Dienstag, 23. April 2024

Tageslimit 100.000 EUR: Niederländische KSA warnt Online-Glücksspiel-Betreiber

Kreditkarte liegt auf geöffnetem Laptop Die KSA warnt Online-Glücksspiel-Betreiber davor, gesetzliche Grenzen auszureizen (Quelle:unsplash.com/Cardmapr)

René Jansen, Vorsitzender der niederländischen Glücksspiel-Aufsicht Kansspelautoriteit (KSA), warnt Online-Glücksspiel-Betreiber davor, die rechtlichen Vorgaben zum Spielerschutz über Gebühr auszureizen. In einem aktuellen Blogpost appelliert der Glücksspiel-Wächter an das soziale Gewissen der Betreiber. Sollten die Anbieter ihrer Verantwortung nicht freiwillig gerecht werden, sei damit zu rechnen, dass der Staat eingreife. Denkbar seien obligatorische Spielerlimits.

100.000 EUR an sieben Tagen die Woche

In seinem in dieser Woche veröffentlichten Blogpost [Seite auf Niederländisch] kommentiert der Vorsitzende der in Den Haag ansässigen KSA einen am 22. Januar gesendeten Beitrag des TV-Verbrauchermagazins Kassa. Dieser hatte hohe Wellen geschlagen.

In dem Bericht warfen die Journalisten ein Schlaglicht auf die Online-Angebote der beiden staatlichen Glücksspiel-Betreiber TOTO und Holland Casino. Neben ausgefeilten Maßnahmen, die dazu dienten, Nutzer zum (Weiter-)Spielen zu bewegen, fiel insbesondere die Auslegung der gesetzlich vorgegebenen Spielsucht-Prävention der Betreiber ins Auge.

Seit dem 1. Oktober 2021 erlaubt das niederländische Gesetz über Glücksspiele im Fernabsatz (Wet Kansspelen op Afstand – KOA) lizenzierten Anbietern den Betrieb von Online-Glücksspiel. Es regelt unter anderem, dass Kunden bei Einrichtung ihres Spielerkontos eine Reihe von Beschränkungen festlegen müssen. Hierzu gehören Einzahlungs- und Verlustlimits sowie Obergrenzen für die tägliche Anzahl von Spielstunden.

Bei den untersuchten Webseiten zeigte sich, dass sie Neukunden beim Einrichten der obligatorischen Limits maximale Freiheit gewährten. So zeigt der Beitrag die Möglichkeit, das Zeitlimit auf 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche zu legen. Zugleich kann das Verlustlimit auf bis zu 100.000 EUR eingestellt werden. Von Begrenzungen kann somit de facto keine Rede mehr sein.

Online-Glücksspiel nach schwedischem Vorbild?

In seinem Beitrag zeigt KSA-Chef Jansen durchaus Verständnis für Online-Glücksspiel-Betreiber. So sei das gezielte „Anlocken von Verbrauchern“ so alt wie der Handel selbst. Jeder verstehe, dass die Anbieter in einem kommerziellen Markt tätig seien und sich in einer Konkurrenzsituation befänden. Ungeachtet dessen dürfe nicht vergessen werden, dass es sich beim Glücksspiel um ein riskantes Produkt handele, dessen Angebot eine „große – auch soziale – Verantwortung“ mit sich bringe.

Die Betreiber, so Jansen, sollten nicht nach Schlupflöchern in der Gesetzgebung suchen, denn dies werde sich unweigerlich gegen sie wenden. Auch wenn in den im TV-Beitrag gezeigten Beispielen nichts offiziell „falsch“ gemacht worden sei, rate er den Verantwortlichen, sich erneut mit den Inhalten und Zielen der niederländischen Glücksspiel-Gesetzgebung auseinanderzusetzen. Andernfalls könnten Konsequenzen drohen:

Wenn die Anbieter selbst nicht genügend Verantwortung übernehmen, wird es irgendwann der Staat tun. Dies war kürzlich in Schweden der Fall, wo die Einlagegrenze gesenkt und strengere Kontrollen der Werbung angekündigt wurden. Meine vorsichtige Einschätzung ist, dass auch wir in den Niederlanden diesen Weg einschlagen könnten.

Ob die niederländischen Glücksspiel-Regulatoren Beschränkungen der Industrie nach schwedischem Vorbild tatsächlich als zeitnah einzurichtende Option betrachten, geht aus Jansens Statement nicht hervor. Möglich scheint auch, dass vor allem der öffentlich vielbeachtete Kassa-Beitrag eine deutliche Reaktion der Glücksspiel-Aufsicht erforderlich gemacht haben könnte.