Freitag, 06. Dezember 2024

Frankreich: Glücksspiel unter Minderjährigen stark angestiegen

Teenager am Computer Laptop älterer Mann im Hintergrund Laut der Studie spielt auch das Verhältnis zu den Eltern eine Rolle beim Glücksspiel-Verhalten der Kinder (Bild: Shutterstock)

Mehr als ein Drittel der Minderjährigen im Alter von 15 bis 17 Jahren in Frankreich beteiligen sich am Glücksspiel. Dies ist das Ergebnis einer neuen Studie der französischen Suchthilfe-Institution SEDAP (Société d’entraide et d’action psychologique).

Für die im Auftrag der französischen Glücksspiel-Behörde Autorité Nationale des Jeux (ANJ) durchgeführte Studie [Seite auf Französisch] wurden insgesamt 5.000 Jugendliche der genannten Altersgruppe befragt. Von diesen hätten insgesamt 34,8 % angegeben, innerhalb der letzten 12 Monate Glücksspiele gespielt zu haben. Bei 17,4 % habe es sich dabei um Online-Glücksspiel gehandelt.

Im Vergleich: einer älteren Studie zufolge hätten im Jahr 2014 lediglich 11 % der 15- bis 17-Jährigen Glücksspiele gespielt.

Glücksspiel unter Mädchen und Jungen ähnlich häufig

Anders als frühere Studien habe die aktuelle Studie keinen wesentlichen Geschlechter-Unterschied feststellen können. So hätten 36,1 % der Jungen und 33,4 % der Mädchen am Glücksspiel teilgenommen.

Das am häufigsten genutzte Glücksspielprodukt für beide Geschlechter seien Rubbellose (27,3 %). Am Lotto hätten sich 16,9 % der Befragten beteiligt. Sportwetten folgten mit 9,9 % auf Platz 3, gefolgt von E-Sport-Wetten mit 7,9 %.

Sowohl bei Sport- als auch E-Sport-Wetten habe der Anteil der Jungen mehr als doppelt so hoch gelegen. 6,2 % der Jugendlichen hätten darüber hinaus Spielautomaten gespielt, 5,9 % hingegen Poker.

Neben dem allgemeinen Spielverhalten sollte die Studie auch Einblicke in etwaiges problematisches Glücksspiel geben. Die Ergebnisse seien alarmierend, so die Autoren. Lediglich bei 44,4 % der spielenden Minderjährigen liege kein Spielsucht-Risiko vor. 20,8 % präsentierten ein moderates Risiko, 12,9 % ein erhöhtes Risiko und 21,9 % wiesen bereits problematisches Spielverhalten auf.

Gleichzeitig hätten 68,7 % der Befragten angegeben, das Glücksspiel als eine riskante Aktivität anzusehen. 58,7 % seien der Ansicht, dass Spieler auf lange Sicht immer verlören. 29,2 % hingegen gingen davon aus, dass man beim Glücksspiel „leicht gewinnt“.

Beeinflussende Faktoren

Die ANJ habe über die Studie zudem herausfinden wollen, welche möglichen Einflussfaktoren Minderjährige zur Teilnahme am Glücksspiel bewegten, obwohl das Glücksspiel unter 18 Jahren verboten sei. Dabei habe sich zunächst herausgestellt, dass Minderjährige oft ungehindert Zugang zum Glücksspiel hätten.

So hätten 53,1 % der befragten Jugendlichen erklärt, ohne Hindernisse Rubbellose kaufen zu können. Für 24 % sei zudem der Erwerb eines Lottoscheins problemlos möglich. In Bezug auf das Online-Glücksspiel hätten 25,2 % erklärt, ohne weiteres bei nicht lizenzierten Online-Buchmachern Sportwetten abgeben zu können. Online-Casinospiele hingegen empfänden lediglich 10 % als „leicht zugänglich“.

Neben der leichten Zugänglichkeit spiele darüber hinaus auch Glücksspiel-Werbung eine tragende Rolle bei der Beeinflussung der Jugendlichen. Die Autoren kommentieren:

Die Ergebnisse zeigen, dass der ungehinderte Zugang in Verkaufsstellen oder im Internet zu Rubbellosen und anderen Glücksspielen sowie auch die Werbung (insbesondere über soziale Netzwerke) einen immer größeren Einfluss nehmen.“

Insgesamt 86,8 % der Befragten hätten angegeben, mit Glücksspiel-Werbung in Kontakt gekommen zu sein, 35,2 % davon über Social-Media-Plattformen. 26,4 % hätten innerhalb kostenloser Spiele-Apps Werbung für Glücksspiele gesehen.

Abschließend habe die Studie auch die Eltern als mögliche Einflussfaktoren untersucht. Dabei seien verschiedene richtungsweisende Ergebnisse hervorgekommen. So habe sich zum einen gezeigt, dass Kinder aus sozial besser gestellten Familien häufiger Glücksspiele spielten.

Zum anderen spielten Minderjährige häufiger Glücksspiele, wenn die Eltern wenig Interesse an den Hobbys und Vorlieben ihrer Kinder zeigten. Auch korreliere ein allgemein schlechtes Verhältnis zu den Eltern mit einer höheren Glücksspiel-Beteiligung.

Die ANJ hat indes innerhalb des letzten Jahres mehrere Aufklärungs-Projekte für Eltern und Kinder gestartet. Nach Angabe der Behörde sei die Verminderung des Glücksspiels unter Minderjährigen eines der wichtigsten Ziele.