Samstag, 20. April 2024

Wirtschaftsexperte sieht keine Rechtfertigung für Österreichs Glücksspiel-Monopol

Prof. DDr. Friedrich Schneider beim OVWG Prof. DDr. Friedrich Schneider schlägt auch für Österreich ein Multi-Lizenz-System für den Glücksspiel-Markt vor (Bild: Vimeo/OVWG)

Die Österreichische Vereinigung für Wetten und Glücksspiel (OVWG) kritisiert seit langem das teilstaatliche Glücksspiel-Monopol des Landes. Im Rahmen der jüngsten Pressekonferenz des Verbandes hat der Wirtschaftswissenschaftler Prof. DDr. Friedrich Schneider nun seine jüngste Studie zum Thema präsentiert. Wie die OVWG in einem am Mittwoch veröffentlichten Beitrag erklärt, habe auch diese Studie eindeutig gezeigt, dass sich das Glücksspiel-Monopol nicht mehr rechtfertigen lasse.

Keine Zusammenhänge zwischen Monopol und Spielsucht

Laut Prof. Schneider sollte die Monopolisierung einer Branche grundsätzlich die „Ultima Ratio“ darstellen und bspw. im Falle eines Marktversagens als letzte Notlösung dienen. Ein solches Marktversagen habe für die österreichische Glücksspiel-Branche jedoch nicht nachgewiesen werden können.

Die Politik begründe den Erhalt des Monopols dabei immer wieder mit den Risiken und Folgen von Spielsucht. Daher müsse man sich zunächst die laut Schneider rhetorische Frage stellen, ob Spielsucht auch in Gegenwart eines Glücksspiel-Monopols existiere.

Anschließend müsse man analysieren, ob die Spielsucht unter alternativen Marktstrukturen stärker oder geringer verbreitet sei. Auf beide Fragen gebe es bislang aus der Politik jedoch keine evidenzbasierte Antwort.

Die wirtschaftlichen Fakten lägen jedoch vor. Einer Berechnung des Instituts für Höhere Studien zufolge habe Spielsucht die Gesellschaft im Jahr 2019 zwischen 7 und 13 Mio. Euro gekostet. Während Schneider das Problem Spielsucht keineswegs banalisieren wolle, sei dies längst keine „Extremsituation“.

Die sozialen Kosten des Glücksspiels sind nur ein kleiner Bruchteil der sozialen Kosten, die der Gesellschaft durch den Tabak- und Alkoholkonsum entstehen“.

So lägen beispielsweise die volkswirtschaftlichen Kosten des Rauchens ganze 350-mal höher. In Deutschland liege der Faktor bei 40 bis 100, in der Schweiz bei 120. Ähnliche sehe es mit den gesellschaftlichen Kosten durch Alkoholsucht aus.

Weder beim Tabak noch beim Alkohol liege ein Monopol vor. Zusammenhänge zwischen einer Monopolstruktur und der Verbreitung von Süchten gebe es nicht. So sei der Tabakkonsum beispielsweise in den letzten Jahrzehnten auch ohne Neustrukturierung der Industrie stark zurückgegangen.

Alternativvorschlag Multi-Lizenzsystem

Um zu sehen, ob Glücksspielsucht hier eventuell eine Ausnahme darstellen könnte, lohne sich der Blick ins Ausland. Tatsächlich habe es in Ländern, die von einer Monopolstruktur zu einem Lizenzmodell übergegangen seien, keine sichtbaren Änderungen in Bezug auf Spielsucht gegeben.

Auch für Österreich schlage der Wirtschaftswissenschaftler daher ein Multi-Lizenz-System vor.

Das wäre ein Vorschlag, der alle gleichbehandelt und dann haben wir auch nicht das Problem, dass es noch stärkere Abwanderungen ins Internet oder nach Malta gibt und ich glaube, damit finden wir auch eine zeitgemäße Lösung.“

Der Staat müsse dabei dann entscheiden, wie liberal oder restriktiv dieses auszugestalten sei. Er selbst tendiere zu einem eher liberalen System. Beispiele aus anderen Ländern zeigten, dass eine zu strenge Regulierung die Spieler auf den Schwarzmarkt treibe.

Wie OVWG-Präsident Claus Retschitzegger nach Schneiders Präsentation diesbezüglich präzisierte, seien beispielsweise pauschale Einzahlungslimits nicht sinnvoll. Stattdessen sollten derartige Restriktionen individuell und entsprechend der Bonität des Spielers festgelegt werden.