Freitag, 26. April 2024

Fördert virtueller Sport die Spielsucht?

In Zeiten global abgesagter Sportveranstaltungen boomt der virtuelle Sport. Das nutzen Buchmacher, die verstärkt Wetten aus dem Bereich in ihr Programm aufgenommen haben. Spielerschützer kritisieren, dass dies die Spielsuchtgefahr steigere.

Wetten auf virtuellen Sport

Während auf der ganzen Welt Sportveranstaltungen abgesagt und das Wettangebot entsprechend verknappt wurde, schnellten in den letzten Wochen die Nutzerzahlen beim virtuellen Sport steil nach oben. Die im Internet ausgetragenen Events stellen für Fans eine der wenigen Sportwetten-Alternativen dar.

Virtueller Sport vs. E-Sport

Obwohl sich beide Spielarten des digitalen Sports in ihrem Design und Spielablauf in vielen Dingen gleichen, herrschen große Unterschiede: Während beim E-Sport zwei oder mehr Gamer online gegeneinander antreten, entscheidet beim automatisch ablaufenden virtuellen Sport der Zufallsgenerator über Sieg oder Niederlage, was ihn mit anderen Formen des Online-Glücksspiels gleichsetzt.

Für Wettanbieter hat der virtuelle Sport einen großen Vorteil, denn im Unterschied zu seinem realen Pendant können Fußballspiele oder Pferderennen rund um die Uhr und nahtlos hintereinander ausgetragen werden, da die digitalen Charaktere keine Ruhepausen kennen.

So bot Betfair nach Recherchen des Forbes Magazine [Seite auf Englisch] am vergangenen Montag lediglich zwei reale Live-Events, dafür aber im 2-Minutentakt Hunderte von virtuellen Veranstaltungen an.

Kritik am Wettangebot zum virtuellen Sport

Spielschützer kritisieren jedoch, dass die Aneinanderreihung von kurzen Matches und Rennen bei den zu Hause sitzenden, anfälligeren Spielern dazu führe, dass diese wahllos Geld auf die Events setzten und dabei die Kontrolle über ihr Spiel verlieren könnten.

So befürchtet Charles Ritchie von der Initiative Gambling with Lives, dass durch die Aneinanderreihung von Events Spieler, die in der Woche normalerweise nur auf ein paar Spiele setzen, eine Wette nach der anderen abgeben könnten.

Gegenüber Forbes sagte Ritchie:

Aber das sind keine realen Sportveranstaltungen. Diese ’Events’ wurden nur dazu geschaffen, um eine Wettmöglichkeit zu bieten. (…) Sie verdanken [ihre Existenz] mehr den sogenannten Slots und Casino-Spielen, die mit unglaublich hohen Suchtraten in Verbindung gebracht werden.

Die TV-Sender haben ihren Anteil an der Popularität des virtuellen Sports. So wurde die digitale Version des berühmten Pferderennens Grand National vor einer Woche zugunsten des britischen Gesundheitsservices NHS mit großem Erfolg live im Fernsehen übertragen. Die Profite der Veranstaltung wurden der Initiative NHS Charities Together gespendet.

Es muss sich zeigen, ob die Kritik der Spielerschützer dazu führen wird, dass Buchmacher ihr Angebot rund um den virtuellen Sport einschränken werden.