Montag, 29. April 2024

Großbritannien: Reduzierung von FOBT Einsätzen jetzt doch schon ab April 2019

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Am Mittwochnachmittag bestätigte der britische Kulturminister Jeremy Wright, dass die geplante Neuregelung bezüglich der Höchsteinsätze an Fixed-odds Betting Terminals (FOBT) bereits ab April 2019 in Kraft treten solle. Die Regierung hatte die Änderungen zunächst um sechs Monate verschoben, sah sich aber immer stärkeren Druck ausgesetzt, insbesondere nachdem die Sportsministerin Tracy Crouch wegen der Verzögerung zurücktrat.

Premierministerin May im Kreuzfeuer

Das Thema der FOBTs hat in den letzten Wochen sehr große politische und mediale Aufmerksamkeit erhalten und viele britische Politiker zeigten sich geradezu ungewohnt leidenschaftlich in der Diskussion um die geplanten Neuregelungen.

Im Kern der Sache ging es darum, die höchstmöglichen Einsätze an diesen Geldspielgeräten, die sich in den Läden britischer Buchmacher befinden, von 100 Pfund auf 2 Pfund herunterzusetzen. Spieler können an den FOBT Geräten derzeit innerhalb von Minuten mehrere Tausend Pfund setzen, denn die einzelnen Spielrunden dauern meist nur wenige Sekunden.

FOBT Terminals sind in Großbritannien weit verbreitet und meist in Buchmachern in sozialschwächeren Gegenden zu finden. Die modernen Geräte sehen aus der Ferne aus wie gewöhnliche Spielautomaten, unterscheiden sich jedoch in ihrer Funktionalität sehr. Die Geräte bieten ein komplettes Casinospielangebot in einem. Am beliebtesten sind dabei Roulette, Slot-Games und virtuelle Rennen. Die durchschnittliche Auszahlungsquote liegt bei zwischen 90 und 94 %.

Die Kritiker der Automaten kämpften hart darum, den Maximaleinsatz zu senken und die Regierung um Theresa May stimmte einer Neuregelung zu. Weitere Diskussion gab es jedoch um den genauen Zeitpunkt der Umsetzung.

Ehemalige Sportsministerin Tracey Crouch

Sportsministerung Tracey Crouch trat wegen der Verzögerung zurück (Bild: Flickr)

Anfang November fiel dann eine Entscheidung, die von vielen als ernüchternd aufgefasst wurde: die neuen FOBT Regelungen sollten erst ab Oktober 2019 aktiv werden. Dies bedeutete eine Verzögerung von sechs Monaten, was bei vielen für absolutes Unverständnis sorgte.

Doch für diejenigen, die von Anfang an für eine möglichst zeitnahe Umsetzung plädierten, war die Angelegenheit längst nicht vom Tisch. Während die Sportsministerin Tracey Crouch aus Protest von ihrem Amt zurücktrat, verstärkten andere Befürworter der Neuregelung den Druck auf die Regierung.

Mit Erfolg – denn nachdem Premierministerin Theresa May sogar aus den eigenen Reihen ihrer Conservative Party starken Gegenwind bekam, machte sie die zuvor gefällte Entscheidung schlicht rückgängig. Wie unter anderem von der ehemaligen Sportsministerin gefordert, werden die Regelungen nun ab dem 1. April 2019 wirksam sein.

Ein Aufstand unter Politikern

In der Parlamentssitzung [Seite auf Englisch] am Mittwoch richtete Iain Duncan Smith, der ehemalige Parteivorsitzende von Mays Conservative Party, das Wort an die Premierministerin. Seine klaren Worte erhielten großen Beifall von den anderen anwesenden Politikern:

Ich war sehr stolz, als meine Regierung sich darauf geeinigt hat, die Einsätze an Fixed-odds Betting Terminals auf zwei Pfund herunterzusetzen, denn diese Automaten haben großes Leid mit sich gebracht und fürchterliche Auswirkungen auf Familien gehabt und die Entscheidung war richtig.

Daraufhin fragte er die Premierministerin direkt, ob die Änderungen nun ab April in Kraft treten würden, woraufhin diese umgehend antwortete. Dabei betonte sie, dass der Beschluss in der Tat von großer Bedeutung sei, da Spielsucht das Leben von Familien zerstören könne. Der Schutz der Menschen müsse daher oberste Priorität haben.

