Mittwoch, 13. November 2024

Versteckte Werbung? Niederländische Glücksspiel­aufsicht geht gegen Advertorials vor

Zeitung zusammengefaltet auf Tisch

Werbung für nicht lizenzierte Glücksspiel-Anbieter ist in den Niederlanden verboten. Seit Anfang des Jahres geht die niederländische Glücksspielaufsicht Kansspelautoriteit (KSA) verstärkt gegen unzulässige Glücksspiel-Werbung vor. Mit Erfolg – wie die Behörde gestern auf ihrer Webseite [Seite auf Niederländisch] berichtet hat.

Die KSA habe dazu in den letzten Monaten eng mit dem Verband lokaler Medien NNP zusammengearbeitet. Der Verband habe seine Mitglieder ermahnt, besondere Vorsicht im Umgang mit der Glücksspiel-Berichterstattung walten zu lassen.

Er habe zudem daran erinnert, dass Werbung für nicht-lizenzierte Online-Casinos als Straftat geahndet werden könne. Seitens einiger Partner habe es zunächst Widerstand gegeben. Mittlerweile jedoch halte sich die Mehrheit der Medienhäuser und Journalisten an die Regeln.

Besonders schwierig sei der Kampf gegen die unzulässige Glücksspiel-Werbung jedoch, wenn sich die Werbung nur schwer als solche erkennen ließe. Die KSA befasse sich daher zunehmend mit sogenannten Advertorials.

Unter Advertorials, auch Adverticles oder Publireportage genannt, versteht man eine Form der schriftlichen Werbebotschaft, die bei den Lesern auf den ersten Blick als informativer Artikel aufgefasst wird. Während die „versteckte Werbung“ in den traditionellen Printmedien über eine unauffällige Positionierung innerhalb von Fließtexten oder subtil werbende Wortwahl erfolgt, bedienen sich Online-Portale zunehmend Links, die in den Text eingebaut werden und die Leser auf die somit nur indirekt beworbenen Webseiten weiterleiten. In beiden Fällen handelt es sich um sogenannte „Schleichwerbung“. Diese ist in beispielsweise Deutschland strafbar, da Werbung grundsätzlich als solche gekennzeichnet werden muss.

Glücksspiel-Werbung Online schwer aufzuspüren

Die unerwünschte Werbung für Online-Casinos erfolge in den Niederlanden passenderweise vorwiegend Online. In der Regel werde diese als sogenannter „Affiliate Content“ markiert. Auf den ersten Blick wirkten die Inhalte jedoch ausschließlich informativer Natur.

Marc Merx, der Leiter der Strafverfolgungsbehörde der KSA, erklärt:

Diese Advertorials enthalten dem Anschein nach nützliche Informationen über das Online-Glücksspiel. Schaut man jedoch genauer hin, sieht man, dass es sich tatsächlich um Werbung für Online-Glücksspiele handelt. Der Text enthält nämlich Links. Wenn man diese anklickt, wird man auf Webseiten mit illegalem Online-Glücksspiel weitergeleitet.

Problematisch sei dies jedoch vor allem dann, wenn die Links bewusst irreleitend platziert würden. Es gebe beispielsweise Fälle, in denen Autoren die Telefonhotline für die Nationale Spielsuchthilfe mit einem Link versehen hätten. Dieser Link habe jedoch statt zur Spielsuchthilfe zu einem illegalen Online-Casino geführt.

Die KSA habe jedoch bereits einen Rückgang dieser Art von Glücksspiel-Werbung verzeichnet. Ob das Werbevolumen für Online-Glücksspiel mit Inkrafttreten des neuen Online-Glücksspiel-Gesetzes 2021 wieder ansteigen wird, bleibt offen. In jedem Fall werden aller Vorraussicht nach viele der Anbieter, die derzeit als illegal gelten, dann über eine niederländische Lizenzierung verfügen.