Samstag, 27. April 2024

FC Bayern München: Die Ära Hoeneß geht zu Ende

Allianz Arena|Uli Hoeneß|Bayern Logo

FC Bayern-Präsident Uli Hoeneß hat im Rahmen des sächsischen Wirtschaftsdialogs „Saxxess“ angekündigt, seine Ämter als Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender des FC Bayern München mittelfristig aufzugeben.

Laut einem Bericht der Bild-Zeitung sagte Hoeneß auf der Dresdner Tagung:

 „Ich mache diesen Job noch zwei, drei Jahre und will meinem Nachfolger eine volle Kasse übergeben. Dann können sie mit dem Geld machen, was sie wollen“

Hoeneß ergänzte auch, welche Eigenschaften sein Nachfolger haben sollte. Es bedürfe eines Vereinspräsidenten, der eine „menschliche Seite hat“ und der aus der Fußballbranche kommt.

Erfahrung, Menschlichkeit und wirtschaftliches Geschick in einer Kombination zu finden, sei nicht einfach. Man suche nach der „eierlegenden Wollmilchsau“. Namentlich nannte Hoeneß niemanden, der seine Ämter in der Zukunft übernehmen könnte.

Eine lange Karriere bei den Bayern

Uli Hoeneß

Uli Hoeneß im Jahre 2010 (Quelle: Wikipedia)

Mit dem Rücktritt von Hoeneß wird beim FC Bayern eine Ära zu Ende gehen. Hoeneß war von 1970 bis 1979 Spieler bei den Bayern und erzielte in 239 Spielen 86 Tore.

Nach dem Ende seiner Spielerkarriere wechselte Hoeneß als Manager zu den Bayern. Mit gerade einmal 27 Jahren war der gebürtige Ulmer der jüngste Manager, den es je in der Bundesliga gab.

Trotz seines jungen Alters half Hoeneß dem FC Bayern, der in den 80er-Jahren mit 7 Millionen Mark hoch verschuldet war, aus seinem finanziellen Loch.

Unter seiner Führung konnte der Verein internationale Trophäen wie den Weltpokal, die Champions League und den UEFA-Super Cup gewinnen. Auf nationalem Parkett gelang der Mannschaft des FC Bayern wiederholt der Gewinn des DFB-Pokal und der Sieg in der Deutschen Meisterschaft.

Mit einer zweijährigen Unterbrechung fungiert Hoeneß schließlich seit 2009 als Präsident des FC Bayern München.

Das zweite Karriereende des Uli Hoeneß

Sollte Hoeneß seine Ämter als Aufsichtsratsvorsitzender und Präsident wirklich bald niederlegen, wäre dies schon das zweite Mal, dass Hoeneß diese Posten räumt.

Im Januar 2013 berichtete Stern Online im Rahmen seiner Recherchen über Steuerflüchtlinge in der Schweiz, über ein anonymes Nummernkonto der Privatbank Vontobel. Es sollte einem deutschen Fußballfunktionär gehören. Zwar machte das Medium keine Aussagen zum Inhaber des Kontos, doch der Bericht schlug in der Presse hohe Wellen.

Im Zuge der Berichterstattung informierte die Bank Uli Hoeneß über die vermehrten Nachfragen von Reportern. Der Bayern-Präsident sah sich zum Handeln gezwungen und erstattete laut eigenen Angaben am 12. Januar 2013 Selbstanzeige wegen Steuerhinterziehung. Diese hätte zu einer hohen Steuernachzahlung führen können, nicht aber zu einer strafrechtlichen Verfolgung.

Das ist Uli Hoeneß privat

Ulrich „Uli“ Hoeneß wurde am 5. Januar 1952 geboren. Seine Kindheit verbrachte der Sohn eines Mezgers in Ulm. Hoeneß hat einen jüngeren Bruder, den Fußballmanager Dieter Hoeneß. Beide begannen schon in Kindertagen mit dem Kicken und waren Teil der deutschen Jugendnationalmannschaft.

Uli Hoeneß ist nicht nur als Präsident, Manager und Aufsichtsratsvorsitzender des FC Bayern München aktiv, sondern betreibt in Nürnberg einen Familienbetrieb, der Wurstwaren herstellt.

Die Steuerbehörden bemängelten allerdings, die Selbstanzeige sei weder vollständig noch einwandfrei gewesen. Hinsichtlich des Zeitpunkts der Selbstanzeige und des Umfangs der eingeräumten Steuerschuld seien Verfehlungen aufgetreten, die eine Straffreiheit durch Selbstanzeige ausschließen.

Der Vorgang wurde ordnungsgemäß an die Staatsanwaltschaft München abgegeben, die ihrerseits tätig wurde. Im Zuge der Ermittlungen wurden Hoeneß´ Privatanwesen am Tegernsee sowie die Büroräume des FC Bayern München an der Seebener Straße durchsucht.

Nach der Anklage durch die Staatsanwaltschaft und der Zulassung durch das Gericht begann am 10. März 2014 die Hauptverhandlung gegen Hoeneß. Die Steuerschuld des Bayern-Bosses wurde im Laufe des Prozesses auf 28,5 Millionen Euro beziffert.

Die Staatsanwaltschaft forderte deshalb 5 Jahre und sechs Monate Haft für Hoeneß, die Verteidigung eine Bewährungsstrafe.

Das Gericht sah Hoeneß Schuld als erwiesen an und sprach eine Freiheitsstrafe von 3 Jahren und sechs Monaten aus. Hoeneß kündigte an, keine Rechtsmittel gegen das Urteil einlegen zu wollen.

Am 02. Juni 2014 trat Hoeneß seine Haft an. Nur einen Monat zuvor hatte er alle seine Positionen beim FC Bayern München niedergelegt.

Ein Comeback mit Pauken und Trompeten

Bayern Logo

Das Logo des FC Bayern München. (Quelle: Wikimedia)

Nachdem Hoeneß’ Haft am 29. Februar 2016 endete, stellte sich die Bayern-Legende am 25. November 2016 wieder als Präsident des FC Bayern München zur Wahl und wurde mit 98,5 % der Stimmen gewählt.

Die wählenden Mitglieder des FC Bayern München, dem mitgliederstärksten Sportverein der Welt, waren mit dem Ergebnis sehr zufrieden zu sein. Ohnehin hatten viele Fans Hoeneß Verdienste und Erfolge für wichtiger als die Verurteilung wegen Steuerhinterziehung gehalten.

Im Sitzungssaal wurde das eindeutige Abstimmungsergebnis mit Applaus und Standing Ovation gefeiert. Uli Hoeneß hatte nach dem tiefen Fall ein fulminantes Comeback hingelegt.

Sollte Hoeneß nun die Ankündigung seines Rücktritts wahr machen, dürfte die Trauer im Verein groß sein.