Dienstag, 19. März 2024

Online-Glücksspiel in Spanien: Gewinnen die Forderungen nach einer EU-Experten­gruppe an Dringlichkeit?

EU Kommission Brüssel

Der spanische Online-Glücksspielverband Jdigital schließt sich aktuellen Medienmeldungen zufolge den Forderungen europäischer Glücksspielaufsichten nach einer EU-Expertengruppe für das Glücksspiel an. Für den spanischen Glücksspielsektor fällt die Forderung mit dem Ende der Übergangsfrist für das Glücksspielwerbeverbot zum 30. August dieses Jahres zusammen. Damit könnte diese an Dringlichkeit gewinnen.

Europäischer Glücksspielverband spricht sich für Glücksspiel-Expertengruppe aus

Der europäische Glücksspielverband EGBA hatte am 30. Juni in einem Brief an die EU-Kommission in Brüssel erklärt, die Forderungen nach einer EU-weiten Glücksspiel-Expertengruppe zu unterstützen. Diesen Forderungen, so Jdigital, schlössen sich die spanischen Online-Glücksspiel-Anbieter an.

Eine solche Expertengruppe sei für die Glücksspielanbieter Europas und ihre wirtschaftliche Situation von entscheidender Bedeutung. Sie sähen sich von nicht-EU-basierten Online-Glücksspiel-Anbietern bedroht, die in der EU weder Steuern zahlten noch die strikten Spielerschutzmaßnahmen erfüllten.

Wie Jdigital erklärte, sei eine derartige Zusammenarbeit sowohl für die Online-Glücksspiel-Anbieter als auch für die Konsumenten von Vorteil. Sie würde eine Möglichkeit bieten, dem Problem der Offshore-Anbieter entgegenzutreten.

Einheitlichere EU-Regularien für den Glücksspielsektor gefordert

Für den spanischen Online-Glücksspielmarkt könnte eine solche Expertengruppe auch das Licht am Ende des Tunnels hinsichtlich zunehmender Restriktionen bedeuten. Zumindest wäre dies dann der Fall, wenn sie zu EU-weit einheitlichen Glücksspiel-Regularien führen würde. Spaniens Glücksspielanbieter sähen sich nach Meinung von Analysen derzeit nicht nur von Off-Shore-Anbietern, sondern auch von nun deutlich strikteren Werbenormen bedroht.

So endet am 30. August die Übergangsfrist, die Sportvereinen und Online-Glücksspielanbietern bis zum Eintritt des Werbeverbotes eingeräumt worden war.

Am 30. November 2020 trat in Spanien das neue Gesetz zur Beschränkung der Werbung für Online-Glücksspiel-Anbieter in Kraft. Unter anderem verbietet dieses Sportvereinen, Werbung für Online-Glücksspiel-Anbieter zu machen. Alte Sponsoring-Verträge durften bis zum 30. August beibehalten werden. Ab dem 1. September ist unter anderem Trikotwerbung oder Stadion-Werbung für Online-Glücksspiel-Anbieter illegal.

Viele Online-Glücksspiel-Anbieter Spaniens haben auf das Werbeverbot mit einer Änderung ihrer Wachstumsstrategie reagiert. Wie die spanische Wirtschaftszeitung Cinco Días am heutigen Dienstag erklärt, expandierten viele Betreiber derzeit in außerspanische Märkte mit weniger Restriktionen.

Beispielsweise arbeite der Glücksspiel-Anbieter Codere derzeit daran, seine Marktposition in Argentinien auszubauen. Auch der baskische Online-Sportwetten-Anbieter Retabet konzentriere sich künftig auf außer-spanische Märkte. Geschäftsführer Xabier Rodríguez-Maribona erklärte:

Die Investitionen in das Sponsoring werden auf neue Märkte umgeleitet, in denen wir tätig sind, wie zum Beispiel nach Peru. Unsere Idee ist, in anderen Ländern weiter zu wachsen und deshalb investieren wir in Clubs in anderen Märkten, wo das Sponsoring erlaubt ist.

Ende Juni hatte die EU-Kommission bereits auf die Forderung nach einer EU-Expertengruppe für das Glücksspiel reagiert. Die EU-Kommission, so heißt es in dem Antwortschreiben, halte die Expertengruppe nicht für notwendig.

Für einzelne, das Glücksspiel betreffende Themen, wie die Geldwäsche-Prävention, den Kinder- und Spielerschutz sowie Steuerangelegenheiten gebe es bereits Direktionen. Jedoch bieten diese keine Anlaufstelle für die Forderung nach einheitlichen Glücksspielregularien.

Daher könnte es für die spanische Glücksspielwirtschaft umso wichtiger sein, auf die europäische Glücksspiel-Expertengruppe zu bestehen. Ob sie damit den ab September zu erwartenden Folgen der Werbebeschränkungen entgegentreten kann, ist allerdings fraglich.