Zu diesem Zeitpunkt schien die Entscheidung der Premierministerin ohnehin bereits gefallen. So bat May ihren Parteikollegen um ein wenig Geduld, da der Kulturminister unmittelbar nach der Debatte neue Details zu den FOBT Regelungen verkünden würde.

Während Smith möglicherweise der Tropfen war, welcher das Fass zum Überlaufen brachte, hatten einige andere Politiker dieses in den letzten Tagen bis zum Rande gefüllt. Laut der britischen Zeitung „Mirror“ hätte ein gutes Dutzend von Ministern mit dem Rücktritt gedroht, sollte die Regierung nicht einlenken und auf die Verzögerung der Neuregelung verzichten.

Tom Watson, der stellvertretende Parteivorsitzende der oppositionellen Labour Party, befürwortete zwar von Beginn an eine schnellstmögliche Durchsetzung, kritisierte nun aber die Art und Weise, wie die endgültige Entscheidung gefallen ist:

Dieser Rückzieher belegt das desaströse politische Urteilsvermögen von Jeremy Wright und Philip Hammond. Es ist sehr traurig, dass es erst zu dem Rücktritt einer guten Ministerin und einer parteiübergreifenden Revolte kommen musste, damit diese äußerst logische und notwendige Reform durchgesetzt werden konnte. Während Jeremy Wright sich blamiert hat, ist heute ein guter Tag für die vielen Tausend Menschen, deren Familien und Gemeinden von Spielsucht betroffen sind.

Der Rücktritt von Tracey Crouch wurde von vielen Politikern bedauert und dennoch mit Bewunderung respektiert. Die ehemalige Sportministerin äußerte sich noch am selben Abend auf Twitter zu der lang umkämpften parlamentarischen Entscheidung.

So sei sie sehr froh darüber, dass die Regelungen nun doch im April in Kraft treten würden. Gleichzeitig aber bedaure sie, dass man ihr allein kein Gehör geschenkt hätte. Des Weiteren betonte Sie, dass von politischer Seite aus noch viel gegen die negativen Auswirkungen des Glücksspiels getan werden müsse. Insbesondere, was Online Glücksspiel, Werbung und Behandlungsmöglichkeiten betreffe, bestehe großer Handlungsbedarf.

Was ändert sich durch die Neuregelung?

Das lauteste Gegenargument gegen die neuen FOBT Regelungen war der potentielle Verlust von Arbeitsplätzen und die Schließung von zahlreichen Buchmachern. Konkret war dabei die Rede von 21.000 Arbeitsstellen und 4.500 Wettbüros.

Die Gültigkeit des Berichts, aus welchem diese Zahlen stammten, wurde jedoch im Nachhinein angezweifelt, da die Wettindustrie selbst maßgeblich zur Verfassung beigetragen hatte.

Buchmacher William Hill Paddy Power

Britische Buchmacher befürchten finanzielle EInbußen (Bild: Geograph)

Mit finanziellen Einbußen seitens der Buchmacher ist in gewissem Rahmen durchaus zu rechnen. Nachdem die Neuregelung zunächst auf Oktober verschoben worden war, kritisierten die FOBT Gegner, dass Buchmacher bis dahin zusätzliche 900 Millionen einnehmen würden.

Ob eine derartige Summe nun tatsächlich wegfallen wird, ist schwer vorauszusagen. Auch mit einem um 98 % verringerten Maximalbetrag pro Einsatz können Spieler nach wie vor fast beliebig viele Runden spielen.

Jene Spieler, die bisher tatsächlich mehrere Tausend in einer Sitzung verspielt haben, zählen höchstwahrscheinlich ohnehin zu den Problemspielern und damit nicht zur Mehrheit aller Spieler. Und genau diese Problemspieler will man nun schützen.

Deutlich klarere finanzielle Auswirkungen auf die Branche sind eher durch die mit der Neuregelung einhergehenden Steuererhöhung zu erwarten. Diese „Remote Gambling Duty“ betrifft jedoch nur Online Anbieter.

Derzeit liegt der Steuersatz bei 15 %, wird jedoch ab April 2019 bei 21 % liegen. Schätzungen zufolge bedeutet dies zusätzliche Steuereinnahmen von gut 250 Millionen Pfund pro Jahr.

In welchem Maße die geplanten Veränderungen für Anbieter und Spieler spürbar sein werden, bleibt abzuwarten. Für den Spielerschutz setzen die Beschlüsse jedoch ein wichtiges Zeichen.