Donnerstag, 18. April 2024

Pferdewetten in den USA: Ein Sport­wetten-Markt mit Zukunft?

Pferderennen

Seit ihrer Legalisierung im Jahr 2018 boomen Sportwetten in den USA. Neben den populären Football- und Basketball-Ligen sowie Boxen und Golf zieht auch der Pferdesport viele Wett-Fans an. Allerdings sind die Umsätze in den vergangenen Jahren massiv gesunken. Trotzdem investieren Wettanbieter in den schwächelnden Markt.

Die Pferdesport-Branche und -Fans mussten in den vergangenen Jahren diverse Rückschläge einstecken. Abseits global beachteter Events wie dem Kentucky Derby kämpfte die Szene mit einer Vielzahl schlechter Nachrichten.

Raus aus den negativen Schlagzeilen?

Neben schließenden Rennbahnen dominierten Meldungen rund um misshandelte Tiere und Doping die Schlagzeilen. Dies hatte auch Auswirkungen auf das Geschäft mit Pferdewetten: Seit 2002 ging es von über 15 Mrd. USD auf zuletzt nur noch gut 11 Mrd. USD zurück.

Nun aber mehren sich Anzeichen, dass die Talsohle durchschritten sein könnte. Dies zeigt sich nicht nur an der Aktie von Rennveranstaltern wie Churchill Downs, die seit dem Sommer um knapp die Hälfte zulegen konnten. Auch Unternehmen wie der Glücksspieldienstleister Sports Info Solutions (SIS), der das Geschäft mit Pferdewetten nach eigenen Angaben massiv ausbauen wolle, setzen auf einen Aufschwung.

Michele Fischer, Leiterin der für das Projekt gegründeten Tochterfirma SIS Content Services, zeigt sich der Herausforderung bewusst. Sie erklärt in einem Statement:

Wenn Sie jetzt eine US-Sportwetten-App öffnen, gibt es zwar Sport, aber keine Pferderennen. Es ist ein Wettlauf nach unten, wenn man nicht einmal als Sportart erkannt wird.

Die Managerin sei sich bewusst, dass der Pferdesport einen Wandel vollziehen müsse, der jedoch nicht „über Nacht“ geschehen könne. SIS werde diesen begleiten, denn man glaube an die Chance von Pferdewetten.

Alternatives Wett-Modell

Für den Einstieg werde sich SIS auf das Angebot von festen Quoten bei Pferdewetten konzentrieren. Bei diesem in den meisten Sportarten gebräuchlichen Modell wird die Quote bei Abgabe der Wette festgelegt. Mit seinem Ansatz unterscheide sich SIS von vielen Buchmachern. Diese setzten bei Pferdewetten vornehmlich auf das Totalisator-Modell, bei dem die Gesamtquote erst nach Abgabe aller Wetten ermittelt wird.

Neben SIS würden sich auch einige andere Buchmacher für das System der fixen Quoten erwärmen, so Fischer. Sie sehe darin eine große Chance, mit zunehmender Akzeptanz den Marktanteil ihres Unternehmens in den USA erheblich ausbauen zu können.

Bei der Verteilung der Sportwetten-Umsätze auf die verschiedenen Sportarten zeigt sich in Deutschland ein ähnliches Bild. Statt American Football ist es allerdings der Fußball, der die Liste der beliebtesten Wetten mit großem Abstand anführt. Weit über die Hälfte der Wetten werden auf Fußball platziert. Dahinter folgen Tennis (unter 20 %) und Handball (unter 10 %). Weit abgeschlagen liegt der Pferdesport, auf den nur etwa 2 % aller Wetteinsätze entfallen.

Trotz der abklingenden Begeisterung sei der Pferdesport in den USA weiterhin ein Milliardenmarkt. Von daher könnte sich die Investition für SIS und strategisch ähnlich vorgehende Anbieter als durchaus lukrativ erweisen.

Allerdings hinken die USA trotz aller Wachstumsprognosen bei Pferdewetten im globalen Vergleich hinterher. Weltweit führend ist Hongkong. Der dort beheimatete Hong Kong Jockey Club erwirtschaftete allein im vergangenen Jahr einen Umsatz von 35,9 Mrd. USD.