Donnerstag, 25. April 2024

Britische Buchmacher sagen parlamentarische Anhörung ab

London

Die Manager der drei größten britischen Buchmacher William Hill, Flutter Entertainment – ehemals bekannt als Paddy Power Betfair – und GVC, Betreiber von Ladbrokes, sagten die für heute in Westminster, London, anberaumte Parlamentssitzung mit den Abgeordneten der Allparteien-Fraktion (APPG) ab. Bei dem Meeting sollten die Manager der Unternehmen dazu befragt werden, welche Maßnahmen die Wettbranche ergriffen habe, um die Gefahren des Glücksspiels zu reduzieren.

Die Absage von GVC

Kenny Alexander, der Geschäftsführer der GVC Holdings, war der erste, der die geplante Zusammenkunft laut dem Nachrichtenportal Guardian [Seite auf Englisch] absagte.

Könnte die E-Mail eines Spielers Grund der Absage sein?

Alexander soll eine E-Mail erhalten haben, die ein Spieler an Carolyn Harris, die Vorsitzende der Allparteien-Fraktion, geschickt haben soll. Harris soll die Mail dann an Alexander weitergeleitet haben. In der Mail soll sich der Spieler über die mangelnde Bereitschaft von Ladbrokes beschwert haben, auf sein problematisches Spielverhalten einzugehen.

Er soll die Abgeordnete weiterhin darum ersucht haben, Alexander die Frage zu stellen, warum es Ladbrokes zugelassen habe, dass er Zehntausende Pfund verspielt habe, obwohl Anzeichnen von pathologischem Glücksspiel erkennbar gewesen seien.

Auch wenn der Zeitpunkt der Absage seitens Alexanders vermuten lässt, dass die E-Mail damit in Verbindung stehen könnte, begründete der GVC Manager sein Fernbleiben mit „geschäftlichen Verbindlichkeiten“. Er fügte jedoch hinzu, dass er zu einem späteren Zeitpunkt an einer separaten Anhörung im House of Lords teilnehmen werde.

In einer Erklärung betonte GVC das Interesse des Unternehmens daran, das Glücksspiel sicherer zu machen. Alexander habe auch geplant, an der Anhörung teilzunehmen, sei allerdings nun verhindert. Es stehe auch keine Führungskraft zur Verfügung, die den CEO vertreten könne.

Absagen von William Hill und Flutter Entertainment

Weniger als 24 Stunden später entschuldigte sich auch Philip Bowcock, CEO von William Hill, und gab an, an wichtigen Meetings mit den Aktionären teilnehmen zu müssen. Phil Walker, der Verantwortliche für die Online-Wetten von William Hill in Großbritannien und Irland, werde Bowock beim heutigen Termin vertreten.

Häuserfront, Buchmacher, William Hill, Paddy Power

Paddy Power und William Hill schicken Vertreter zur Anhörung. (Bild: flickr.com)

Eine Woche darauf folgte die Absage von Peter Jackson, dem CEO von Flutter Entertainment. Er begründete seine Absage mit einer „unvorhergesehenen Reise“.

Dan Taylor, der CEO der in Europa betriebenen Marken Paddy Power und Betfair, werde ihn vertreten.

Betfreds CEO Fred Done wird ebenfalls nicht erscheinen, allerdings hatte dieser die Einladung aufgrund einer bereits bestehenden Verpflichtung nie angenommen. John Coates, der Geschäftsführer von bet365, Ian Proctor, CEO von SkyBet sowie Phil Cronin von Tombola werden voraussichtlich zur Anhörung erscheinen.

Abgeordnete drücken ihre Empörung aus

Mit ihrer Absage zogen sich die Glücksspiel- und Sportwetten-Unternehmen den Zorn der Abgeordneten zu. Carolyn Harris, die Vorsitzende der Allparteien-Fraktion, die sich den Kampf gegen die Schäden durch Glücksspiel auf die Fahne geschrieben und dieses Treffen geplant hatte, bezeichnete diese Absage als „empörend“.

Sie beschuldigte die Manager, sich ihrer Verantwortung dem Staat gegenüber entziehen zu wollen.

Harris kommentierte:

„Dies sind Männer, die Unternehmen leiten, welche die Sucht fördern, hohe Profite aus schutzbedürftigen Personen generieren und selbst riesige Löhne einstreichen. Dennoch scheinen sie Angst zu haben, vor den Abgeordneten zu erscheinen.“

Sie fügte hinzu, dass sie wohl bessere Dinge zu tun hätten, als ihre Handlungsweise öffentlich zu erklären. Harris bezeichnete dies als außerordentlich feige.

Duncan Smith, ein ehemaliger Parteichef der Konservativen, sagte:

„In einer Zeit, in der Beweise dafür vorliegen, dass die Glücksspielunternehmen problematische Spieler dazu gebracht haben weiterzuspielen, weigern sich die CEOs jetzt, an der APPG teilzunehmen.“

Die Tatsache, dass die Unternehmen nicht an der Sitzung teilnähmen, spreche Bände über ihre Komplizenschaft, sagte Smith. Sie sollten dafür bestraft werden, dass sie nicht bereit seien, ihre Verhaltensweisen zu ändern, fügte der Politiker hinzu.

Trotz der Absagen der Manager der drei größten britischen Sportwetten-Unternehmen soll die für heute geplante Sitzung stattfinden.