Donnerstag, 25. April 2024

Können moderne Technologien Jugendliche und Problemspieler vom Spielen abhalten?

Smartphone Hand|Under 18 Schild|Experian Logo

Seit einigen Jahren durchlebt das Online Glücksspiel einen stetigen rasanten technologischen Fortschritt. Jedes Online Casino strebt heute danach, die beste mobile App, die unkompliziertesten Banking Methoden und die graphisch hochauflösendsten Spiele zu haben.

Doch laut einem aktuellen Bericht des Online Magazine TechRadar stehen auch zur Optimierung des Spieler- und Jugendschutzes neue Technologien in den Startlöchern.

Jugendliche tippen anders

Technologien dringen durch alle Bereiche unseres Lebens, doch nirgendwo ist der Fortschritt schneller als im Bereich Internet Gaming. Egal ob Videospiele, eSports oder klassische Online Casinospiele, das Rennen um die besten und modernsten Technologien hat längst begonnen.

Damit werden vor allem jüngere, technologie-begeisterte Menschen angesprochen, in deren Leben das meiste per Smartphone oder Tablet organisiert wird und die über verschiedene moderne Zusatz-Gadgets verfügen. Bei vielen Videospielen, aber insbesondere natürlich beim Glücksspiel, ist Minderjährigen unter 18 Jahren das Spielen jedoch gänzlich untersagt.

Under 18 Schild

Online Casinos sind für Minderjährige tabu (Bild: Wikimedia)

Umso schwieriger ist es für Online Casinos und Co., nicht über die eigentliche Zielgruppe hinweg auch Minderjährige auf sich aufmerksam zu machen. Wenig verwunderlich ist da, dass international die Zahlen minderjähriger Spieler seit Jahren stetig ansteigen.

Die meisten Online Casinos sind zwar heute technisch gut ausgestattet, um das Spielen Minderjähriger zu unterbinden, doch finden diese immer wieder Wege, die Restriktionen zu umgehen. Häufig wird bei der Anmeldung und Einzahlung von Geldern schlicht die Identifikation eines Erwachsenen, meist der Eltern, verwendet.

Doch auch das könnte laut TechRadar jugendlichen Spielern in Zukunft schwieriger gemacht werden. Neue Technologien sollen künftig erkennen, wenn die Smartphone- oder Computernutzung nicht zu den angegebenen ID-Daten passt.

Angesetzt werde hier im Bereich des maschinellen Lernens. Es sind Computerprogramme entwickelt worden, die den Spieler kategorisieren können. Dies soll insbesondere durch die sogenannte „Keystroke Analysis“ möglich werden.

Keystroke Analysis, auch Keystroke Biometrics, ist eine Methode zur Identifikation von Internetnutzern anhand deren Schreib- und Tippverhalten. Keystroke Analsysis Programme analysieren dafür die Muster des Eingetippten, in etwa wie schnell der Nutzer tippt, wie lange er die einzelnen Buchstaben drückt oder wie viel Zeit zwischen einzelnen Wörtern vergeht.

Das Programm vergleicht dann entnommene Textsequenzen mit jenen, die bereits kategorisiert wurden. Während zwar jedes Individuum sein eigenes Tipp- und Schreibmuster hat, zeigen sich deutliche Gemeinsamkeiten innerhalb verschiedener Altersgruppen und Sozialschichten.

Angewandt auf Online Casinos würde dies bedeuten, dass die Software erkennt, wenn ein Minderjähriger mit den Daten eines deutlich älteren Erwachsenen zu spielen versucht. Die Software kann dann Online Casino Mitarbeiter darauf aufmerksam machen, damit weitere Identifikationsnachweise eingefordert werden können.

Limits für Problemspieler

Doch nicht nur Minderjährige könnten durch ausgereifte Technologien vom unerlaubten Spielen abgehalten werden. Mit den richtigen Programmen könnte auch Problemspielern leichter eine Grenze gesetzt werden, inklusive jener, die sich noch nicht selbst vom Glücksspiel ausgeschlossen haben.

Experian Logo

Open Banking von Experian soll Kreditwürdigkeit feststellen (Bild: Wikipedia)

Das irische Informations-dienstleistungs-Unternehmen Experian launchte dazu erst im Januar dieses Jahres ein Programm, welches Online Casinos ermöglichen soll, zu erkennen, ob sich Spieler ihre Einsätze überhaupt leisten können.

Eingesetzt werden soll der sogenannte „Affordability Check“, der einem Open Banking System folgt, vor allem dann, wenn sich das Spielverhalten eines Nutzers dramatisch verändert und Anzeichen auf Spielsucht vorliegen.

Die Casino-Kunden müssen jedoch einwilligen, bevor derartige finanzielle Informationen über sie eingezogen werden. Erklärt sich der Spieler dazu bereit, darf Experian Einblicke in die monatlichen Einkünfte und Ausgaben erhalten und nachsehen, auf welchen Glücksspiel Websites bereits wie viel Geld gesetzt wurde.

Tom Blacksell von Experian erklärte dazu:

Innovative Open Banking Services können der Glücksspielindustrie helfen, Spieler vor der Entwicklung problematischen Spielverhaltens zu schützen. Personen, die uns Zugriff auf ihre Daten erlauben, können sicher sein, innerhalb ihres finanziellen Rahmens zu spielen.

Das Unternehmen errechnet anhand der Daten einen Credit Score (Kreditwürdigkeit), der dann an die Casinos weitergegeben werden kann. Diese können dann entscheiden, ob ein Spieler vom Spielen ausgeschlossen werden sollte.

Das britische Glücksspielunternehmen Rank Group, Inhaber der Grosvenor Casinos und Mecca Bingo, war der erste Konzern, der sich die Technologie von Experian zunutze gemacht hat. Auch weitere britische Glücksspielanbieter haben bereits ihr Interesse verkündet und könnten den Affordability Check bald ebenfalls einsetzen.

Sollten alle Online Casinos und Buchmacher diesen Service künftig anbieten und die Spieler sich tatsächlich zur Teilnahme bereiterklären, könnte ein weiterer wichtiger Schritt im Kampf gegen Spielsucht gemacht werden.