Samstag, 27. April 2024

Österreichs Sportverbände: Protestschreiben gegen Glücksspiel­reform

Ball

Die österreichischen Sportverbände haben sich mit einem Protestschreiben an Vizekanzler Werner Kogler gewandt. In ihrem Schreiben sprachen sich die Vertreter der Sportvereine gegen ein weitreichendes Werbeverbot für Sportwetten- und Glücksspiel-Unternehmen aus, das im Rahmen der Überarbeitung der Glücksspielgesetzgebung eingeführt werden soll, berichtete das Nachrichtenportal Profil am Montag.

Sollte Österreichs türkis-grüne Regierung ihre Pläne umsetzen, könnte das Wegfallen der Sponsoring-Verträge für den organisierten Sport in Österreich immense finanzielle Einbußen zur Folge haben, denn Fußball- und Sportvereine seien zum großen Teil von der Glücksspielbranche abhängig. So heißt es in dem Brief:

Sollten Werbe- und Sponsoringsbeschränkungen für Sportwetten umgesetzt werden, würde eine wesentliche jährliche Budgetsäule des österreichischen Breiten- und Spitzensports wegfallen. Die Sportwett- und Glücksspielunternehmen leisten neben der öffentlichen Hand einen wichtigen Beitrag für alle Ebenen im österreichischen Sport. Sowohl der Profi- als auch der Breitensport sind Großteils direkt, aber auch indirekt über die berichterstattenden Medien, von Kooperationen aus diesem Bereich abhängig.

Sponsoring durch die Glücksspielbranche ist bis in die oberen Ligen sichtbar. So tragen die Spieler der Ice Hockey League, der Basketball-Liga und der höchsten Spielklassen im Handball und Volleyball das Logo von Wett- und Glücksspielanbieter bet-at-home auf ihren Trikots. Tipico ist in der Fußball Bundesliga präsent.

Spielerschutz oder finanzielle Absicherung der Sportvereine?

Für Werner Kogler dürfte die derzeitige Situation eine Gratwanderung bedeuten, denn als Vorsitzender der Grünen wolle er eine strengere Glücksspielregulierung durchsetzen. Dazu gehöre auch ein Werbeverbot für Sportwetten und Glücksspiele zur Gewährleistung des Spielerschutzes. Andererseits ist Kogler als Sportminister den Vereinen verpflichtet.

Fielen die Sponsoringverträge weg, könne dies für die Clubs enorme Verluste bedeuten, bestätigte Christian Feichtinger, Geschäftsführer der Eishockeyliga. Feichtinger sprach von einem mittleren siebenstelligen Betrag, der auf dem Spiel stehe.

Neben dem Werbeverbot von Glücksspiel und Sportwetten sieht der Gesetzentwurf zur Glücksspielregulierung auch ein IP-Blocking nicht lizenzierter Online-Casinos vor. Dies bereite Feichtinger ebenso große Sorgen, denn konzessionierte Sportwetten-Betreiber wie bet-at-home betrieben auch Online-Casinos, allerdings ohne österreichische Lizenz. Diese generierten jedoch rund 60 % der Einnahmen, so Feichtinger.

Auch die Fußball-Bundesliga meldete sich zu Wort. So hätten elf der zwölf Liga-Clubs mindestens einen Sponsor aus der Glücksspiel-Branche. Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer erklärte, dass rechtliche Rahmenbedingungen wichtig seien, doch der Sport dürfe nicht darunter leiden.

Sportvereine und Ligen haben aufgrund der Corona-Maßnahmen hohe Verluste zu verkraften. Laut Profil könnten sie es sich kaum leisten, die Sponsoring-Verträge aufgrund moralischer Bedenken abzulehnen.