Samstag, 12. Oktober 2024

Irland: Psychiater drängen auf neue Glücksspiel­gesetze

Arzt im Kittel mit Stift und Block

Das Dubliner College of Psychiatrists of Ireland drängt auf eine umgehende Reformierung der Glücksspielgesetze. In einem am Freitag veröffentlichten Positionspapier [Seite auf Englisch] machen die Professoren und Mediziner konkrete Vorschläge, wie ein neues Glücksspielgesetz aussehen könnte, um das Problem der Spielsucht effizient zu bekämpfen.

Laut den Autoren gebe es keine offiziellen Daten und Zahlen darüber, wie viele Menschen in Irland tatsächlich an Spielsucht litten. So hätten nationale Erhebungen zum Thema Suchterkrankungen den Bereich der Spielsucht stets nur marginal berücksichtigt.

Anzahl der Spielsüchtigen in Irland unbekannt

Das irische Gesundheitsministerium habe die Zahl Spielsüchtiger zuletzt im Jahr 2010 auf geschätzte 40.000 Menschen (1% der Bevölkerung) beziffert. Neuere Studien aus Großbritannien ließen jedoch darauf schließen, dass auch in Irland die Zahlen mittlerweile deutlich darüber liegen könnten.

Gleichzeitig fehle es in Irland noch immer an staatlich gestützten Therapien für Spielsüchtige. Betroffene könnten sich bisweilen nur an private Wohltätigkeitsvereine oder Selbsthilfegruppen wenden. Das College empfiehlt:

Hausärzten sollte ein spezieller und simpler Kanal zur Verfügung stehen, über welchen sie ihre Patienten, bei denen sie eine Spielsucht vermuten, an eine Spielsuchthilfe überweisen können, die ihrerseits innerhalb des Gesundheitssystems errichtet werden müsste.

Sowohl Hausärzte als auch Psychologen sollten darüber hinaus besser zu Spielsuchterkrankungen geschult werden. Je früher eine Spielsucht erkannt werde, desto besser seien die Heilungschancen, so die Autoren.

Drastische Werbe-Einschränkungen gefordert

In Bezug auf die Prävention gegen Spielsucht empfiehlt das College eine Reihe drastischer Einschränkungen im Bereich der Glücksspiel-Werbung. Derzeit gebe es in Irland lediglich einen freiwilligen Verzicht auf Glücksspielwerbung seitens einiger Glücksspielfirmen.

Sie hielten bspw. den sogenannten „Whistle-to-Whistle-ban“ ein, demgemäß keine Glücksspielwerbung unmittelbar vor, während und nach einem Fußballspiel geschaltet werden solle. Diese Maßnahme sei jedoch längst nicht ausreichend. Das College schlägt daher die folgenden Restriktionen vor:

  • Glücksspielwerbung im Fernsehen und Radio sollte tagsüber gänzlich eingestellt werden.
  • Gedruckte Glücksspielwerbung auf Plakatwänden und Werbetafeln sollte gänzlich verboten werden.
  • Sport-Clubs und Ligen sollte es nicht erlaubt sein, im Rahmen von Sponsorenpartnerschaften für Glücksspiel zu werben.
  • Es sollte eine unabhängige Werbeaufsicht errichtet werden, die jede Glücksspielwerbung im Einzelnen überprüft.
  • Glücksspielwerbung dürfe sich zu keiner Zeit an Minderjährige richten.
  • Auch Mikrotransaktionen und Lootboxen sollten in Irland als Glücksspiel anerkannt werden.
  • Glücksspielwebseiten sollten effizientere Alterskontrollen durchführen. Spieler sollten bspw. ohne Ausweiskontrolle kein Konto eröffnen können.
  • Glücksspielanbieter müssten ihren Kunden mehrere Funktionen zur Verfügung stellen, um ihr Glücksspiel einzuschränken (z.B. Einsatz-, Zeit- und Verlustlimits).

Die Psychiater des Colleges drängen daher darauf, dass die Regierung die bereits 2013 formulierte, aber nie in Kraft getretene Gambling Control Bill voranbringe. Dadurch würde auch das Online-Glücksspiel erstmals reguliert. Ohne die gesetzlichen Rahmenbedingungen und eine offizielle Glücksspielregulierungsbehörde könne kein Spielerschutz geleistet werden.