Donnerstag, 25. April 2024

Mybet beantragt Insolvenz: Gespräche mit Investoren gescheitert

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Logo der Mybet Holding SE (Bildquelle: Mybet)

Am Dienstagnachmittag gab der Online Sportwetten- und Casinoanbieter Mybet öffentlich bekannt, einen Antrag auf Insolvenz einzureichen. Die im Juli begonnenen Gespräche mit den strategischen Investoren seien endgültig gescheitert.

Insolvenzverfahren nicht mehr abzuwenden

Die Mybet Holding SE wurde bereits 1998 gegründet und bot seit 2003 Online Sportwetten an. Damit war das deutsche Unternehmen eines der ersten der Branche und es folgten viele Jahre des Erfolges.

Nun aber verkündete am Dienstag der Vorstand der Mybet Holding SE per Ad hoc Mitteilung, dass die Einreichung eines Insolvenzantrages nun vorbereitet werde. Dieser soll bereits am Freitag dem zuständigen Amtsgericht vorgelegt werden.

Die Gesellschaft selbst sowie ihre zwei Konzerngesellschaften seien in dem Insolvenzantrag eingeschlossen. In der Mitteilung wurde „drohende Zahlungsunfähigkeit“ als Grund angegeben.

Mitte Juli begann das Unternehmen Verhandlungen mit einem potentiellen Investor. Dieser sollte 100 % der Anteile der beiden Konzerngesellschaften Personal Exchange Ltd. und PNO Casino Ltd übernehmen und damit sämtliche Mybet Online-Rechte erhalten.

Am 13.07 brachte das Unternehmen diesbezüglich eine Ad hoc Mitteilung heraus:

Der Vorstand der mybet Holding SE (…) hat mit Zustimmung des Aufsichtsrats am 13. Juli 2018 ein nicht exklusives Term Sheet mit einem strategischen Investor unterzeichnet. Gegenstand des Term Sheets ist die mögliche Veräußerung des unter der Domain www.mybet.com betriebenen Online-Geschäfts der Gesellschaft.

Nach gut einem Monat der Verhandlungen sind diese nun ohne Erfolg zu Ende gegangen. Als Grund für diesen Ausgang wurde genannt, dass gewisse Bedingungen seitens der Investoren nicht erfüllt werden konnten. Genaueres dazu ist der Öffentlichkeit derzeit nicht bekannt.

Für Mybet wäre dies der einzige Ausweg aus einer prekären Situation gewesen. Im besten Fall hätte die Gesellschaft die verbleibenden Geschäftsbereiche weiterführen können und seine stationären Wettshops weiterhin betreiben und ausbauen können. Mit dem Scheitern der Investorengespräche führt nun jedoch kein Weg an der Insolvenz vorbei.

Steuerschulden brachten Mybet in die Krise

Das Berliner Unternehmen, welches unter anderem an der Frankfurter Börse eingetragen ist, hatte finanziell schon länger zu kämpfen und war vom Finanzamt Frankfurt dazu angehalten worden, die 4 Millionen rückständigen Sportwettensteuern zu begleichen.

Mybet hatte bei besagtem Finanzamt einen Antrag auf einstweilige Einstellung der Vollstreckung dieser Schulden eingereicht, jedoch wurde dieser abgelehnt. Dies sei ein weiterer Faktor gewesen, warum man sich für die Anmeldung der Insolvenz entschieden habe.

Zusätzlich zu seinen 4 Millionen Steuerschulden hatte der deutsche Sportwetten-Riese 2015 und 2017 auch jeweils zwei Wandelanleihen in Anspruch genommen. Hier stehen zum jetzigen Zeitpunkt weitere 3 Millionen Schulden bei den entsprechenden Aktionären aus.

Die Mybet Holding SE ist bei verschiedenen deutschen Börsen eingetragen. Der Aktienkurs ist bei allen insbesondere im Laufe des letzten Monats rapide gefallen. Ein stetiger Verfall war aber schon seit Beginn 2017 zu beobachten.Aktuelle Börsenkurse

Berichten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zufolge ist der Kurs in kürzester Zeit um ganze 70 % gefallen. In dem Zusammenhang sprach die Zeitung von dem Ende eines „lange[n] Kapitel[s] einer einer Wett- und Glücksspielaktie“.

Stetiger Verlust von Kunden schon seit Jahren

Besonders in den ersten Jahren seit seiner Gründung war der Anbieter Mybet bei Sportfans in Deutschland sehr beliebt. Das Sportwetten Angebot wurde dann vor vielen Jahren um ein Online Casino bereichert.

Der Anbieter erhielt seine Lizenzierungen durch die Malta Gaming Authority. Darüber hinaus lag seit 2012 eine zweite Lizenzierung durch das Innenministerium Schleswig-Holstein vor.

In den letzten zehn Jahren jedoch ist die Konkurrenz in der Branche exponentiell gewachsen und Mybet hatte in der Folge mit dem Verlust vieler Kunden zu kämpfen. Bessere Angebote und eine modernere technische Ausstattung anderer Anbieter setzen die Wett- und Casino Plattform zunehmend unter Druck.

Mybet Sportwetten App

Mybet Sportwetten App (Bildquelle: Mybet)

Mybet scheint dabei den Anschluss verloren zu haben und launchte seine App erst Jahre, nachdem andere Online Buchmacher diesem Trend bereits nachgegangen waren. Eine Sportwetten App kam erst nach der Europameisterschaft 2016 auf den Markt, was möglicherweise kein sehr gutes Timing war.

Geplant war das abrupte Aus des Unternehmens dennoch nicht. Erst zu Beginn diesen Monat wurde die Lizenzierung durch die Malta Gaming Authority erneuert.

Ungewisse Zukunft für Mitarbeiter und Kunden

Mybet beschäftigt weit mehr als 100 Mitarbeiter und verfügt über Standorte in Berlin, Köln und Malta. Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch nicht bekannt, was in den nächsten Wochen und Monaten im Detail geschehen wird.

Derzeit lässt sich die Online Plattform noch wie gewohnt betreten und navigieren. Was mit den Konten der Kunden geschieht, wurde ebenfalls noch nicht öffentlich kommentiert. Von Verlusten von Seiten der Kunden ist jedoch zunächst nicht auszugehen.

Mit dem Ende dieses deutschen Traditionsunternehmens geraten auch andere Sportwetten- und Casino Plattformen unter Druck, denn die stetig wachsende Konkurrenz belebt und wandelt die Glücksspielbranche zusehends.