Brennpunkt“ in Hamburg, um Jugendliche an den Box-Sport heranzuführen. 2009 entstand dadurch die „Jürgen Blin Stiftung“. Gegenüber der FAZ kommentierte Blin damals:

Ich will, dass die Jungs etwas Gutes tun. Ich weiß doch, wie ich groß geworden bin, wie schwer das ist. Ich weiß, wie diese Jungs ticken.“

Heute hingegen steht Blin-Enkel Joscha professionell im Ring. Ende 2021 bestritt dieser seinen ersten Kampf. Gegenüber den Medien erklärte er, dass er „die Box-Ära seiner Familie weiterführen“ wolle. Ob Joscha Blin künftig an die Erfolge seines Großvaters anknüpfen kann, wird sich zeigen. Sein Ziel sei in jedem Fall, „irgendwann um einen Titel zu boxen“.