Freitag, 26. April 2024

Lootboxen: Euro­päische Verbraucher­schützer warnen vor Gefahren

Lootbox Die Lootboxen bergen laut Verbraucherschutz viele Gefahren (Bild: doteesports)

In ganz Europa warnen Spielerschützer seit Jahren vor den Gefahren durch die in vielen populären Videogames integrierten Lootboxen. Nun brandmarkt auch ein Report des norwegischen Rates für Verbraucherschutz den mit dem Glücksspiel vergleichbaren Charakter von Lootboxen. Der Norwegens Regierung unterstellte Forbrukerrådet stellte den “Geld einwerfen: Wie die Spieleindustrie Verbraucher mit Lootboxen ausbeutet” genannten Report [Seite auf Englisch] am Dienstag vor.

Der Vorwurf, den der Forbrukerrådet den Herstellern der Games macht, wiegt schwer. So würden sie Kunden mit dem Design der Lootboxen täuschen und irreführende Aussagen treffen, wenn es um deren Inhalte gehe. Darüber hinaus trage ein „aggressives Marketing“ dazu bei, Spieler von der Unbedenklichkeit der Beutekisten zu überzeugen.

Eine „Vielzahl problematischer Mechanismen“

Der von 20 Verbraucherschutz-Organisationen aus 18 europäischen Ländern unterstützte Report listet auf, was Lootboxen nach Meinung der Spielerschützer so gefährlich für die meist jugendlichen Kunden mache. Forbrukerrådet-Direktor Finn Myrstad fasst dies in einem Statement zusammen:

Der Verkauf und die Präsentation von Lootboxen beinhalten oft die Ausbeutung von Verbrauchern durch räuberische Mechanismen, die Förderung von Sucht, die Ausrichtung auf gefährdete Verbrauchergruppen und mehr.

Dies geschehe neben dem Einsatz kognitiv verwirrender Prozesse rund um das Design der Lootboxen durch die Verwendung von virtuellen Währungen, mit denen die tatsächliche Höhe der Ausgaben verschleiert und verzerrt werde. Solche Taktiken seien umso riskanter, da es dabei vorwiegend um die Manipulation von Minderjährigen gehe.

Um die Gefahr zu bannen, fordern die Verbraucherschützer eine stärkere gesetzliche Kontrolle der Lootboxen. Diese seien mittlerweile zu einem Markt angewachsen, der den Herstellern auf Kosten der Konsumenten alljährlich Einnahmen in Milliardenhöhe bringe.

Trotzdem sei der Bereich noch immer größtenteils kaum reguliert. Dies müsse sich ändern, so der Forbrukerrådet stellvertretend für die anderen Verbraucherschutz-Organisationen.

Schlechtere Rahmenbedingungen für Lootboxen

Die Studie des Forbrukerrådet dürfte bei Spielerschützern viel Beifall finden. Diese und einige europäische Regierungen stufen Lootboxen aufgrund ihres hohen Zufallsaspekts schon seit Längerem als Glücksspiel ein. Als Vorreiter dieser restriktiven Haltung gelten die Glücksspielbehörden von Belgien und den Niederlanden, die den Einsatz von Lootboxen schon seit 2018 und 2019 erheblich eingeschränkt, bzw. verboten haben.

Welche Auswirkung das in einigen Ländern herrschende Verbot von Lootboxen auf einzelne Spiele haben kann, wurde am Dienstag deutlich. So müssen belgische und niederländische Fans des weltweit von vielen mit Spannung erwarteten Games Diablo Immortal vorerst auf den Spielgenuss verzichten. Grund dafür sind laut Hersteller Blizzard Entertainment die im Spiel enthaltenen Beutekisten. In einer Stellungnahme erklärt der Entwickler von Bestsellern wie StarCraft, Hearthstone und Diablo, dass das in Belgien und den Niederlanden geltende Verbot dazu führe, dass das neue Spiel dort bis auf Weiteres nicht auf den Markt kommen könne.

Ob die wachsende Kritik von Spielerschützern und die sich verschärfende Gesetzeslage dazu beitragen, dass Spielentwickler die Nutzung von Lootboxen überdenken, bleibt fraglich. Allerdings könnten Veröffentlichungen wie die jetzt von Forbrukerrådet präsentierte Studie dafür sorgen, dass die zuständigen Glücksspielbehörden noch genauer hinschauen werden, wenn es um die Prüfung und Genehmigung der Beutekisten geht.