Dienstag, 10. Dezember 2024

Fußball-Krise in Dänemark: Wenn die Nationalmannschaft streikt

Die dänische Fußballnationalmannschaft im Streik||Dänische Futsal Spieler sollen in der Fußballnationalmannschaft einspringen

Kurz vor dem Start wichtiger Testspiele und dem Auftakt der UEFA Nations League steht der Dänische Fußballverband aufgrund eines Streiks ohne Nationalmannschaft da. Jetzt sollen Futsal Spieler einspringen, um den EM-Ausschluss zu verhindern.

Keine Einigung zwischen DBU und Nationalspielern

Heute Abend soll die dänische Nationalelf für das erste Testspiel der Saison in der Slowakei auf dem Platz stehen. Doch zwischen der Mannschaft und dem Dänischen Fußballverband (DBU) herrscht nach wie vor ein reger Konflikt um die Verträge der Spieler.

Die DBU hatte mit den Spielern Verträge aushandeln wollen, die mit den persönlichen Sponsorenverträgen der einzelnen Spieler nicht vereinbar sind. Die Neuerungen im Vertrag sollten dem Verband finanzielle Vorteile verschaffen, um mehr in eigene Projekte zu investieren.

Nationaltrainer Åge Hareide streikt ebenfalls

Nationaltrainer Åge Hareide streikt ebenfalls (Bildquelle: Goal)

Einige der Spieler fühlten sich dadurch in Ihren Rechten eingeschränkt und weigerten sich, die Verträge zu unterschreiben und an den bevorstehenden Spielen der dänischen Nationalmannschaft teilzunehmen. Auch Nationaltrainer Åge Hareide (65) stellte sich für die folgenden Spiele nicht zur Verfügung.

Der dänische Nationalspieler Simon Kjaer (29) beschuldigte im Interview mit der dänischen Boulevardzeitung „Ekstra Bladet“ die DBU, nicht an einer schnellen Lösung interessiert zu sein. Der Verband habe die Probleme geschaffen und riskiere nun die Absage internationaler Begegnungen.

Auch Christian Eriksen (26), der bei Tottenham Hotspur unter Vertrag steht, verteidigte die Entscheidung seines Nationalteams:

Die DBU erzählt eine Geschichte, in der wir als gierig erscheinen und so, als hätten wir nichts anderes als unseren Geldbeutel im Sinn. Aber es sind wir Spieler, die dem Verband jedes Jahr einen beträchtlichen Millionen-Überschuss bescheren. Es ist nicht in Ordnung, dass von uns ein falsches Bild als Schurken gezeichnet wird.

Nicht nur konkurrierende Sponsoren seien ein Problem in den neuen Verträgen. Der frisch gebackene Dortmund-Star Thomas Delaney (27) erwähnte Details der Bevormundung von Spielern und einer Drohung, Spieler aus der Mannschaft zu werfen.

Der Verband hingegen zeigt sich verständnislos über den Spielerstreik. So habe man gehofft, die Spieler seien mit derselben Gage, einem Bonus, der Versicherung und verbesserten Gesamtbedingungen zufrieden, wie DBU-Geschäftsführer Claus Bretton-Meyer öffentlich kundgab.

Mannschaftskapitän Kjaer bot im Namen der Spieler dem Verband an, zumindest bis Oktober zu den alten Bedingungen weiterzuspielen, um gravierende Konsequenzen für die DBU abzuwenden, doch dieses Angebot schlugen die Verantwortlichen aus.

Da es nach wie vor keine Einigung zwischen dem Verband und den Spielern gibt, ist die DBU nun gezwungen, kurzfristig ein alternatives Team aufzustellen, um im Länderspiel gegen die Slowakei und im ersten UEFA Nations League Spiel gegen Wales anzutreten.

Sechs Futsal Spieler im neuen Kader

In letzter Minute eine neue Nationalmannschaft aufzustellen, erwies sich dabei als äußerst kompliziert und das Ergebnis sorgt international für Überraschung, Kopfschütteln und Amüsement zugleich.

Dänische Futsal Spieler sollen in der Fußballnationalmannschaft einspringen

Dänische Futsal Spieler sollen einspringen (Bildquelle: DFB)

Zunächst hatte sich der DBU per Brief an die dänische Superliga gewandt und die Spieler aus unteren Ligen gebeten, im Nationalteam einzuspringen.

Ausreichend Erfolg hatte der Verband damit nicht, was Mittelfeldspieler Erikson damit erklärte, dass auch die Spieler der unteren Ligen Verständnis für den Streik aufbrächten.

Weil der DBU unter keinen Umständen die bevorstehenden Spiele absagen wollte, wurde kurzfristig ein Kader zusammengetrommelt, der nur als absolute Notlösung betrachtet werden kann.

Sechs der 24 für den Kader nominierten Spieler sind in der Tat eigentlich keine Fußballspieler, sondern aus dem Futsal bekannt. Hierbei handelt es sich um die Verteidiger Victor Hansen und Christian Christensen, Mittelfeldspieler Kevin Jørgensen und Adam Fogt, Stürmer Louis Veis und Torwart Christoffer Haagh.

Futsal in der FIFA

Die aus Südamerika stammende Sportart Futsal ist eine international verbreitete Variante des Hallenfußballs und seit 1989 ein offizieller Wettbewerb in der FIFA. Seit 1992 wird im regelmäßigen Vierjahresabstand die Futsal Weltmeisterschaft abgehalten.

Am Turnier nehmen 24 Mannschaften teil und bisher gingen die Titel nach Brasilien, Spanien und zuletzt Argentinien. Dänemark nahm daran bisher zweimal Teil und schaffte es einmal in die Endrunde. Deutschland hingegen war bei keinem Turnier mit dabei.

Der restliche Kader besteht in erster Linie aus Spielern unterklassiger dänischer Clubs. Als Ersatztrainer wird nun der ehemalige Hamburger Bundesligaprofi John Jensen zum Einsatz kommen.

Die Zukunft der dänischen Nationalmannschaft bleibt damit vorerst ungewiss. Die „Not-Elf“ verhindert zumindest fürs erste, dass Spiele abgesagt werden und der dänische Nationalfußball in den nächsten Jahren ganz ausfällt.

UEFA droht mit EM-Ausschluss

Die wohl gravierendste Folge des aktuellen Eklats wäre der Ausschluss von der EM 2020. Sollte das dänische Nationalteam auch nur eines der bevorstehenden Spiele nicht antreten, würde die Disziplinarkommission der UEFA entsprechend regieren.

Nicht nur würde dem DBU eine millionenschwere Geldstrafe drohen, sondern wäre Dänemark für mehrere aus großen internationalen Turnieren ausgeschlossen. Dies würde die EM 2020 einschließen.

Überraschend kam diese Drohung aber ganz und gar nicht, denn bereits letztes Jahr hatte das dänische Frauen-Team ein WM-Qualifikationsspiel boykottiert, ebenfalls aufgrund von Vertragsproblemen.

Zwar wurde dem Verband nur eine Geldstrafe von 20.000 € verhängt, doch kündigte die UEFA deutlich härtere Konsequenzen an, sollte sich ein derartiger Vorfall wiederholen. Somit würde sowohl das Frauen- als auch das Männer-Team vorerst von den großen Turnieren ausgeschlossen werden.