Donnerstag, 18. April 2024

Vergabe illegaler Online-Glücks­spiel-Lizenzen in Irland?

Irland Logo Justizministerium Spielautomaten In Irland ist das Justizministerium für Online -Glücksspiel zuständig (Bilder: justice.ie, Pixabay)

In Irland regt sich Kritik an der Vergabe von Online-Glücksspiel-Lizenzen. Medienberichten zufolge habe eine Reihe von Anbietern von der Finanzbehörde Genehmigungen für Online-Casinos erhalten, obwohl diese Form des Online-Glücksspiels rein formal in Irland nicht legal sei. Politiker fordern nun Aufklärung.

Die Parlamentsabgeordnete Verona Murphy habe nach Angaben der Zeitung Irish Sun [Seite auf Englisch] eine Anfrage an die Justiz- und Finanzministerien in Bezug auf die strittige Genehmigungspraxis gestellt. Sie wolle von den zuständigen Ministern wissen, auf welcher Grundlage die Lizenzierung in der Republik Irland der Online-Casinos erfolge.

Der Disput beruht auf Irlands Glücksspielgesetz, welches in Bezug auf das Online-Glücksspiel keine eindeutige Regelung vorsieht. Während Online-Sportwetten im Jahr 2015 legalisiert wurden, gibt es bis heute keine konkrete Regulierung für Online-Casinos.

Nach Murphys Aussage gebe es in Irland eine Vielzahl von Online-Anbietern, die ihren Kunden neben legalen Sportwetten auch Online-Slots und andere virtuelle Glücksspiele offerierten. Rein rechtlich sei dies in Irland illegal, kritisierte die Politikerin.

Erschwerend komme aus Sicht der Spielerschutz-Organisation Extern Problem Gambling hinzu, dass einige Unternehmen trotz ihrer Lizenz für Sportwetten diese gar nicht in ihrem Online-Angebot führten. Stattdessen würden diese Firmen nur Online-Casino-Spiele vermarkten. Extern Problem Gambling-Berater Barry Grant kritisierte dies als „Wildwest-Mentalität“.

Neues Glücksspielgesetz gefordert

Murphy nahm die Vergabepraxis zum Anlass, eine Neuformulierung des Glücksspielgesetzes zu verlangen. Die gegenwärtig gültige Glücksspielregulierung bestehe in seinen Grundzügen bereits seit dem Jahr 1956 und decke dementsprechend die aktuelle Glücksspiel-Landschaft in der Republik Irland nicht hinreichend ab.

Obwohl die vergangenen Regierungen stets ein neues Glücksspielgesetz versprochen hätten, habe sich nichts getan. Stattdessen habe Irland derzeit noch nicht einmal eine eigenständige Glücksspielbehörde, die den Bereich fair reguliere.

Gegenüber der Irish Sun sagte Murphy:

In der Tat gibt es keine Rechtsgrundlage für Online-Glücksspiele in Irland (...) Die Regierung muss diese Aktivitäten sofort in den Griff bekommen und unsere Gesetze dringend aktualisieren. Wir können nicht zulassen, dass eine Multimillionen-Euro-Industrie außerhalb des Gesetzes operiert.

Auch Spielerschützer Grant forderte in der Sun Verbesserungen. Es gebe keinen Grund, warum die Ministerien Sportwetten-Lizenzen an Unternehmen herausgeben sollten, die letztendlich nur Online-Spielautomaten oder -Lotterien betrieben.

In einem Statement betonte Finanzminister Paschal Donohoe das Bestreben der Regierung, eine Glücksspielbehörde zu schaffen. Die derzeitige Lizenzvergabe befinde sich im Rahmen des Gesetzes, doch der Minister ließ anklingen, dass eine verbesserte Regulierung notwendig sei. Ob und wann die Regierung Murphys Forderung zum Anlass nimmt, das veraltete Glücksspielgesetz zu reformieren, bleibt abzuwarten.