Dienstag, 19. März 2024

Französische Nationallotterie legt erfolgreichen Börsenstart hin

Euronext Börse in Paris Gebäude|Steigender Aktienkurs Börse|Bruno Le Maire

Die Französische Nationallotterie (Française des Jeux, FDJ) hatte am Donnerstag ihr Debüt an der Pariser Euronext-Börse. Knapp 500.000 Franzosen erwarben am ersten Handelstag FDJ-Aktien, deren Wert bei Börsenschluss um 16,4 % gestiegen war. Laut Wirtschaftsminister Bruno Le Maire sei die Börseneinführung ein grandioser Erfolg gewesen.

Große Freude über den ersten Handelstag

Die Privatisierung der Française des Jeux hat in diesem Jahr für viel Wirbel in der französischen Presse gesorgt. Trotz der vielen kritischen Stimmen von Wirtschaftsexperten und Spielsuchtorganisationen zog die Regierung ihre Pläne durch und verringerte ihren Mehrheitsanteil von 72 % auf lediglich 21 %.

Steigender Aktienkurs Börse

Wertsteigerung um 16,4 % am ersten Tag (Bild: Pixabay)

Begonnen hatte die Börseneinführung am 8. November. Danach hatte die Regierung noch die genauen Bedingungen für die Börsenzulassung finalisiert. Der 21. November stellte schließlich den ersten offiziellen Handelstag der FDJ-Aktien dar.

Wie die französischen Medien berichten, hätten insgesamt 500.000 Franzosen am ersten Handelstag Aktien erworben. Diese waren anfänglich zu einem Stückpreis von 19,50 Euro für private Investoren und 19,90 Euro für institutionelle Anleger gelistet.

Gegen 9:30 Uhr morgens sei der Preis bereits um 17 % auf 23 Euro pro Aktie gestiegen, welches den Höchstwert für den Tag dargestellt habe. Ab 17:30 Uhr hätte der Preis sich dann bis Börsenschluss auf 22,70 Euro pro Aktie stabilisiert, was einer Gesamtwertsteigerung von 16,4 % entspreche.

Die Verteilung der Anteilsanteile hat anschließend so ausgesehen:

  • 21 % bleiben in staatlicher Hand
  • 23 % bleiben bei den bereits vor der Privatisierung aktiven Anteilseignern
  • 36 % sind jetzt im Besitz institutioneller Anleger
  • 20 % sind jetzt im Besitz privater Investoren

Der Staat erhofft sich von dem Börsengang insgesamt Einnahmen von mehr als 2 Mrd. Euro, welche in verschiedene wirtschaftliche und soziale Projekte fließen sollen.

Der französische Wirtschaftsminister, Bruno Le Maire, bezeichnete den Börsenstart als einen unerwartet großen Erfolg. Während einer Pressekonferenz am Donnerstag sagte er:

Die Privatisierung ist ein immenser Erfolg für die Bevölkerung und markiert die Aussöhnung der Franzosen mit der Wirtschaft und den Märkten, eine Aussöhnung, die nach der Finanzkrise von 2008 dringend nötig war.

Martin Vial, ein hoher Beamter der französischen Behörde für die Verwaltung staatlicher Holding-Unternehmen (Agence des participations de l’État, APE), ergänzte, dass der Börsengang dazu diene, „disruptive Innovationen zu unterstützen und die Industrien der Zukunft zu finanzieren.“

Wirklich ein „Erfolg für die Bevölkerung“?

Während sich die Politiker und Börsenmitarbeiter vor allem über die große Beteiligung privater Investoren freuen, analysiert die französische Tageszeitung 20Minutes [Seite auf Französisch] die Ergebnisse des ersten Handelstags kritischer.

Bruno Le Maire

Ist Bruno Le Maire zu optimistisch? (Bild: Wikipedia/EU2017EE Estonian Presidency)

Da man nicht wissen könne, welcher „Typ Privatinvestor“ mehrheitlich FDJ-Aktien erworben habe, sei es sehr voreilig von Le Maire, von einem „Erfolg für die Bevölkerung“ zu sprechen.

In einem Bericht von gestern Abend weist die Zeitung auf die Zahlen des Statistischen Instituts (Insee) bezüglich französischer Aktionäre hin. Demnach hielten lediglich 9 % aller privaten französischen Haushalte überhaupt Aktien.

Die Hälfte dieser Aktien sei dabei in Besitz von lediglich einem Prozent aller privaten Investoren. Diese machten durch ihren Aktienbesitz zudem deutlich mehr Gewinn als die „weniger wohlhabenden Privatinvestoren“.

Demnach erzielten 90 % der normalverdienenden Aktieninhaber ein Jahresplus von durchschnittlich 570 Euro. Bei den wohlhabenden Privatinvestoren hingegen belaufe sich der Jahresgewinn auf durchschnittlich 36,470 Euro.

Im Falle der FDJ-Aktien sei ohnehin davon auszugehen, dass der Großteil der Käufer bereits an der Börse tätig sei, weshalb sich auf die breite Bevölkerung gesehen nichts ändere.

Nichtsdestotrotz erwarten Börsenexperten, dass der Wert der Aktien in den nächsten Tagen und Wochen weiterhin steigen werde. Daher sei zu diesem Zeitpunkt durchaus zum Kauf geraten.

Ob die Rechnung der französischen Regierung und der Börsenhändler weiterhin aufgehen wird, bleibt abzuwarten.