Freitag, 26. April 2024

Merkel zieht sich zurück: Wer wird neuer Bundeskanzler?

Angela Merkel|Friedrich Merz|Robert Habeck|Reichstag Berlin|Plenarsaal Deutscher Bundestag

Nach den desolaten Ergebnissen bei den Landtagswahlen in Hessen am 28. Oktober hat die deutsche Bundeskanzlerin am darauffolgenden Montag ihren Rückzug angekündigt. Aber wer wird neuer Bundeskanzler? Auch Buchmacher bieten erste Wetten auf Angela Merkels Nachfolger an.

Die Landtagsahlen in Hessen brachten herbe Verluste für die CDU mit sich. Die konservative Partei sank in der Gunst der Wähler um 11 % auf nur 27 %. Merkel kommentierte, dass die Wahlergebnisse enttäuschend bitter seien. Sie sagte weiterhin:

„Das Bild, das die Bundesregierung abgibt, ist inakzeptabel. Ich bin überzeugt, wir müssen innehalten. Als Bundeskanzlerin trage ich die Verantwortung für Gelungenes und Misslungenes.“

Anschließend sagte sie, dass sie auf dem nächsten Parteitag nicht mehr als Vorsitzende antreten werde. Sie werde aber bis zum Ende der Legislaturperiode noch ihr Amt beibehalten, aber nicht mehr kandidieren, auch im Falle möglicher Neuwahlen.

Im Jahre 1990 wurde Angela Merkel (64) zum ersten Mal in den Bundestag gewählt, woraufhin sie 1991 unter Helmuth Kohl, dem damaligen Bundeskanzler, zur Ministerin für Frauen und Jugend ernannt wurde. 1994 übernahm sie das Amt der Ministerin für Umwelt und Naturschutz. Wolfgang Schäuble, der damalige CDU Vorsitzende, ernannte sie 1998 zur Generalsekretärin. Nachdem Schäuble im Jahre 2000 zurückgetreten war, übernahm Merkel das Amt der CDU Vorsitzenden und wurde schließlich 2005 zur Kanzlerin gewählt.

Mit Merkels Ankündigung, ihren Parteivorsitz bei der CDU, den sie 18 Jahre innehat, aufzugeben, könnte sich für die Partei die Chance ergeben, sich neu zu strukturieren. Dies bietet auch Raum für Spekulationen, welche potentiellen Kandidaten das Kanzleramt übernehmen könnten.

Was sagt die Bevölkerung Deutschlands zu dieser Entscheidung?

Plenarsaal Deutscher Bundestag

Viele Deutsche sind nicht zufrieden mit der Regierung. (Bild: wikipedia.org)

Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa ergab, dass die Deutschen geteilter Meinung sind, was Merkels Rücktritt betrifft. Demnach sind 41 % aller Befragten für einen zeitnahen Rücktritt der Kanzlerin.

45 % sprachen sich dafür aus, dass sie wenigstens noch bis zum Ende der Legislaturperiode 2021 in ihrem Amt verbleiben solle.

Was die Leistungen der Kanzlerin angeht, so stellten die Befragten der Regierungschefin ein weniger gutes Zeugnis aus. Nur 9 % gaben an, sehr zufrieden mit ihrer Arbeit zu sein, 30 % seien eher zufrieden. Dem gegenüber stehen 21 %, die sehr unzufrieden seien.

Wer wird neuer Parteivorsitzender der CDU?

Merkel wird nicht mehr als Kanzlerin kandidieren und gibt bereits jetzt ihr Amt als Parteivorsitzende der CDU ab. Jetzt stellt sich die Frage, wer der geeignete Kandidat für den Posten des Parteichefs sein könnte.

Bei den aktuellen Live Umfragen der Süddeutschen Zeitung erreichte der ehemalige Unionsfraktionschef Friedrich Merz 57 %. Annegret Kamp (CDU) folgt mit 27 %. Der Gesundheitsminister Jens Spahn und Armin Laschet folgen mit 7 %, bzw. 10 %. Allerdings ließ Laschet noch die Frage unbeantwortet, ob er kandidieren werde.

Die Prognosen der Buchmacher

Was die potentiellen Kandidaten für das bald vakante Kanzleramt betrifft, machen sich auch die Buchmacher Gedanken über eine mögliche Nachfolge und analysieren Umfragen und Meinungstrends, um die Quoten für die Kandidaten mit den besten Chancen zu erstellen.

Ob es zu einer Auflösung der großen Koalition zwischen CDU und SPD kommt, spielt eine erhebliche Rolle, wenn es um die Frage der Nachfolge Merkels geht. CDU und CSU sind gespalten und daher aktuell geschwächt. Dennoch sind Kandidaten der konservativen Partei jene mit den größten Chancen auf das Amt.

Friedrich Merz (CDU)

Friedrich Merz

Friedrich Merz gilt als Favorit. (Bild: wikipedia.org)

Merz will in der Politik wieder durchstarten und sagte, dass er für das Kanzleramt kandidieren werde. Bereits im Jahre 2002 war Merz Fraktionschef der CDU/CSU, verlor aber dann seinen Posten und zog sich 2009 sogar gänzlich aus dem Bundestag zurück. Aktuell ist er als Finanzberater tätig und stellt somit eine Verbindung zwischen Wirtschaft und Politik her.

Orientiert man sich den aktuellen Umfragen des britischen Meinungsforschungsinstituts YouGov, bevorzugten bereits jetzt 23 % der befragten Deutschen Merz als neuen Kanzler. Bei den Buchmachern wird Merz mit einer Quote von 3.00 gehandelt.

Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU)

Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) war lange Ministerpräsidentin im Saarland, seit Februar 2018 ist sie Generalsekretärin der CDU. Kramp-Karrenbauer gilt als Merkels bevorzugte Kandidatin.

Der ehemalige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen, Bernhard Vogel, CDU, soll sich für ihre Kandidatur ausgesprochen haben. Laut seinen Aussagen garantiere Kramp-Karrenbauer Kontinuität. Für die Buchmacher hat sie mit einer Quote von 4,00 die zweitbesten Chancen auf das Kanzleramt.

Robert Habeck (Grüne)

Robert Habeck von den Grünen hat mit Annalena Baerbock den Bundesvorsitz der Grünen inne. Der ehemalige Minister für Energie und Landwirtschaft in Schleswig-Holstein soll ernsthafte Chancen auf das Kanzleramt haben. Damit könnte er der erste Politiker der Grünen werden, der Bundeskanzler wird.

Robert Habeck

Robert Habeck von den Grünen könnte auch Chancen haben. (Bild: wikipedia.org)

Noch nimmt der Kandidat der Grünen eine Außenseiterrolle ein, auf der anderen Seite ist jedoch zu beobachten, dass die Grünen immer größeren Zuspruch der deutschen Bevölkerung erhalten.

Dies wurde nicht zuletzt bei den hessischen Landtagswahlen sichtbar. Die Grünen erhielten 19,8 % der Wählerstimmen. Bei den Buchmachern wird Habeck mit einer Quote von 9,00 gehandelt.

Könnten auch Vertreter kleiner Parteien Chancen auf den Kanzlerposten haben? Die Buchmacher sehen dies kritisch, doch auch in der Politik kann es zu Überraschungen kommen. Für Alice Weidel von der AfD bieten die Buchmacher eine Quote von 34,0.

In der Politik ist derzeit viel in Bewegung, vieles könnte sich noch ändern und hängt auch davon ab, ob die große Koalition bis zum Ende der Legislaturperiode regiert oder ob es zu Neuwahlen kommt.