Mittwoch, 24. April 2024

Großermittlung gegen italienische Wettmafia mit Verbindungen nach Deutschland

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Die italienische Finanzpolizei hat am Mittwochmorgen einen Großeinsatz gegen die mafiöse Vereinigung Cosa Nostra durchgeführt. Wie die Zeitung La Repubblica berichtet [Seite auf Italienisch], werde im Zusammenhang mit illegalen Online-Sportwetten, Geldwäsche und Steuerbetruges gegen 336 Personen des sizilianischen Clans Santapaola-Ercolano ermittelt.

Die Polizeiaktion „Doppio Gioco“ (Doppelspiel) habe in mehreren Regionen Italiens gleichzeitig stattgefunden. Insgesamt 150 Polizeibeamte der Guardia di Finanza seien beteiligt gewesen. Die Ermittlungen reichten jedoch auch bis ins Ausland. So gehe die Polizei derzeit Verbindungen nach Deutschland, Polen und Malta nach.

Gegen 23 Personen seien unmittelbare Maßnahmen ergriffen worden – 12 Inhaftierungen, zwei Hausarreste und in neun Fällen der Entzug der Geschäftsfähigkeit. Zudem habe die Polizei in Form von Vermögenswerten, Grundstücken und Unternehmen rund 80 Mio. Euro beschlagnahmen können.

Das Doppelspiel der Wettmafia

Im Zentrum der illegalen Wettgeschäfte sollen die Brüder Carmelo und Giuseppe Placenti stehen. Diese hätten die Online-Plattform „Raisebet24“ betrieben, die über einen Server in Serbien gelaufen sei. Das Unternehmen, welches hinter der Plattform stehe, habe wiederum seinen Sitz in Malta.

Gegen die Brüder sei bereits vor drei Jahren wegen illegaler Online-Sportwetten ermittelt worden. Seitdem befänden sie sich in Haft. Die Polizei gehe davon aus, dass sie trotz ihrer Inhaftierung weiterhin die Fäden hinter den illegalen Wettgeschäften gezogen hätten.

Neben seinen Aktivitäten mit illegalen Online-Sportwetten habe der Clan jedoch auch terrestrische Wettbüros infiltriert.

Laut Schätzungen der italienischen Behörden erwirtschaften italienische Mafia-Clans heutzutage mehr Geld durch illegale Glücksspiele als durch den Drogenhandel. In der Vergangenheit wurden mehrfach Fälle bekannt, in welchen Clan-Mitglieder legale Wettbüros und andere Spielstätten infiltrierten, um dort gleichzeitig unbemerkt illegale Glücksspiele zu betreiben. Die Inhaber der Einrichtungen werden oft erpresst und bedroht, damit sie mit den Kriminellen ihre Räumlichkeiten teilen.

Verbindungen nach Baden-Württemberg?

Die Brüder Placenti hätten veranlasst, dass die durch das illegale Online-Glücksspiel eingenommenen Gelder in verschiedene Regionen Italiens transportiert worden seien. Auch seien beachtliche Summen ins Ausland, insbesondere Deutschland und Polen geschmuggelt worden.

Bei ihren Durchsuchungen hätten die Ermittler zudem ein Auto beschlagnahmt, welches mutmaßlich auf dem Weg nach Österreich gewesen sei. Unter dem Getriebe seien 180.000 Euro in bar gefunden worden.

Die italienische Innenministerin Luciana Lamorgese lobte die erfolgreiche Arbeit der Finanzpolizei:

Die Professionalität und die Ermittlungskompetenz der Justiz und der Finanzpolizei haben es ermöglicht, die kriminelle Infiltrierung in den Online-Sportwetten-Sektor, sogar auf europäischer Ebene, aufzudecken und Güter, Immobilien und Unternehmen zu beschlagnahmen.

Gerade aufgrund der Verbindungen ins Ausland sei jedoch davon auszugehen, dass die Verbrechen umfangreicher seien als bisher angenommen. So spekulieren seit gestern auch deutsche Medien darüber, welche Verbindungen der Cosa Nostra es in diesem Fall nach Deutschland geben könnte.

Laut der Zeitung Heilbronner Stimme könnte der Mafia-Clan Kontakte nach Schwaigern im Landkreis Heilbronn haben. Wie Heilbronns Polizeisprecher Gerald Olma jedoch erklärt habe, seien weder die Heilbronner Polizei noch das Landeskriminalamt zum jetzigen Zeitpunkt in die italienischen Ermittlungen involviert.